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Film über Nazis im Hanseat gezeigt Hassparolen "mitten in der Gesellschaft"

Von Fabian Böker 14.09.2012, 03:14

Hitlergrüße, menschenverachtende Texte, Gewaltandrohung - der Film "Blut muss fließen" zeigt eindrucksvoll, wie Nazi-Konzerte ablaufen, und die Politik mancherorts wegschaut. Mittwoch wurde der Film in Salzwedel gezeigt.

Salzwedel l Keinen Eintritt für Nazis - die Ansage am Hanseat war klar. Und so musste eine Gruppe, die in den Augen der Veranstalter der rechten Szene zugehörig war, draußen bleiben, während drinnen der Film "Blut muss fließen" über Konzerte von Neonazis und deren Vordringen in die Mitte der Gesellschaft lief.

Der Journalist Thomas Kuban war mehrere Jahre durch Deutschland und Europa gereist und hat dabei verdeckt Konzerte von Neonazis besucht; immer verbunden mit der Gefahr, aufzufliegen. Zudem konfrontierte er Politiker mit seinen Beobachtungen. Der Filmemacher Peter Ohlendorf begleitete ihn dabei.

Die Szenen, die Kuban bei seinen verdeckten Dreharbeiten filmte, schockierte manchen Besucher. Hunderte Neonazis, die gemeinschaftlich Hassparolen brüllen und zu Gewalt gegen Ausländer, Juden und Andersdenkende aufrufen. Vielerorts geschieht das "mitten in der Gesellschaft", wie Peter Ohlendorf im Anschluss an die Filmvorführung betonte. So sieht man, wie ein Neonazi-Konzert im Hinterzimmer einer bürgerlichen Gaststätte, mitten in Bayern, stattfindet.

Im Anschluss an den Film standen Peter Ohlendorf und David Begrich vom Verein "Miteinander" für eine Diskussion zur Verfügung. Sie klärten die Besucher über Details und Hintergründe des Films auf. Über 100 Stunden Material seien zusammengekommen, wovon am Mittwoch 66 Minuten gezeigt wurden.

Sie legten dar, dass sich bis heute keine Fernsehanstalt gefunden habe, die den Film zeigt. Somit sei er bis heute auch nicht finanziert. Und sie versuchten, die Botschaft zu vermitteln. "Die Gesellschaft muss reagieren", so das Fazit des Regisseurs. Die Politik versage oft genug. Das zeige das Beispiel von Günther Beckstein, damals bayerischer Innenminister, aus dem Film. Der habe selbst bei deutlichsten Anzeichen von rechtsradikalen Straftaten auf den Konzerten die Situation verharmlost.

Das Publikum - bunt gemischt von Linke-Politikern über Antifa-Aktivisten bis hin zu interessierten Bürgern - stimmte mit der Forderung nach gesellschaftlichem Engagement überein.