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Wie der Ferienaufenthalt bei der Oma Christa Zilske aus Seeben zur Liebe ihres Lebens führte "Sach ma Kleene, biste aus Berlin?"

Von Alexander Walter 29.05.2015, 03:12

Aus einer flüchtigen Begegnung in Seeben wurde die Liebe fürs Leben. Christa und Hans Werner Meier aus Pretzier feiern heute goldene Hochzeit

Pretzier l Die junge Christa Zilske ist gerade erst aus den Ferien bei der Oma in Berlin zurück, als sie im Sommer 1960 zu einem Kino-Nachmittag in die Seebener Gaststätte geht. Als sie sich dort angekommen im Dialekt der Hauptstadt mit ihren Freundinnen unterhält, spricht sie plötzlich ein Soldat an. "Sach ma Kleene, biste aus Berlin?", fragt der junge Mann - deutlich hörbar, dass er selbst eben nicht aus Berlin kommt. Und doch: "Es hat sofort gefunkt", erinnert sich die Angesprochene, 55 Jahre später, lachend an den Tag ihrer ersten Begegnung mit dem Grenzsoldaten aus Wolfen.

Es sollte ein schicksalhaftes Treffen werden zwischen der 15-Jährigen und dem 20-jährigen Hans Werner Meier. Heute, am 29. Mai 2015, feiert das in Pretzier lebende Paar nun seine goldene Hochzeit.

So ganz einfach machten es die Seebener Hans Werner Meier damals allerdings nicht, ihre Christa aus dem Dorf zu entführen. "Am Tag nach unserer ersten Begegnung musste ich in der Gaststätte erstmal eine Runde ausgeben", erinnert sich der 75-Jährige Ehemann.

Doch der Einsatz sollte sich lohnen: Nachdem Hans Werner seinen Dienst als Grenzsoldat ein Jahr später beendet und Christa die 10. Klasse abgeschlossen hat, folgt sie ihm nach Wolfen. Zunächst noch in der Wohnung der Eltern von Hans Werner starten die beiden in ihr gemeinsames Leben.

Es folgen fünf Jahre "wilder Ehe", wie man früher sagte, erzählt Christa Meier lachend. Sie macht eine Ausbildung zur Sekretärin in der Farbenfabrik Wolfen, er arbeitet als Chemiearbeiter.

1965 dann endlich die Hochzeit. Als die Eltern von Christa ebenfalls nach Wolfen ziehen und 1966 erst Sohn Andreas und 1977 auch Tochter Iris geboren werden, scheint es ganz, als läge die Zukunft der Familie endgültig im Anhaltischen.

Doch das Leben hat seine eigenen Regeln. "In Wolfen war es schwer Wohnungen zu bekommen", erzählt Christa Meier. Und als das Chemiewerk im fernen Salzwedel Anfang der 70er neben Arbeitsplätzen auch moderne Wohnungen anbietet, zieht die junge Familie doch wieder zurück in die Altmark.

In Salzwedel wachsen die Kinder auf. Während Hans Werner Meier im Chemiewerk arbeitet, verdient seine Frau erst in der Bergschloss-Brauerei, dann im Kreisbauamt ihr Geld. Als die beiden nach der Wende schließlich in die Rente gehen, stehen die vier Enkelkinder im Mittelpunkt. 1996 baut Tochter Iris in Pretzier ein Eigenheim. Für sie ist von Anfang an klar, dass die Eltern mit einziehen. Weil sich die Meiers hier mit viel Zeit und Liebe um die Enkelkinder kümmern, ist die Entscheidung für alle Familienmitglieder ein Glücksfall.

50 Jahre Ehe sind eine stolze Bilanz und doch muss die Frage erlaubt sein: Wie hält man es so lange miteinander aus? "Man sollte nicht gleich die Flinte ins Korn werfen", antwortet Christa Meier. Klar habe es auch mit ihrem Hans Werner immer mal ein Donnerwetter gegeben. "Aber wir haben uns gut ergänzt", sagt die 70-jährige und dann muss die so fröhliche Rentnerin doch eine Träne vergießen.

Für die Zukunft wünschen sich beide, gesund zu bleiben, um möglichst noch viele glückliche, gemeinsame Jahre zu erleben. Ganz sicher wird ihnen ihre Familie dabei helfen, die heute zahlreich zur Feier nach Pretzier kommt. Die Volksstimme gratuliert und wünscht alles Gute.