1. Startseite
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Salzwedel
  6. >
  7. Streit über Schwellen spaltet Viertel in Salzwedel

Verkehrsausschuss Streit über Schwellen spaltet Viertel in Salzwedel

Nach einem schweren Unfall vor zwei Jahren ließ die Stadt in Marienstraße und Finkenweg testweise drei Schwellen auf die Straßen montieren. Seitdem spalten die Schikanen das Wohngebiet.

Von Alexander Walter 11.06.2015, 03:21

Salzwedel l Das Thema bewegt die Anlieger. So viel war klar, als die Mitglieder des Verkehrsausschusses am Dienstag beim Ortstermin am Eck Marienstraße/Finkenweg eintrafen. Mehr als 50 Anwohner aus beiden Straßen, aber auch aus dem benachbarten Drosselweg warteten bereits, um Politik und Verwaltung ihre Meinung zu den seit Januar 2014 installierten Schwellen in Marienstraße und Finkenweg mitzuteilen.

Schnell war klar: Die Anwohner sind zwar fast alle unzufrieden mit der Situation. Eine gemeinsame Haltung vertreten sie deshalb aber nicht: "Die Schwellen müssen weg", forderte etwa Jürgen Mahler, Anwohner der Marienstraße. Wenn Autos über die Schikane vor seinem Haus rollen, wackele das Geschirr in den Schränken. "Wer kommt dafür auf, wenn Schäden an unseren Häusern entstehen", fragte er.

Ute Schulze, ebenfalls aus der Marienstraße, sah das ganz anders. "Für mich steht außer Frage, wenn die Dinger hier weg sind, geht die Raserei wieder los. Wenn das nächste Mal ein Auto in meinen Zaun fährt, präsentiere ich die Rechnung der Stadt."

Immer wieder Unfälle

Tatsächlich hat es die Stadt im Viertel mit einer komplizierten Situation zu tun. Nachdem es in der Vergangenheit immer wieder kleinere Unfälle in beiden Straßen gegeben hatte, raste im September 2013 ein Ford beim Versuch, aus dem Finkenweg in die Marienstraße abzubiegen, frontal in ein Eigenheim. Schaden: 70000 Euro. Den Zaun des Grundstücks von Ute Schulze durchbrach der Wagen damals ebenfalls.

Die als Reaktion vom Verkehrsausschuss beschlossene Einrichtung einer Tempo 30-Zone und die probeweise Installation von drei Schwellen - zwei im Finkenweg, eine in der Marienstraße - sollte die Gefahr bannen. Doch die Politik hatte die Entscheidung offenbar ohne ausreichende Beteiligung der Bürger gefällt.

Im März 2014 protestierten zunächst Anwohner des Drosselweges mit einer Unterschriftenliste gegen die Schwellen. Eine Bürgerbefragung von 112 Haushalten im Quartier auf Initiative der CDU ergab dann im Januar 2015 67 Prozent Zustimmung für den Abbau der Schwellen. Die Gegner des Abbaus warfen der CDU anschließend vor, auch Bürger befragt zu haben, die gar nicht direkt in Finkenweg oder Marienstraße wohnen.

Wie auch immer: Die Mehrheitsmeinung im Viertel war schon bislang unklar und der Ortstermin machte es den Ausschussmitgliedern nicht einfacher: Komplett-Sperrung der beiden Straßen, Einengung der Fahrbahn, Austausch der Schwellen durch Hartgummi-Schikanen - die Anwohner hatten viele, teils widersprüchliche Lösungsvorschläge im Angebot.

Am Ende zeichnete sich zumindest ab, dass die Mehrheit der Bewohner der Marienstraße wohl gegen die Schwelle in ihrem Straßenzug ist, die meisten Bewohner im Finkenweg scheinen dagegen froh über die beiden Schikanen vor ihren Häusern zu sein.

Verkehrsausschuss für Abbau der Schwellen

In seiner anschließenden Sitzung sprach sich der Verkehrsausschuss einstimmig für den Abbau der Schwelle in der Marienstraße aus. Im Finkenweg sollen die Schikanen vorerst verbleiben. Gleichzeitig will die Verwaltung die Anschaffung weicherer Schwellen aus Hartgummi für den Finkenweg prüfen.

Eine Ideallösung scheint auch damit aber nicht gefunden. Gerd Schönfeld (Die Linke) warnte, das Viertel könnte ohne Schwellen zur Entlastungsstrecke für die Thälmannstraße werden.