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Jahreshauptversammlung der Urania Salzwedel Erwachsenen-Bildungsverein kontra Analphabetismus

Von Torsten Adam 14.03.2011, 04:29

Die Urania Salzwedel erfreut sich eines immer größer werdenden Zuspruchs. Der Erwachsenenbildungsverein zählt nunmehr 126 Mitglieder, 14 mehr als vor Jahresfrist. Während der Hauptversammlung am Sonnabend im "Eisen-Carl" sprach Vorsitzende Ute Lippstreu von 6000 Leuten, die in den vergangenen zwölf Monaten an den 340 Urania-Veranstaltungen teilgenommen hätten.

Salzwedel. Die Salzwedeler bilden den größten der sechs Urania-Vereine im Land Sachsen-Anhalt. Das rührige Vereinsleben ist auch ein Verdienst der Mitglieder, die sich nicht nur auf verschiedenste Weise bilden lassen, sondern selbst einen aktiven Beitrag zu den Veranstaltungen leisten. Dieses Lob sprach Detlef Rademeier, Geschäftsführer des Urania-Landesverbandes, aus. Gleichzeitig verwies er auf ein massives Problem in der Erwachsenenbildung, das sich an den seit Jahren rückläufigen Stunden bemessen lasse. Es sei schlimm, dass sich nicht jeder Bildung leisten könne. "Hier hat die Politik versagt. Da bildet sich eine Parallelgesellschaft", warnte Rademeier und nannte aufschreckende Zahlen: Rund 9 Prozent der im Altmarkkreis lebenden Menschen seien Analphabeten. Weitere 14 Prozent hätten Lese- und Schreibkompetenzen, die unter Grundschul-Niveau liegen. Das heißt: Fast ein Viertel der Westaltmärker hat massive Bildungsdefizite.

Nichtsdestotrotz erreichte die Urania mit 3300 Stunden nahezu das Niveau des vorangegangenen Abrechnungsjahres, sagte die Vorsitzende Ute Lippstreu stolz. 17 Tagestouren und 6 Mehrtagesfahrten bereicherten das Vereinsleben. "Wir waren insgesamt 44 Tage unterwegs." Mit "Wir" meinte sie 960 Reiselustige - 98 mehr als im Jahr 2009. Die Fahrten führten nach Cornwall, Dresden, Bremerhaven, ins Baltikum, ans Steinhuder Meer, auf Helgoland oder in den Teutoburger Wald. Aber auch die nähere Umgebung wie der Harz im Advent, Colbitz, Wittenberg, die Landesgartenausstellung Aschersleben oder der heimische Märchenpark waren Ziele, die von Geschäftsführer Wolfgang Fölsch zu Sitzungsbeginn in einer Bilder- galerie in Erinnerung gerufen worden waren.

In den Vorträgen sei der Verein wieder um Vielfältigkeit bemüht gewesen, sagte Ute Lippstreu. Referate über Technik, berühmte Persönlichkeiten, Geschichte oder das Alte Testament zählten dazu. Der Auftritt von Abenteurer Jo Bentfeld im Filmpalast oder der Vortrag von Edgar Most, dem letzten Vizepräsidenten der DDR-Staatsbank, im Jahngymnasium wertete die Vorsitzende als beson- ders interessant. Sprach- und Malkurse, Bildungsangebote für Altenpfleger, das Coaching in Kitas, der Urania-Klub oder der Gesprächskreis über Gott und die Welt waren weitere Facetten der Urania-Arbeit. Wie auch der medizinische Donnerstag im Altmark-Klinikum. "Die Bemühungen um eine Fortsetzung waren bisher leider erfolglos", bedauerte Ute Lippstreu. Bewährt hätten sich die Zusammenarbeit mit den Landsenioren und dem Naturschutzbund.

Mit Walther Böhmes Lebenserinnerungen und den Begleitheften zur Sagenstraße setzte die Urania die alte Tradition fort, Lektüre selbst herauszugeben. Böhme erhielt für sein Pensum zugunsten des Vereins ein besonderes Dankeschön von Ute Lippstreu, ebenso wie die zahlreichen Referenten.

Bevor Joachim Thielbeer den Haushaltsplan 2011 vorstellte, hielt Helga Reichelt den Kassenbericht 2010. Sie mahnte zu mehr Sorgfältigkeit bei der Dokumentation der Haushaltsabläufe. Wolfgang Fölsch gelobte nach dem erneuten Hinweis nun Besserung. Kritik gab es auch an der Aktualität der Internetseite. Lutz Franke sagte, dass dies eigentlich wenig Mühe mache und wichtig sei, um jüngere Menschen für den Verein zu gewinnen.

Nach der Wiedergründung feiert die Salzwedeler Urania demnächst ihren 20. Geburtstag, zu dem Ideen gefragt sind. Zur nächsten Versammlung soll ein Nachfolger für Dr. Norbert Vollmer gewählt werden. Der stellvertretende Vorsitzende hat aus beruflichen Gründen um die Entbindung von seinem Ehrenamt gebeten.