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Kreis wehrt sich gegen Bahn-Sparpläne im Land

16.05.2013, 17:21

Calbe. Die Kreisverwaltung in Bernburg übt Protest: Eigentlich sollte die Kreisstadt über eine erweiterte Zuglinie besser an Magdeburg angebunden werden. Profitieren sollten besonders auch Berufsschüler. Jetzt zeigt das Land Sparzwang an. Die Pläne stehen auf der Kippe.

Ein Regionalzug, der von Bernburg bis nach Magdeburg durchfährt - eine gestärkte Nahverkehrsverbindung zwischen Landeshaupt- und Kreisstadt: Das sind die Pläne der Nahverkehrsgesellschaft Sachsen-Anhalt (Nasa). Zum Fahrplanwechsel 2014 sollte die Linie Bernburg - Calbe durchgebunden werden, wie es in der Fachsprache heißt. Gemeint ist im Prinzip eine Verlängerung. Der Zug endet von Bernburg kommend nicht in Calbe, sondern soll weiter bis nach Magdeburg fahren. Bisher musste man in Calbe aus- und umsteigen, wenn man in die Elbestadt wollte. Hier standen die Züge zur Verfügung, die zwischen Magdeburg und Halle pendeln.

"Wir können nur das bestellen, was wir bezahlen können."

Das "Durchbinden" wäre technisch machbar, einzige Hürde wäre, dass in Calbe Ost der Zug seine Richtung ändern müsste, der Lokführer wechselt von dem einen in den anderen Führerstand. Doch nun drohen die Planungen der Nasa zu scheitern. Denn das Land hat die Haushaltseckwerte für 2014 und seine mittelfristige Finanzplanung bis 2017 aktuell vorgestellt. Aufgezeigt sind zahlreiche Einschnitte, auch im Bereich des öffentlichen Personennahverkehrs in Sachsen-Anhalt. Für die Nasa als Tochterunternehmen des Landes bedeutet das, alle Investitionsmaßnahmen auf den finanziellen Prüfstand zu stellen. "Die Bahn fährt nur das, was wir bestellen. Und wir können nur das bestellen, was wir bezahlen können", macht Nasa-Sprecher Wolfgang Ball die einfache Rechnung auf.

Weil die Strecke Bernburg - Calbe zu den drei in Sachsen-Anhalt am wenigsten befahrenen Strecken gehört, werde hier auch zuerst der Rotstift angesetzt. Gemessen werden die Fahrgastzahlen in Rastern, so der Nasa-Sprecher. Zwischen den Saalestädten fahren Wolfgang Ball zufolge zwischen 0 und 500 Fahrgäste. "Die Tendenz geht aber eher Richtung 0." Auf der benachbarten Strecke Magdeburg - Halle fahren mehr als 2000 Reisende täglich mit den Regionalzügen. "Dabei sind die großen Orte wie Gravitationsschwerpunkte, in deren Umfeld logischerweise viel Fahrgastverkehr ist."

Dass man Abstriche machen müsse, so Wolfgang Ball, sei der Haushaltslage des Landes geschuldet. Das Vorgehen der Nasa, sich "von Strecken(-plänen) zu trennen, auf denen die wenigsten Fahrgäste betroffen sind, sei da nur konsequent", meint der Nasa-Sprecher.

In der Kreisverwaltung von Bernburg hält man von diesen Kürzungsgedanken wenig. "Die Ankündigung des Landes ist aus der Sicht des Salzlandkreises nicht hinnehmbar. Schließlich ist der öffentliche Personennahverkehr eine Aufgabe der Daseinsfürsorge", sagt Evelin Wolter vom Fachdienst Kreis- und Wirtschaftsentwicklung. Die Planungen stellten einen herben Rückschlag dar, Bernburg über Nienburg, Calbe und Schönebeck nach Magdeburg anzubinden. "Der Kreis setzt sich schon seit geraumer Zeit für die Errichtung einer direkten Bahnverbindung zwischen Bernburg und Magdeburg ein", so die Kreismitarbeiterin. Damit solle auch die Akzeptanz des Verkehrsverbundes marego (Magdeburg und Region) gesteigert werden.

"Wir werden uns für Verbesserung einsetzen."

In der Bernburger Verwaltung ist das nicht das einzige Argument, um für die Strecke bis Magdeburg zu kämpfen. Die Behörden erinnern daran, dass es nur noch eine Berufsschule in Schönebeck gibt, die erreicht werden muss. Zudem würden die Studenten aus Strenzfeld von der Ergänzung zur Hauptstrecke Magdeburg - Halle profitieren.

Bei der Nasa muss man jetzt genauso abwarten, welchen Haushalt das Land vorlegt, wie am Bernburger Karlsplatz. Doch der Kreis hat die Landtagsabgeordneten informiert. Evelin Wolter: "Mit den Kommunen werden wir uns weiterhin für die geplanten Verbesserung einsetzen." Einen Brief an die Nasa gab es bereits.