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Hannaa und Laila Bero flohen aus ihrer vom Bürgerkrieg erschütterten Heimat nach Salzwedel "Die Situation in Syrien ist ganz schwer"

Von Alexander Walter 05.10.2012, 03:17

Die Schwestern Hannaa und Laila Bero sind aus Syrien geflohen. Nach Monaten der Trennung haben sie in Salzwedel wieder zueinander gefunden.

Salzwedel l Hannaa Bero ist glücklich. Nach Monaten der Trennung kann sie ihre kleine Schwester Laila endlich wieder in die Arme schließen. Das ist keineswegs selbstverständlich. Denn Hannaa und Laila kommen aus dem vom Bürgerkrieg erschütterten Syrien.

Jetzt aber sitzen die jungen Frauen am Tisch im Beratungszimmer des Salzwedeler Jugendmigrationsdienstes (Jmd)der Arbeiterwohlfahrt. Nachdem die Flucht sie auf verschiedenen Wegen nach Deutschland führte, haben sie in der Hansestadt ein neues Zuhause gefunden.

Hannaa, eine junge Frau mit glatten braunen Haaren und tiefbraunen Augen, war die erste, die den Schritt nach Deutschland wagte. Während im südsyrischen Dar\'a die ersten Demonstranten durch die Straßen zogen, um für ein Ende des Assad-Regimes zu demonstrieren, beschlossen sie und ihr Bruder Aziz fortzugehen. Nach einer ersten Station in Halberstadt kamen sie vor einem Jahr nach Salzwedel.

Doch während Hanaa und ihr Bruder in Deutschland in Sicherheit waren, verschlechterte sich die Lage in der Heimat immer weiter. Bei den seltenen Telefonaten mit der Familie erfuhr Hannaa davon. "Jetzt ist die Situation in Syrien ganz schwer", sagt die 25-Jährige heute. Ihre Eltern und Geschwister würden in Angst vor den Truppen der Regierung leben. Sie habe drei Neffen, keiner von ihnen könne derzeit zur Schule gehen, so die junge Frau, die sich bereits gut auf Deutsch verständigen kann.

Dabei gehört die Heimatregion von Hannaa und Laila noch nicht einmal zu den vom Bürgerkrieg besonders betroffenen Gegenden. "Wir kommen aus Hassake", erzählt Hannaa. - Einer kleinen Stadt im landwirtschaftlich geprägten Nordosten des Landes. Die Arbeit der Eltern in der Landwirtschaft, die täglichen Wege zum Einkaufen, all das sei hier noch möglich, sagt die junge Frau. Doch auch hier werde die Situation ernster.

Das war schließlich auch der Grund dafür, warum sich - wenige Monate nach Hanna - auch Laila entschloss, ihren Geschwistern nach Deutschland zu folgen. Ganz allein bestieg die 14-Jährige vor fünf Monaten in der Türkei ein Flugzeug und strandete zunächst in Frankfurt am Main. Hannaa erfuhr von der Ankunft ihrer Schwester. Gemeinsam mit den Mitarbeitern des Jmd und der Ausländerbehörde bemühte sie sich darum, die Vormundschaft für Laila zu erhalten, damit diese nach Salzwedel kommen konnte - schließlich mit Erfolg. Seit drei Monaten lebt Laila nun gemeinsam mit Hannaa im Salzwedeler Wohnheim für Asylbewerber.

Und obwohl die Situation nicht einfach für die Schwestern ist, ist Hannaa zufrieden. "Salzwedel ist eine schöne Stadt. Wir fühlen uns sehr wohl und willkommen hier", sagt die junge Frau. Wichtig sei ihnen jetzt, schnell die deutsche Sprache zu erlernen. Zweimal pro Woche besuchen sie deshalb einen Kommunikationskurs bei Jmd-Leiterin Christa Schindler. Für deren Unterstützung auch in sonstigen Lebenslaen sind die Mädchen dankbar: "Frau Schindler hilft uns. Das ist sehr wichtig für uns", erklärt Hannah.

So wie alle jungen Mädchen haben natürlich auch Hannaa und Laila Pläne und Träume. Im Vergleich zu den Wünschen Jugendlicher aus Deutschland muten diese allerdings eher bescheiden an. "Ich hätte gern eine Wohnung für uns und einen Job", sagt Hannaa. "Am liebsten als Lehrerin oder Dolmetscherin. Wenn ich anderen helfen kann, möchte ich das gern machen."