1. Startseite
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Salzwedel
  6. >
  7. Land will Geld für Familienzentren kürzen

Familienhof Salzwedel und EFA Klötze fürchten um Zukunft der pädagogischen Arbeit Land will Geld für Familienzentren kürzen

Von Uta Elste 11.11.2011, 05:24

Die Mitarbeiter des Salzwedeler Familienhofes und der Evangelischen Familienbildungsstätte in Klötze fürchten um die Zukunft ihrer pä-dagogischen Arbeit. Die Zuschüsse aus dem Landeshaushalt sollen stark gekürzt werden.

Salzwedel/Klötze l Wenn Carolin Schulz durch den dicken Aktenordner mit den zahlreichen Fragebögen blättert, stößt sie immer wieder auf die Bitte: Macht weiter so. Darüber hinaus geben die Ausfüllenden wichtige Impulse für die Angebote des Familienhofes. An der Salzwedeler Schmiedestraße ist Carolin Schulz als pädagogische Mitarbeiterin tätig. Ihre Aufgabe: Bildungsarbeit in jedweder Form, die den Menschen der Zielgruppe, jungen Eltern und ihren Kindern, bei der Lebensgestaltung und -organisation hilft. Die Resonanz ist beachtlich. 230 Erwachsene und etwa 200 Kinder, vom Baby bis zum Jugendlichen, kommen wöchentlich in den Familienhof, nutzen die angebotenen Kurse und offene Gruppenarbeit. Im Jahr kommen auf diese Weise etwa 105 Kurse zusammen, bilanziert Familienhof-Leiterin Inge Schnöckel. Nach den Kursen werden die Teilnehmer um Einschätzungen gebeten, die sie dann in den Fragebögen festhalten.

Vergleichbar angelegt ist die Arbeit der Evangelischen Familienbildungsstätte (EFA) in Klötze. EFA-Leiterin Thekla Putzke sorgt dort für Kontinuität, inzwischen seit 15 Jahren. 8297 Nutzer der angebotenen Kurse registrierte sie im vergangenen Jahr. "Die Bildungsangebote haben immer mehr Zuspruch", schätzt sie die Entwicklung ein. Das Angebot reicht dabei vom Prager Eltern-Kinderprogramm (PeKIP) über erste Hilfe beim Kind und Kurse für die Gesundheit, dazu die offene Gruppenarbeit, beispielsweise der Mittwochstreff für sozial Benachteiligte.

Carolin Schulz und Thekla Putzke haben eine Gemeinsamkeit: Ihre Stellen werden erheblich aus dem Landeshaushalt bezuschusst. Noch. Denn im Entwurf des Doppelhaushaltes sind für die kommenden beiden Jahre erhebliche Kürzungen vorgesehen. Anstatt der in diesem Jahr für alle Einrichtungen landesweit vorgesehenen 963500 Euro sollen im kommenden Jahr nur noch 512700 Euro und 2013 400000 Euro zur Verfügung stehen. Neben dem Geld aus dem Landeshaushalt werde die Arbeit noch aus weiteren Quellen finanziert, sagt der Klötzer Pfarrer Johannes Michael Bönecke. Im Fall der EFA seien das die Stadt und die Kirchengemeinde Klötze, der Kirchenkreis Salzwedel und die Landeskirche. Auch der Familienhof Salzwedel wird von seinem Träger, dem EC Landesverband für Kinder- und Jugendarbeit in Sachsen-Anhalt, sowie vom Altmarkkreis Salzwedel finanziell unterstützt. Dazu werden für die angebotenen Kurse in beiden Einrichtungen Gebühren erhoben. "Aber damit sind wir an der Grenze des Machbaren angekommen", schätzt Inge Schnöckel ein.

Würde der Landeszuschuss wegfallen, wäre das durch die anderen Geldgeber nicht kompensierbar, auch nicht durch den Kirchenkreis Salzwedel, so Superintendent Matthias Heinrich. Inge Schnöckel und Pfarrer Bönecke hoffen, dass ein etwaiger Wegfall der Landeszuschüsse nicht einen negativen "Dominoeffekt" nach sich zieht und andere Beteiligte ihren Anteil daraufhin ebenfalls streichen. "Das ist eine extrem gefährliche Gratwanderung", sagt der Klötzer Pfarrer.

Inge Schnöckel und Thekla Putzke sehen ihre Arbeit auch als ein Stück Prävention. "Es ist traurig, wenn hier die Basis zusammengestrichen werden soll", stellt Matthias Heinrich fest.

Die Notwendigkeit der sozialpädagogischen Arbeit in den Familienzentren werde nicht in Frage gestellt, betont Holger Paech, Sprecher des Magdeburger Sozialministeriums. Doch es seien in erster Linie lokale Initiativen, für die die Akteure vor Ort zuständig seien.

Die Hoffnung haben die Akteure weder in Salzwedel noch in Klötze aufgegeben. Auf Anraten ihrer Besucher starteten in beiden Einrichtungen Unterschriftensammlungen bis zum Beschluss des Haushaltes durch den Landtag im Dezember.