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Absolventen loben die Lehrer und die wiederum erläutern, was das Besondere ihrer Pädagogik ist Offene Tür in der Schule, die Spaß macht

Von Ulrich Meinhard 29.04.2013, 03:29

Zu einem Tag der offenen Tür hatte die Freie Schule Schönebeck am Sonnabend eingeladen. Lehrer und Schüler führten die Gäste durch die Räume und erläuterten das Lernsystem. Und darin ist sogar der Spaß enthalten.

Schönebeck l Schule und Spaß - geht das zusammen? Der Philosoph Richard David Precht (übrigens kein Zeitgenosse von Schopenhauer oder Nietzsche, sondern ein heute lebender Mensch) sagt: ja. Die Praxis an den Schulen sagt all\' zu oft nein. Also etwas an den Schulen ändern, radikal, sagt Precht. Ja, beteuert er, Schule kann Spaß machen. Schule sollte Spaß machen. Er wünscht sich einen Ort, an dem Kinder nicht nur funktionieren, sondern ihre individuellen Stärken entdecken können. Ob nun angesichts einer solchen Forderung die Ottonormallehrer scharenweise in Ohnmacht fallen, ist nicht bekannt. Bekannt ist hingegen eine Bildungsstätte, an der die Forderungen von Precht offensichtlich schon recht gut umgesetzt sind. Gemeint ist die Freie Schule Schönebeck, Grundschule nach Montessori, so der offizielle Name. Die hatte am Sonnabend zu einem Tag der offenen Tür eingeladen.

"Die Lehrer waren toll, so hilfsbereit."

Stevie Mitwollen

Dass nun die Lehrer ihre eigene Schule loben, liegt auf der Hand. Deshalb erst mal die ehemaligen Schüler gefragt. Denn die waren auch gekommen. Zum Beispiel Stevie Mittwollen. Die 13-Jährige besucht inzwischen das Sportgymnasium in Magdeburg und gilt als Handballhoffnung. Was hat ihr an ihrer Grundschulzeit in der Otto-Kohle-Straße gefallen? "Die Lehrer waren toll, so hilfsbereit. Das war einfach eine besondere Beziehung zu ihnen", sagt das Mädchen lächelnd.

Patrizia Rummel ist 15 Lenze jung und besucht mittlerweile die Schönebecker Sekundarschule "Maxim Gorki". Aber jeden Donnerstag ist sie am Nachmittag in der Freien Schule. Warum? "Ich komme als Streitschlichterin. Das habe ich in meiner jetzigen Schule gelernt, und da kam ich auf die Idee, das hier zu machen." Und das funktioniert? "Ja, wir klären Strittiges gemeinsam", versichert die Schülerin, die schon einen erwachsenen Eindruck macht.

Unbestechlich in ihrer Meinung ist die ehemalige Direktorin des Schönebecker Gymnasiums, Susanne Pilz. Auch sie ist zum Tag der offenen Tür gekommen, zusammen mit Tochter, Schwiegersohn und Enkel. Der nämlich, gerade noch im Kita-Alter, soll alsbald auch Schüler der Freien Schule werden.

"Die Schönebecker Montessori-Schule hat einen sehr guten Ruf."

Susanne Pilz

Aber, Frau Pilz, haben freie Schulen nicht allgemein den Ruf, sie würden die Kinder nur ungenügend auf das Leben da draußen vorbereiten? Zu viel Spaß und Spiel, zu wenig fachliches Wissen? "Für die Schönebecker Montessori-Schule trifft das auf jeden Fall nicht zu. Im Gegenteil, sie hat hinsichtlich der Vorbereitung einen sehr guten Ruf", versichert Susanne Pilz. Allgemein können die abgehenden Schüler ihre Noten an den weiterführenden Schulen halten und sogar verbessern, versichern die Lehrer vor Ort.

Wie also geht\'s? "Weil unsere Schüler super vorbereitet sind. Weil sie bei uns alle Arbeitstechniken lernen und so selbst etwas erarbeiten können. Genau das wird später ja verlangt", erklärt Schulleiterin Kathrin Steuer. Eine Zutat zum Erfolg dürfte auch die Altersmischung sein. "Es dauert eine Weile, bis die Kleinen verstehen, dass sie sich mit ihren Fragen nicht nur an uns Lehrer, sondern auch an die Größeren wenden können", verdeutlicht Lehrerin Kerstin Richter die Gangart. Sogar umgekehrt trete dieser Effekt ein: Die Größeren würden sich auch Ratschläge der Kleineren zu Herzen nehmen.

"Ich habe es noch nie erlebt, dass die Kleinen von den Großen runtergebuttert werden", hebt Kathrin Steuer hervor. So würde sich soziale Kompetenzen entwickeln und stärken.

An der Schule, die Spaß macht, lehren gegenwärtig vier Pädagogen und eine Sonderpädagogin, zwei pädagogische Mitarbeiter unterstützen die Lehrerschaft. Für das beginnende Schuljahr sind zwar keine Plätze mehr frei, Kathrin Steuer macht dennoch den Eltern Mut, ihr Kind anzumelden. "Es springt immer mal noch jemand ab, etwa aufgrund von Umzug", weiß sie aus Erfahrung. Und die reicht nun schon bis in das Jahr 2004 zurück, damals ist die Freie Montessori-Schule ins Leben gerufen worden.