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Ulf Prange im Arendseer Jugendwaldheim handhabt Motorsäge wie Schnitzwerkzeug Waldschrat, Eule, Biber & Co: Kreativität an Holz ausgelebt

Von Helga Räßler 16.07.2011, 06:29

Ob Waldschrat, Eule, Biber, Krokodil oder Schildkröte: Wenn Forstwirt Ulf Prange seine Motorsäge ansetzt, entstehen aus Holz fast lebendig wirkende Geschöpfe. Einladendes Beispiel ist der seiner Krone und Borke entledigte Baum vor dem Jugendwaldheim des Forstamtes Nordöstliche Altmark: Adler, Uhu, Tannen und Rübezahl scheinen präsent. Seit 2009 schnitzt der 43-Jährige motorisiert. Den letzten Schliff verpasst er den Kreationen mit dem Trennschleifer.

Arendsee. Er mag es eigentlich gar nicht, ins Blickfeld der Öffentlichkeit gerückt zu werden. Andere würden auch mit der Motorsäge schnitzen, und sogar viel länger als er. Ulf Prange, Mitarbeiter im Jugendwaldheim des Forstamtes Nordöstliche Altmark in Arendsee, arbeitet lieber im Stillen. Da kann er seiner Fantasie freien Lauf lassen, seinen Ideen Raum geben und aus dem Vollen schöpfen.

Aus dem Vollen will heißen: Wenn er das Holz vor sich sieht, entstehen Formen, Figuren und Wege, wie er diese gestalten kann. "Und beim Sägen muss nicht alles formvollendet sein, kann eine Nase auch mal schief sitzen, ein Schnabel tiefer", sagt er. Das sei eben Natur, denn das Holz habe seine eigene Struktur, der er sich anpassen müsse. Zum großen Teil jedenfalls. Denn es ist schon zu sehen, dass Ulf Prange seinen "Geschöpfen" seinen eigenen Stempel aufdrückt, besser gesagt: in sie hineinsägt. So entstehen Waldschrate mit erstaunten Gesichtszügen, Eulen und Uhus mit wissendem Blick, weit schauende Adler oder Falken und vieles mehr.

Besonders beliebt sind derzeit seine fast lebensecht wirkenden Krokodile und Schildkröten. In einer imposanten Größe, die Kinder zum Spielen und Klettern animiert. Auf zahlreichen Spielplätzen sind seine Kreationen schon gefragt.

Erst seit 2009 gehört Ulf Prange zum Arendseer Jugendwaldheimteam. Vorher arbeitete er neun Jahre lang im Stendaler Amt für Landwirtschaft, Flurneuordnung und Forsten. Nachdem er 1986 seine Lehre in der forstlichen Ausbildungsstätte Magdeburgerforth absolviert hatte und schon einmal den Umgang mit der Motorsäge lernte, ging er zur NVA. Dann kam die Wende. Und statt zu studieren, begann er im Forstamt Tangermünde, später in Schernebeck zu arbeiten. "1992 begann ich, erste Pilze mit der Motorsäge zu schnitzen", erinnert er sich.

Dann habe er im Zuge der Forstamtsstrukturen mehrere Ämter durchlaufen. 1999 habe er einen Lehregang als Landschafts- und Naturpfleger in Quedlinburg absolviert.

"Nach Arendsee zu kommen, war ein echter Glücksfall für mich", freut er sich. Die Arbeit mit den Kinder- und Schülergruppen liege ihm, mache Spaß.

Und nebenher vervollkommne er sein Können mit der Motorsäge. "Da habe ich mir anfangs viel abgeschaut von meinen Kollegen Wolfram Juhl und Roland Leskien", gibt er zu.

Im Moment arbeitet Ulf Prange an einem kleinen Baum mit vielen Gesichtern für ein besonderes Jubiläum: Am 3. August wird das 20-jährige Bestehen des Jugendwaldheims gefeiert.

"Und auch dieses Stück bekommt seinen letzten Schliff mit der Fächerscheibe meines Trennschleifers", so Ulf Prange.