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Seit Sommer Anschläge auf Grundstücke in der Altmark, Niedersachsen und Schleswig-Holstein Die Angst geht um bei Deba-Managern

Von Thomas Pusch 21.12.2011, 05:23

Fieberhaft arbeitet die Polizei in Salzwedel und Uelzen daran, eine seit Sommer laufende Brandanschlagsserie aufzuklären. Im Fokus der Täter stehen die Deba-Manager Reinhard Dehncke und Hans-Hermann Brünjes.

Salzwedel l Die Unruhe sei da, auch eine gewisse Angst. Reinhard Dehncke, Gesellschafter der Deba Badsysteme GmbH, ist kein Mann, der sich schnell ins Bockshorn jagen lässt. Doch die Ereignisse der vergangenen Wochen und Monate haben auch an seinem Nervenkostüm gefressen. Am späten Abend des 21. Juli flog ein Brandsatz auf sein Grundstück in Bombeck. Dieser Anschlag war der Beginn einer ganzen Serie. Im Visier des oder der Täter steht seitdem nicht nur Dehncke, sondern auch Vertriebsleiter Hans-Hermann Brünjes.

Er war erstmals am 5. Oktober Ziel eines Anschlages. Genauer sein Grundstück in Räber im Landkreis Uelzen. Brünjes war im Urlaub, das Haus wurde von seiner Schwiegermutter gehütet. Ein maskierter Täter klingelte, die 87-jährige Dame sah ihn durchs Fenster und floh ins Schlafzimmer. Der Maskierte drang ins Haus ein, die Seniorin drückte den Alarmknopf ihres Notrufgerätes und schlug ihn so in die Flucht. "Da hatten wir noch an einen versuchten Einbruch gedacht, aber dann merkten wir, worum es wirklich geht", so Uelzens Kripo-Chef Jan-Olaf Albrecht gestern gegenüber der Volksstimme.

"Das war ein Anschlag aufs Leben"

Reinhard Dehncke (Deba)

Anfang Dezember war nämlich wieder das Grundstück von Brünjes Ziel eines Anschlages. Und wieder war es seine Schwiegermutter, die das Geschehen hautnah miterlebte. Ein Brandsatz wurde gegen ein Fenster geschleudert, nur eine Scheibe der Doppelverglasung zerbarst und das rettete mutmaßlich der Frau das Leben. "Das war ein Anschlag aufs Leben. Wenn das Ding durchgegangen wäre, hätte das ein böses Ende genommen", sagte Dehncke. Und Brünjes räumte ein, dass er nach den ganzen Vorfällen "Gummi in den Beinen" habe. Vor allem mache er sich aber um die beiden Frauen in seinem Haus - seine Ehefrau und seine Schwiegermutter - Gedanken.

Und die macht sich natürlich auch Dehncke, der in dem kombinierten Stall- und Wohngebäude in Bombeck seine Tochter mit ihren beiden Kindern untergebracht hat. "Die Enkelkinder sind neun und elf Jahre alt, das war natürlich ein Schock für sie, als am Montag erst der Alarm ging und dann Polizei und Feuerwehr kamen", schilderte er. Ein Brandanschlag auf sein Haus um 1.30 Uhr und ein Anschlag auf das Grundstück von Brünjes eineinhalb Stunden zuvor waren vorläufige Schlusspunkte der Serie.

"Es wird nach wie vor in alle Richtungen ermittelt", sagte Frank Semisch, Pressesprecher der Salzwedeler Polizei, gestern auf Anfrage. Zu Verdächtigen und Motiven könne er noch nichts sagen, teilweise auch aus ermittlungstechnischen Gründen. Man müsse sich relativ bedeckt halten. Es gebe aber eine enge Zusammenarbeit mit den Kollegen in Niedersachsen. Dies bestätigte auch Albrecht, der Salzwedel als "Dreh- und Angelpunkt der Ermittlungen" bezeichnete. Die Fälle aus Räber würden auch an die Staatsanwaltschaft in Sachsen-Anhalt abgegeben. Insgesamt wurden sieben Brandanschläge verübt, jeweils drei in Räber und Bombeck sowie einer bei Rendsburg auf Dehnckes Firmenwagen. Zudem gab es am Deba-Gebäude im Oktober Schmierereien, erst: "Wer Wind sät, wird Sturm ernten", dann "Der Sturm".

"Ob die Taten mit der Deba im Zusammenhang stehen, kann sich doch jeder zusammenreimen", meinte Dehncke. Es gehe um zwei Mitarbeiter des Unternehmens, zudem stünden zwei der Tattage mit Daten in der Geschichte des im vergangenen Jahr in die Insolvenz geratenen Unternehmens in Verbindung. Am 1. Dezember 2010 wurden die Geschäfte der alten Deba übernommen, die neue Deba ging am 17. Dezember an den Start.