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Michael Goertz gründete vor zehn Jahren eine Selbsthilfegruppe in Salzwedel "Epilepsie ist kein Schnupfen"

Von Fabian Laaß 16.03.2012, 04:08

Der Salzwedeler Michael Goertz leidet seit seinem siebten Lebensjahr an Epilepsie. Vor zehn Jahren gründete er eine Selbsthilfegruppe in Salzwedel.

Salzwedel l "Epileptiker - Na und!" steht auf dem orangefarbenen T-Shirt von Michael Goertz. Der 44-jährige Salzwedeler geht offen mit seiner Erkrankung um und versucht, andere Betroffene zu ermutigen, das auch zu tun. Er gründete 2002 eine Selbsthilfegruppe für Menschen mit Epilepsie in der Hansestadt.

"Ich dachte mir, dass ich nicht der Einzige mit dieser Krankheit bin und wollte eine Plattform haben, auf der ich mich mit anderen Epileptikern austauschen kann", erinnert sich Goertz.

Das erste Treffen fand in den Räumen des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes statt. "Damals kamen zwei Betroffene und ein paar ältere Damen, die dachten, es würde Kaffee und Kuchen geben", berichtet der Hansestädter lächelnd. Alles sei erst einmal etwas seltsam gewesen, doch das habe sich schnell gelegt, meint er. Mittlerweile kommen nicht nur Epileptiker aus der näheren Umgebung zu den monatlichen Treffen. Auch Betroffene aus Lüchow, Stendal und Seehausen sind regelmäßig dabei.

"Wenn wir zusammen sind, sprechen wir über verschiedene Themen wie beispielweise die Selbstkontrolle. Wir tauschen unsere Erfahrungen aus und geben uns gegenseitig Tipps und Adressen von Epilepsietherapiezentren", erklärt der 44-Jährige. Michael Goertz leidet bereits seit seinem siebten Lebensjahr an der Krankheit. Diagnostiziert wurde sie bei ihm 1975.

"Es ist keine Sache wie Husten oder Schnupfen. Wenn ich auf der Straße einen Anfall hatte, dachten die Leute meistens, dass ich betrunken bin und haben mich einfach liegen gelassen", denkt er zurück.

Hilfe bei seiner Arbeit bekommt er von anderen Selbsthilfegruppen und der Deutschen Epilepsievereinigung. "Ohne die vielen guten Ratschläge und Hinweise würde es unsere Gruppe bestimmt gar nicht geben", schätzt Michael Goertz ein.

Dass der engagierte Mann gute Arbeit leistet, zeigen die beiden Glaspokale in seiner Wohnung. Bereits im Jahr 2006 erhielt er den Selbsthilfepreis für Menschen mit Mehrfachbehinderung. Drei Jahre später folgte der Selbsthilfepreis des Landes Sachsen-Anhalt für die Arbeit in einer Selbsthilfegruppe.

"In den zehn Jahren gab es natürlich Höhen und Tiefen. Aber das ist ja ganz normal", meint der 44-Jährige. Am schönsten sei es für ihn, andere Selbsthilfegruppen zu besuchen und so mit Gleichbetroffenen in Kontkat zu treten, sagt der Salzwedeler. "Ich wünsche mir, dass in Zukunft noch mehr Menschen mit Epilepsie auf mich zukommen und ihre Angst überwinden. Viele von uns sind einsam. In der Gruppe können wir uns gegenseitig Halt geben", ist er sich sicher.

Eine Chance dazu bietet sich am kommenden Mittwoch. Ab 15 Uhr findet die Zehn-Jahres-Feier in der Alten Lateinschule statt.

www.epilepsie-salzwedel.de