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"Drei Fragen an…": Volksstimme-Chefreporter und Buchautor Bernd Kaufholz "Für jede Spur, die der Täter verwischt, legt er zwei neue"

11.02.2011, 04:28

Bernd Kaufholz ist am kommenden Mittwoch, 16. Februar, in Salzwedel zu Gast. In der Bücherecke an der Breiten Straße präsentiert der Volksstimme-Chefreporter ab 19 Uhr sein Buch "Mord für 40 Ostmark" über authentische Kriminalfälle aus den 1970er-Jahren. Volksstimme-Redakteur Peter Hintze hat im Vorfeld der Lesung mit dem Autoren gesprochen.

Volksstimme: "Mord für 40 Ostmark", heißt dein jüngstes Werk. Was verbirgt sich hinter dem schaurigen Titel?

Bernd Kaufholz: Es geht um ein Tötungsverbrechen in Hessen bei Halberstadt im Februar 1974. Ein junger Mann erschlug damals einen Rentner auf brutalste Weise. Seine Beute waren 40 Mark. Diese Tat, die von der Bezirksmordkommission schnell aufgeklärt wurde, ist einer von acht Fällen, die im Bezirk Magdeburg zwischen 1963 und 1975 geschahen und die ich beschreibe. Es handelt sich dabei ausschließlich um vollendete Tötungsverbrechen. Lediglich die zwei jungen Männer, deren Ausbruchsversuch 1963 aus dem Magdeburger Gefängnis vereitelt wurde ("Das Drehstahl-Attentat"), standen "nur" wegen versuchten Mordes vor Gericht.

Volksstimme: Wo hast du überall für diese Geschichten recherchiert?

Kaufholz: Ausgangspunkt sind häufig kurze Mitteilungen in Zeitungen. Dann bekomme ich bei Lesungen hin und wieder Hinweise auf alte Fälle, die im Ort für Aufsehen gesorgt haben. Je kleiner die Gemeinde, desto genauere Hinweise bekomme ich. Dann hat es in Magdeburg eine gute Zusammenarbeit mit der Staatsanwaltschaft gegeben, die mich bei der Recherche der DDR-Fälle unterstützte.

Volksstimme: Gibt es deiner Meinung nach den perfekten Mord?

Kaufholz: Das ist eine Frage, die ich mir auch schon des Öfteren gestellt habe. Aber da die meisten Tötungsverbrechen so genannte Beziehungstaten sind – das heißt, dass der Mörder im Umfeld des Täters zu finden ist – werden sie mehr oder weniger schnell aufgeklärt. Das "Problem" ist, dass man noch so umsichtig vorgehen und Spuren, einschließlich der Leiche, beseitigen kann, irgendeinen Fehler begeht man doch. Eine alte Kriminalistenweisheit sagt: Für jede Spur, die der Täter verwischt, legt er zwei neue. Am kompliziertesten für die Ermittler sind Fälle, bei denen Täter und Opfer keinerlei Beziehungen – bis auf den Mord selbst – haben. Zum Beispiel Auftrags-tötungen. Der Täter kommt, drückt ab und verschwindet wieder.