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Offener Brief von Oberbürgermeisterin Sabine Danicke an den CDU-Landtagskandidaten Jürgen Stadelmann "Wahlkampf auf Rücken meiner fleißigen Mitarbeiter"

16.02.2011, 04:28

Zum Volksstimme-Artikel "Es ist ein Armutszeugnis, was die Verwaltung hier vorlegt" vom 12. Februar über die Mitgliederversammlung des CDU-Stadtverbandes Salzwedel erhielten wir folgenden Offenen Brief von Oberbürgermeisterin Sabine Danicke, den sie an den CDU-Landtagskandidaten Jürgen Stadelmann geschrieben hat.

Lieber Jürgen Stadelmann, wir kennen uns schon sehr lange, haben uns geschätzt und oftmals auch unterstützt. Was ich aber enttäuschend finde, ist, dass ich aus der Zeitung erfahre, dass dein aktueller Landtags-Wahlkampf in die Richtung geht, Geschütze gegen die Stadtverwaltung und die Oberbürgermeisterin der Hansestadt Salzwedel aufzufahren. Ich finde es ziemlich keck, billig und auch schade, dass es immer das gleiche Spiel ist, dass auf dem Rücken meiner fleißigen Mitarbeiter unsubstanzieller Wahlkampf geführt wird und dass man im gesamten politischen Getriebe auf die schwächste Stelle, die Kommune, eindrischt.

Zugleich beschmutzt du auch das eigene Nest - obwohl wir nur das Beste aus der finanziellen Situation machen, die aus Landes- und Bundesbeschlüssen resultiert. Und wer könnte das im CDU-Stadtverband besser wissen als du? Aber du hast nicht aufgeklärt und lässt die Heckenschützen vom Fernsitz zum wiederholten Male angriffslustig gewähren.

Amtsblatt schon 1993 abbestellt

Dabei teilen längst nicht alle CDU-Mitglieder die im Artikel zitierten Meinungen. Denn es gibt ein konstruktives Miteinander von CDU-Stadtrats-Fraktion und mir; da denke ich an die Finanz-Klausur am 14. Juni 2010, an die immer um Frieden bemühte Christa Rietzschel oder die beinahe ungeteilte Zustimmung des Stadtrates zu den die Hansestadt langfristig weiterentwickelnden "Marketingwege 2030" und schließlich auch zum stark einschneidenden Haushalts-konsolidierungskonzept. Wo waren da eigentlich die Vorschläge dieser Leute, die jetzt unwidersprochen auf uns schießen?

Es reicht eben nicht aus für eine Hansestadt, vor einer Wahl einen Spielplatz zu beräumen. Und dass Handelsketten sich nicht nach Einzelhandelsgutachten einer Stadt richten, sollte die "Wirtschaftspartei CDU" vor Ort schon wissen, ebenso, dass bereits 1993 das entsprechende teure Amtsblatt von der CDU-geführten Stadtverwaltung abbestellt wurde, stattdessen das Ministerialblatt mit allen für uns wichtigeren Informationen bezogen wurde - und das schon seit 17 Jahren! Warum das jetzt plötzlich anders ist, das hättest du eigentlich deinen CDU-Mitgliedern erklären müssen. Im Übrigen sichtet Herr Fernitz seit zwei Jahren das alte Verkehrskonzept der Stadt – ohne dass uns eine neue Idee erreicht hat.

"Rundumschläge sind nicht mein Ding"

Du siehst, einen "Rundumschlag" könnte ich auch machen, aber das ist nicht mein Ding, auch nicht, Gesprächen auszuweichen. Ich könnte auch zum wiederholten Male auf die vielen positiven Dinge hinweisen, die wir gemeinsam mit allen Stadtrats-Fraktionen in den nur zweieinhalb Jahren meiner Amtszeit auf den Weg gebracht haben. Zweieinhalb Jahre sind nicht genug - aber wir sind auf dem richtigen Kurs. Da wird geschrubbt und gearbeitet - und das lasse ich mir auch von einem unverantwortlichen geschäftsführenden CDU-Stadtverbandsvorsitzenden, Herrn Fernitz (ohne öffentliches politisches Mandat), nicht kaputt machen.

Du solltest deinen Wahlkampf mit Schlüsselwerten wie Ehrlichkeit, Verantwortung und Dankbarkeit für das vor Ort Erreichte verbinden. Das verschafft dir nicht nur einen inneren Fluss der Harmonie, sondern belohnt dich auch mit einer authentischen Form der Macht, die nichts mit einem aufgeblasenen Ego zu tun hat. Und wie du weißt, bin ich mit diesen Idealen und auch ohne einen Parteibasis-Hintergrund sogar direkt und ganz bewusst von den Bürgern der Hansestadt Salzwedel gewählt worden. Denke an meine Worte: Wenn wir für die Gesellschaft, in der wir leben, einen kreativen Beitrag leisten, haben wir mehr gekonnt, als wenn wir gegeneinander antreten.

Für deinen Wahlkreis I wünsche ich dir für deinen Wahlkampf lebenskluge Menschen, die dich wohlwollend und ehrlich begleiten. Ansonsten wäre es schade für uns Hansestädter.