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Gäste der Jahreshauptversammlung sind erstaunt über die vielfältigen Aktionen der Ortsgruppe Schönebeck Die lange Rede des Michael Wunschik

Von Ulrich Meinhard 29.01.2013, 02:19

Die Mitglieder der Ortsgruppe Schönebeck des Naturschutzbundes sind sehr aktiv. Während der Jahreshauptversammlung dauerte der Rückblick auf das Jahr 2012 zwei Stunden. Die Ortsgruppe besteht im Frühling seit fünf Jahren und zählt 71 Mitglieder.

Schönebeck l Fast wäre das Mittagessen kalt geworden bei der Jahreshauptversammlung der Ortsgruppe Schönebeck des Naturschutzbundes (Nabu). Der Vorsitzende Michael Wunschik ließ die Aktivitäten und Projekte des vergangenen Jahres Revue passieren - und das brauchte seine Zeit. "Ich habe überzogen", gestand er nach Beendigung seines Vortrages ein.

Die Anwesenden, darunter auch Gäste aus anderen Vereinen, zeigten sich allerdings eher fasziniert als genervt. "Mich beeindruckt die Häufigkeit der Aktionen", lobte Albert Rossi vom Verein Imuset das Engagement der Schönebecker Naturschützer. Und Manfred Peters vom Verband der Kleingärtner zog den Hut: "Der Bericht zeigt, wie viel Arbeit dahinter steckt."

Michael Wunschik hatte seine Rückschau thematisch geordnet. Er berichtete unter anderem vom Auffinden eines verletzten Bibers im Januar 2012. Das Tier dort unterzubringen, wo ihm fachgerechte Hilfe zuteil werden konnte, "war an jenem Wochenende eine Odyssee im Dschungel der Zuständigkeiten".

Das Jahr 2012 reflektierend, zählte Wunschik die Teilnahme am Blumen- und Pflanzenmarkt und am Elbebadetag auf, zudem die Pflege des ehemaligen Schulgartens der Allende-Schule, die Betreuung von Biberrevieren an der Elbe und am Röthegraben und ein Treffen mit Revierförster Jens Dedow im April. Im Mai belegte Günter Rockmann vom Ortsverein eine Lehrerfortbildung, weil er für die Betreuung des Naturschutzlehrpfades auf dem Bierer Berg verantwortlich zeichnet. In Glinde, frohlockte, Michael Wunschik, hat sich ein junges Ehepaar dazu entschieden, ein erworbenes altes Haus unter Einbeziehung des Artenschutzes zu sanieren, übrigens ein Leader-Projekt (Leader fördert Aktivitäten im ländlichen Raum).

Positiv aufgenommen worden sei in der Bevölkerung die Initiative "Schwalbenfreundliches Haus". 13 Bewerbungen sind eingegangen, 12 von ihnen wurden ausgezeichnet.

Auf große Resonanz stieß die Fledermausnacht auf dem Bierer Berg am 24. August.

Viel Zeit und Arbeit steckten die Naturschützer in das Herrichten der Nachtigallenoase. Hier entstanden bislang eine Wegeanlage, Hochbeete und eine Sitzfläche. Ein Antrag bei der Stadt auf eine flächenmäßige Erweiterung ist noch nicht entschieden. Auf einem Nachbargrundstück soll eine Lehmwerkstatt realisiert werden. Die Naturidylle in der Chausseestraße hat 2012 sogar einen Umweltpreis abgeräumt, dotiert mit 1300 Euro.

Eine organisatorisch große Aktion war auch der Tag der Umwelt am 5. Juni auf der Schönebecker Kläranlage. Dazu hatten die Oewa GmbH und der Nabu Schulklassen eingeladen, 220 Schüler waren gekommen. Sie erfuhren vor Ort eine Menge über Artenschutz und ebenso über Artenvielfalt, die es sogar auf einer Kläranlage gibt.

Nachgegangen sind die Aktiven vom Naturschutzbund mehreren Bürgeranfragen. So hatte eine Frau den Verdacht geäußert, dass Sperlinge vergiftet worden sein könnten.

Festgehalten in der Nabu-Chronik 2012 sind zudem Schwanzmeisen, die kleine Kohlmeisen fütterten, ein Rehbock, der in einem Garten die Rosen wegschnabulierte und eine Kolonie von 40 Silberreihern bei Breitenhagen.

Schriftlich erfasst worden sind die Vorkommen von Schleiereulen und Turmfalken. Jungvögel konnten beringt werden. Ein Turmfalkenpaar hat sich den Telekomturm auf dem Frohser Berg als Heimstätte ausgesucht.

Was sich nicht umsetzen ließ, war die Beweidung der Flächen auf dem Frohser Berg. Hier wachsen erstaunlich viele und seltene Pflanzenarten, die allerdings durch Verbuschung in der Existenz bedroht sind. Schafe könnten hier futternd Artenschutz betreiben, doch es hapert an der Zerstückelung der Flächen, die mehreren Eigentümern gehören.

"Am meisten hat uns die Milankartierung beschäftigt", verwies Michael Wunschik auf eine in der Öffentlichkeit kaum zur Sprache gekommene Aufgabe. Der Greifvogel mit dem auffallenden Gabelschwanz jedenfalls fühlt sich sehr wohl in der Elbauenlandschaft.

"Was uns immer wieder Sorgen bereitet, sind die Baumfällungen im Stadtgebiet", führte Michael Wunschik weiter aus. Er machte auf die prägnante Eiche in Plötzky aufmerksam, für die sich Anwohner eingesetzt hatten. Gerettet sei die über 100 Jahre alte Eiche am Reitplatz in der Edelmannstraße. Die umstehenden Kastanien jedoch sollen für einen Wohnungsbau weichen.

Michael Wunschik bewertete die SchmaZ-Aktion von Volksstimme und Kultusministerium sehr positiv. So kämen die Schüler auch mit naturschutzrelevanten Themen in Berührung.

Im eigenen Nabu-Kreise gut angekommen sind Exkursionen. So ging es zum Beispiel auf den Storchenhof nach Loburg und in die Flachwasserzone Mannhausen im Drömling. "Solche Ausflüge fördern den Gemeinschaftssinn und sind wichtig, weil wir alle dazu lernen und beeindruckt zurückkehren", hielt Wunschik fest.

Die Ortsgruppe trifft sich jeden ersten Mittwoch im Monat, 19 Uhr, im Ratskeller Bad Salzelmen, Interessenten sind willkommen.