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Regionalmanager Dr. Ulf Schmidt geht Ende Juni in den Ruhestand / Sein Rat: Die Altmark muss auf ihre Stärken setzen

Von Uta Elste 10.05.2011, 06:30

Salzwedel. Eine Aufgabe zu Beginn: "Beschreiben Sie möglichst einfach und plausibel die Aufgabe eines Regionalmanagers." Dr. Ulf Schmidt muss nicht einen Augenblick über die Lösung nachdenken. "Er muss Antworten finden auf die Fragen ,Was hält die Leute in der Region? Wie bleibt die Region lebenswert und wettbewerbsfähig?" Dazu gehöre natürlich zuerst die Möglichkeit, hier den Lebensunterhalt zu verdienen, also Arbeitsplätze und alle Aspekte der Daseinsvorsorge und Lebensqualität, so Schmidt.

Die Antworten müssen jedoch ab Juli andere finden. Ulf Schmidt wird Anfang Juni 65 Jahre alt und geht dann in den Ruhestand. Zeit also, Bilanz zu ziehen über nahezu ein Dutzend Jahre im Regionalmanagement und einige Visionen für die Zukunft zu entwickeln.

"Die Menschen leben eben nicht ausschließlich in Ballungsgebieten"

Das Regionalmanagement startete 1999, als das Daseinsthema noch nicht in dem Maße wie heute im Fokus stand. "Die Menschen leben eben nicht ausschließlich in Ballungsgebieten. Daher besteht ganz einfach der Zwang, auch für die Räume dazwischen tätig zu sein", sagt Dr. Ulf Schmidt. Doch die Aufgabe ist alles andere als leicht.

Das jüngste Beispiel ist erst wenige Tage alt. Bei der Zeitungslektüre musste der Regionalmanager zur Kenntnis nehmen, dass die Altmark beim digitalen Rundfunk zunächst nicht berücksichtigt wird. "Wenn das von vornherein so geplant ist, ist es schwer, dagegen zu steuern", sagt er. Daher müsse die Region von vornherein auf ihre Stärken setzen. Diese unterstreicht Ulf Schmidt regelmäßig in "Altmark aktuell", den Informationen zur Regionalentwicklung.

Die Dezember-Ausgabe 2010 thematisiert beispielsweise das Aktivitäten der Verbandsgemeinde Beetzendorf-Diesdorf zur Zukunft der Kinderbetreuung im ländlichen Raum.

Die jüngsten Informationen bescheinigen altmärkischen Unternehmen, fit für den internationalen Wettbewerb zu sein. Die Stärken der in der Region ansässigen Firmen unterstreiche auch der Wirtschaftspreis Altmark, der in diesem Jahr bereits zum neunten Mal verliehen wird.

Doch die dauerhafte Entwicklung der Wirtschaft könne nicht von der demografischen Entwicklung getrennt werden. Daher werde das Fachkräfteproblem in den kommenden Themen des Regionalmanagements eine wichtige Rolle spielen. "Es geht vorrangig um die Wirtschaft, weil sie nun einmal die Lebensbasis darstellt", so Ulf Schmidt. Wichtig sei in diesem Zusammenhang auch, die wirtschaftlichen Leuchttürme der Region zu hegen und zu pflegen.

Ulf Schmidt lobt die Zusammenarbeit mit der Industrie- und Handelskammer. "Aber als Mangel erweist sich immer wieder das Fehlen von Wissenschaft und Forschung", fügt er hinzu.

Doch es geht dem Regionalmanager nicht nur darum, die Menschen in der Altmark zu halten, sondern die Region nach außen bekannt zu machen. Das bedeute, Themen zu finden, entsprechende Projekte zu entwickeln, Mitstreiter zu suchen, "und die Projekte dann auch wieder abzugeben". Schmidt erinnert an das Bundesprogramm Regionen aktiv oder das Projekt "Altmark on Tour".

"Die Region wettbewerbsfähig und lebenswert zu erhalten..."

Konzeptionelle Überlegungen, wie sie im Regionalen Entwicklungskonzept (REK) dargelegt sind, müssen mit konkreten Aktionen, zusammengefasst im Regionalen Aktionsprogramm (RAP), ausgefüllt werden. Dafür gelte es dann, geeignete Förderprogramme zu finden, beispielsweise das Leader-Programm oder die Gemeinschaftsaufgabe. Derzeit werde auf der Basis des Regionalbudgets das Tourismuskonzept entwickelt. "Die Region wettbewerbsfähig und lebenswert zu erhalten,ist eine Aufgabe, die immer wieder mit Ideen ausgefüllt werden muss", so Schmidt. Selbst Dinge wie die Hanse "müssen immer wieder neu erfunden werden. Straßenschilder mit dem Zusatz ,Hansestadt\' genügen nicht."

Für die Zukunft müsse man sich auch Gedanken machen, wie die Region mit ihren berühmten Söhnen und Töchtern umgehen wolle. Ulf Schmidt erinnert in diesem Zusammenhang an die 200. Geburtstage von Jenny von Westphalen (2014) und Otto von Bismarck (2015), aber auch an den Agrarwissenschaftler Albert Schultz-Lupitz, der am 26. April 180 Jahre alt geworden wäre, oder den Afrikaforscher Gustav Nachtigal, dessen 180. Geburtstag 2014 bevorsteht.

"Hier haben schon immer kluge Bauern gewirtschaftet"

Nicht nur für neue Ideen sei jede Generation gefordert, sondern auch dafür, die Strukturen, in denen die Ideen umgesetzt werden, immer wieder zu hinterfragen und schlank zu halten. "Der Regionalverein ist dafür eine interessante Konstellation", schätzt Ulf Schmidt ein. Projekte aufzulegen, sei vergleichsweise einfach. Aber sie müssen auch unter dem Gesichtspunkt der Nachhaltigkeit finanziell realisierbar sein.

Dass sich engagierte Leute weiter für die Altmark einsetzen, daran zweifelt der Regionalmanager keinen Augenblick. "Hier haben schon immer kluge Bauern gewirtschaftet", sagt er. Sichtbares Zeichen sei die heutige Comenius-Sekundarschule, einst eine Landwirtschaftsschule. Die Versuchsanstalt in Iden setze diese Traditionen in gewisser Weise fort.

Ulf Schmidt lobt die Zusammenarbeit der beiden altmärkischen Landkreise. Gewinnbringend wirke sich auch die Zusammenarbeit mit anderen Regionalen Planungsgemeinschaften aus.

"Unser Blick geht dabei aber weniger in den Süden Sachsen-Anhalts als nach Brandenburg." Dort seien zahlreiche Probleme ähnlich gelagert. "Wir können voneinander lernen", sagt er.