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Herzige Sprüche auf den Festwagen und daneben Von Thomas Linßner Lichtmess: Verjagter Geist und böses Weib

04.02.2013, 01:27

Von Märchendarstellungen und Frühlingssymbolen bis hin zu lokalpolitischen Themen wurde gestern in 21 Schaustellungen mit insgesamt 101 Mitwirkenden die Frühlingssonne erweckt.

Glinde l Verfolgt man die Eintragungen auf der Glinder Facebook-Lichtmessseite, wird man an den Advent erinnert. Werden da voller Vorfreunde die Tage bis zum Fest gezählt, ist es dort nicht anders. "Dienstag und nur noch 5 Tage bis zur Glinder Lichtmess." "Mittwoch und nur noch 4 bis zum Lichtmesssonntag!" "Schon ist es Donnerstag und die Woche ist fast geschafft. Noch ganze 3 Tage ..."

Was zeigt, dass die Lichtmess für viele Akteure kein normales Volksfest, sondern Passion ist.

Nach altem Brauch beginnt der Umzug mit der Kronleuchterrunde, bei der mit einem Klaren auf das neue Jahr, auf Glück und Gesundheit angestoßen wird. Danach positionieren sich Sonnenträger Rolf Roggisch, die zwei Männer mit der Wurststange, Vorstände sowie das Blasorchester Schönebeck an der Spitze des Festumzuges.

Moderator Christoph Randel spricht vom "ersten und ältesten Heimatfest im Salzlandkreis", von heidnischem Ursprung und wiedererweckter Sonne. Der 32-jährige Vorstand erinnert ans Wecken der jungen Lichtmessburschen, die ab 6 Uhr durch das Dorf spektakelten. Sie zogen mit Musik und lautem Getöse von Haus zu Haus und vertrieben so die bösen Geister des Winters, des alten Isegrims. Was Christoph Randel nicht sagt, ist, dass sich das Jungvolk zwischen Männerfrühstück und Umzug besser eine Stunde aufs Ohr legte, um die dargebotenen geistigen Getränke zu verdauen.

"In den vergangenen Tagen hatte ich bereits das Privileg, alle Bauten zu besichtigen. Ich kann Ihnen sagen, da wird Einiges auf Sie zukommen", sagt Christoph Randel voraus.

Und dann kommen sie, jene mobilen Werke, die ihren Erbauern in den vergangenen Wochen kein freies Wochenende ließen.

Barbyer Spendenmission

Die "Klinik unter Palmen", die Organspendepraktiken aufspießt, "Dagobert Duck", der als reichste Ente der Welt im Barbyer Rathaus das leere Stadtsäckel auffüllen will oder ein "Ballett" zum 110-jährigen Jubiläum des MTV Glinde.

Beim "Bio-Wasserski" wird der Sportler völlig geräuschlos und emissionsfrei über die Elbe gezogen. Nicht fehlen darf der "Rettungsschirm". Hier schmeißt "Angie die Kohle raus, für die Deutschen fällt die Rente aus". An einer mobilen Gastwirtschaft steht: "Je böser das Weib, um so besser die Kneip". Damit zielt man auf das Nachbardorf Pömmelte, wo es keine Kneipe mehr gibt.

Auch die "Barbyer Spendenmission" beschäftigt sich mit der abgebrannten Stadtkasse.

"Die Worte \'ungenügend\' und \'entlassen\' würden wohl heute auf dem Arbeitszeugnis der Pechmarie stehen", kündigt Christoph Randel eine prächtige Schaustellung aus der Märchen- und Sagenwelt an, auf der auch der Ortsbürgermeister sitzt.

Märchenhaft geht es ebenso bei "Max und Moritz" oder "Rapunzel" zu. Man merkt überhaupt, dass die Glinder die Brüder Grimm in ihr Herz geschlossen haben.

Das "Glinder Storchennest" erinnert an das verwaiste Nest, beim Thema "Wurstbläser" spielen sich die Männer selbst. O-Ton Christoph Randel: "Während des Wurstblasens zogen sie von Haus zu Haus. Dafür gab es dann ein Ständchen und anschließend wurde von jedem Hausherren ein Schnaps kredenzt. Bitte wundern Sie sich deshalb nicht über den einen oder anderen Ausfallschritt unserer jungen Wurstbläser."

Neues aus der Maya-Forschung, mit dem Untertitel "der Große Irrtum 2012" wird mit dem Niedergang der FDP in Verbindung gebracht.

Von einem Wagen ertönt der Schunkelwalzer "Es gibt kein Bier auf Hawaii". "Diese Melodie hört man in Glinde selten, denn ob im Sporthaus, im Goldenen Anker oder beim freitagabendlichen Biertreff bei Sabine im Konsum konnte noch jeder seinen Durst stillen", kommentiert Christoph Randel.

Wobei sich nach der Logik des Festwagens "Mobile Gastwirtschaft" schlussfolgern ließe: In Pömmelte sind die Frauen lieb, in Glinde muss es mächtige Drachen geben.

Nun wissen wir auch, warum die Lichtmess ein pures Männerfest ist ...

www.volksstimme.de/ schoenebeck (dann der Link rechts: Bilder aus Schönebeck)