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Zusammenfassung des Jahres 2012 auf Gnadaus Internetseite Bürgerinitiative beklagt fehlende Umsetzung der Wasserkonzepte

Von Thomas Linßner 17.01.2013, 02:15

Besonders für die Bewohner aus dem Raum Gnadau/Wespen ist der Blick auf die Wetterkarte seit dem extremen Grundwasserstand 2010/11 stets mit einer gewissen Anspannung verbunden.

Gnadau/Wespen l "Der Grundwasserstand hat in diesen Tagen wieder eine steigende Tendenz, allerdings nicht auf dem Niveau, das vor zwei Jahren erreicht wurde", stellt Christian Bartels, Sprecher der Bürgerinitiative, fest.

"2012 sollte ein Jahr der Gutachten und Konzepte werden. Was ist daraus geworden? Gibt es nun Konzepte, die den Weg frei machen für nachhaltige Maßnahmen?"

Trotzdem sei der Grundwasserspiegel auch heute viel zu hoch und hätte noch lange nicht jene Marke erreicht, die als siedlungsverträglich eingestuft wird. "2012 sollte ein Jahr der Gutachten und Konzepte werden. Was ist daraus geworden? Gibt es nun Konzepte, die den Weg frei machen für nachhaltige Maßnahmen?", fragt Bartels rhetorisch. Die Antwort gibt er gleich im Anschluss: Für Gnadau und den Elbe-Saale-Winkel hat sich 2012 nicht viel getan, denn es existieren bisher weder Planungen noch Finanzierungskonzepte.

Die Bürgerinitiative Gnadau hat einen Jahresrückblick für 2012 ins Netz gestellt, in dem der Umgang mit dem Grundwasserproblem auf Landesebene, im Salzlandkreis und in den beteiligten Kommunen beleuchtet wird.

Nachfolgend eine Zusammenfassung der Ereignisse, die auch auf der Gnadauer Internetseite nachlesbar sind:

- Mit Kalenderblättern startet die Bürgerinitiative 2012 und erinnert 31 Tage lang an die Grundwasserkatastrophe des Vorjahres. Gegenüber Politik und Verwaltung werden die Kernforderungen der Bürgerinitiative immer wiederholt:

- Gleichstellung des Schutzes vor zu hohem Grundwasser mit dem Hochwasserschutz

- Sicherstellung eines siedlungsverträglichen Grundwasserstandes in bestehenden Ortslagen

- Das Ministerium konkretisiert die Bedingungen zur Vergabe von Fördermitteln für Maßnahmen gegen Vernässungen und Erosion in einer Förderrichtlinie. Danach werden für Konzepte und Planungen bis zu 80, für Investitionen bis zu 65 Prozent gefördert. Die Richtlinie ist auf die Einheitsgemeinde Stadt Barby jedoch nicht anwendbar, da sie die erforderlichen Eigenmittel nicht aufbringen kann.

- Im Rahmen des Darlehensprogramms Sachsen-Anhalt MODERN werden notwendige Maßnahmen zur Beseitigung von Vernässungsschäden und zur Sicherung gesunder Wohnverhältnisse gefördert. Ein gut gemeintes Programm, das allerdings ohne Sicherstellung eines siedlungsverträglichen Grundwasserstandes ins Leere läuft: Wo beispielsweise Drainagesysteme angelegt werden, muss sichergestellt sein, wohin das Wasser abgeleitet werden kann.

- Ende November legt der Zeitweilige Ausschuss für Grundwasserprobleme seinen Zwischenbericht vor. Er fasst im Wesentlichen die Probleme zusammen, die in den einzelnen Regionen von Sachsen- Anhalt bestehen und beschreibt die Handlungsfelder des Umweltministeriums. Bedauerlich ist, dass sich der Bericht in Bezug auf Lösungswege der Sichtweise des Ministeriums anschließt und keine eigenen Akzente setzt.

- Im Januar kommt die Bürgerinitiative mit Landrat Ulrich Gerstner (SPD) und Vertretern der Kreisverwaltung zusammen. Dabei wird für die Erstellung eines Gesamtkonzeptes im Elbe-Saale-Winkel mit der höchsten Priorität eingestuft. Vom Salzlandkreis ausgehende Initiativen gibt es im Jahr 2012 jedoch nicht, obwohl auch der Kreis angesichts überschwemmter Kreisstraßen ein Interesse an einer Problemlösung haben müsste. Eine sinnvolle Maßnahme für Gnadau könnte ein südlich von Gnadau entlang der Kreisstraße K 1751 verlaufener Abfanggraben sein, der in den Randelgraben entwässert. Trotz einiger guter Ansätze sind die Pflege- und Unterhaltungsmaßnahmen an den bestehenden Gräben unzureichend.

- In Gesprächen mit der Bürgerinitiative sichert Jens Strube, Bürgermeister der Einheitsgemeinde Stadt Barby, Unterstützung zu. Die Firma Grontmij ist mit den Voruntersuchungen (hydrologisches Gutachten) für den Raum Elbe-Saale-Winkel vom Amt für Landwirtschaft, Flurneuordnung und Forsten Mitte (ALFF) beauftragt worden. In die Untersuchungen sind die Entwässerung "Sauern Zeitz" und die Wiederherstellung des gesamten "Iritzer Grabens" einbezogen. Nach Aussage des ALFF wird auch die Gemarkung Gnadau von der Voruntersuchung erfasst. Ob auch die Ortskerne untersucht werden, oder lediglich die unbesiedelte Umgebung, ist nicht zu erfahren.

- Im Rahmen des Flurbereinigungsverfahrens für die B 246a erfolgen erste Maßnahmen am Randelgraben, die eine Verbesserung der mangelhaften Vorflut zum Ziel haben. Eine dringend erforderliche Nivellierung des Grabens im Rahmen einer wirksamen Grabenpflege steht jedoch noch aus, sodass die Maßnahmen Ende 2012 noch keinen sichtbaren Erfolg zeigen. Der Randelgraben weist im Dezember einen ungewöhnlich hohen Wasserstand auf, trotz durchschnittlicher Niederschlagsmengen.

- Nach wie vor hat Gnadau keinen Anschluss an den Randelgraben. Für eine Anbindung an das Grabensystem gibt es weder Pläne, noch sind Untersuchungen in Auftrag gegeben.

- Nach wie vor wird das Regenwasser einer Versickerung in der Ortslage zugeführt, was zu einem punktuellen Grundwasseranstieg führt. Nach heftigen Regengüssen und bei hohen Grundwasserständen ist dieses System überfordert.

Der gesamte Bericht steht im Internet: www.gnadau.de