1. Startseite
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Salzwedel
  6. >
  7. Drei Experimente und eine Notbergung

Schüler und Studenten erlebten im Langobardendorf hautnah die Archäologie Drei Experimente und eine Notbergung

Von Antje Mewes 21.07.2012, 05:21

Zethlingen l Es waren spannende Minuten für Marcel Behrens, Vincent Ulrich, Nastasja Bohlmann und Lucas Redecker, als sie den aus Lehm mühsam geformten Ofenschacht aufbrachen. War es gelungen, das Raseneisenerz zu verhütten? Wenn sie auch keine so genannte Eisenluppe vorfanden, war doch Schlacke entstanden, ein Zeichen, dass das Experiment im Langobardendorf gelungen war. Zwölf Studenten der Uni Magdeburg und ihr Tutor Tony Hannig verbrachten eine Woche auf dem Zethlinger Mühlenberg. Gemeinsam mit ihrem Dozenten Eckart Frey haben sie sich in der Langobardenwerkstatt mit experimenteller Archäologie befasst. Neben der Eisenverhüttung stand das Brennen von Ton und das Färben von Wolle und Stoffen auf dem Plan. Europäische Geschichte studieren die jungen Leute, die den widrigen Witterungsbedingungen trotzten und erfolgreich ihre Experimente umsetzten.

"Es sind interessante Ergebnisse herausgekommen", schätzte Mueumsmitarbeiter Lothar Mittag ein. Bisher sei davon ausgegangen worden, dass in den Grubenbrennöfen für Ton nur Temperaturen von 600 bis 900 Grad erreicht werden. Die Studenten hätten aber bewiesen, das 1200 Grad und mehr möglich sind. "Das ist erstaunlich", kommentierte Mittag.

Wissenschaftlich ging es auch beim Färben zu. Dazu nutzten Larissa Ruhr, Ina Schenk, Julius Schüler und Eva Weien Färberkrapp, der einen rötlichen Farbton erzeugt, Birkenblätter und Färberwaid, aus dem blaube und gelbe Farbe gewonnen werden. "Beim Färberkrapp müssen wir aufpassen, dass die Temperatur nicht über 70 Grad steigt. Sonst verfärben sich die Stoffe bräunlich", erzählte Larissa Ruhr. Doch es gelang, ein sattes Weinrot zu erzeugen.

Über ihre Experimente fertigten die Studenten Faltblätter an und präsentierten die Ergebnisse am Donnerstag Männern und Frauen, die sich an der Uni 50 + beteiligen. Sie waren dazu extra aus Magdeburg und Umgebung nach Zethlingen gekommen. "Es gefällt uns sehr gut hier, was die Studenten uns erzählt haben war interessant", sagte Roswitha Pitzel. Sie und ihr Mann sind so genannte Seniorenstudenten. "Wir können aus einem Angebotskatalog von 240 Veranstaltungen wählen", berichtete Bernhard Pitzel. "Damit unsere grauen Zellen was zu tun haben und wir unsere Allgemeinbildung ständig erweitern", nannte Roswitha Pitzel als Grund, sich im wohlverdienten Ruhestand noch in Vorlesungen zu setzen.

Die Studenten waren nicht die einzigen, die in der vergangenen Woche archäologisch tätig waren. Auch zehn Schüler des Osterburger Gymnasiums lernten die Wissenschaft hautnah kennen. Die Jungen und Mädchen der sechsten bis elften Klassen nahmen eine so genannte Notbergung vor. Dabei gruben sie eine Urne aus. Schon im vergangenen Jahr hatten sie an einer Stelle des Mühlenbergs Scherben eines Gefäßes gefunden. "Damit die Urne nicht zerstört werden kann, haben wir sie jetzt geborgen", erklärte Lothar Mittag. Es wurde ein Grabungsabschnitt geöffnet, das Gefäß vorsichtig freigelegt, eingemessen, gezeichnet, fotografiert und bandagiert. Die Jungen und Mädchen lernten so die Vorgehensweise einer archäologischen Ausgrabung kennen.

Zudem waren an einigen Tagen noch Schülergruppen in der Werkstatt, um die Lebensweise der Langobarden kennenzulernen. "Es war ordentlich was los", fasste Mittag schmunzelnd zusammen.