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Landkreis richtet Krisenstab ein / Elbe und Saale stark betroffen / Bode könnte Stufe 3 erreichen Pretziener Wehr wird heute gezogen - Experten erwarten hohe Wasserstände

Von Daniel Wrüske 03.06.2013, 03:32

Schönebeck/Staßfurt/Barby/Calbe l Über 7 Meter an der Elbe und 9 Meter an der Saale - die Prognosen für die Pegelstände in der kommenden Woche sind dramatisch. Im Landkreis hat man reagiert. Seit gestern gibt es den Krisenstab in Staßfurt. Heute wird das Pretziener Wehr gezogen.

Die Hochwassersituation im Salzland spitzt sich zu. "Wir erwarten vor allem an der Elbe und der Saale Wasserstände, die denen von 2002 und 2011 nahe kommen", sagt Landrat Ulrich Gerstner. Die erste Konsequenz: Heute um 15 Uhr wird das Pretziener Wehr gezogen. "Der Landesbetrieb für Hochwasserschutz und Wasserwirtschaft hat den Landkreis darüber offiziell informiert." Die Behörde, so der Kreischef, lasse noch etwas Spielraum, um Landwirten die Möglichkeit einzuräumen, ihre Felder zu beräumen. "Außerdem muss die Baustelle an der Haberlandbrücke noch abgebaut werden", sagt Ulrich Gerstner.

Der Kreischef lud gestern kurzfristig zum Pressegespräch in die Leitstelle nach Staßfurt ein, nachdem im Kreis am Mittag der Stab für außergewöhnliche Ereignisse eingerichtet worden war. Vorboten für die anstehenden Hochwasser gebe es bereits, so Gerstner. Die Wasser zuführenden Flüsse für Elbe und Saale wiesen im südlichen Mitteldeutschland bereits Höchststände auf. Für ihre Einzugsgebiete gebe es weiter Unwetterwarnungen und Niederschlagsankündigungen.

Wie in Halle ist auch für die Saale in Bernburg die Alarmstufe 3 ausgerufen worden. Erste Straßenzüge sind von Dräng- und Hochwasser betroffen. In Calbe war man am Nachmittag noch zehn Zentimeter von der Alarmstufe entfernt. "Bei der Dynamik, die die Wasserstandsentwicklung aber hat, ist das Erreichen der 3 zu erwarten", sagt Ulrich Gerstner. Die Experten in der Landeshochwasserzentrale in Sachsen-Anhalt werden deutlicher. Sie gehen sogar davon aus, dass Pegelstände wie 2011 in Calbe erreicht werden. Damals türmte sich die Saale bis auf unglaubliche 9 Meter.

Prognose: Höchststände an Elbe und Saale

Heute morgen werden deshalb Stadtverwaltung und Kreis die Saaleufer begehen. Im Blick haben die Verwaltungsleute dabei vor allem den neuralgischen Punkt Pappeldamm bei Tippelskirchen. Die Straße Richtung Wispitz ist gleichzeitig Deich. Steigt das Saalewasser, muss die Straße mit Sandsäcken verstärkt und für den Autoverkehr gesperrt werden. Spätestens heute Mittag soll es darüber eine Entscheidung geben.

"Wir werden nicht weit weg sein von den Werten der Jahrhundertflut."

Unstrittig hoch fallen auch die Progosen für die Elbe aus. "Wir werden nicht weit weg sein von den Werten der Jahrhundertflut", sagt Landrat Ulrich Gerstner. Vorhersagen rechnen noch am Donnerstag dieser Woche mit einem Pegelstand von 7 Metern in Barby. Das Hochwasser 2002 lag bei 7,01 Meter. Ihren Rekordstand hatte die Elbe bei Barby 1876 mit 7,03 Meter. Wird die Alarmstufe 2 (5,90 Meter) erreicht, muss in Schönebeck die mobile Hochwasserschutzwand am Elbtor aufgebaut werden. Die zuständige Wasserwehr ist bereits in Bereitschaft (Volksstimme berichtete). Der Kreischef hat den Eindruck, dass die Kommunen aufgrund der Meldungen aus Sachsen, Thüringen und dem Süden Deutschlands "unter Spannung" stünden.

Krisenstab ab Montag in Staßfurt eingerichtet

"Ich habe den Eindruck, dass man in den Kommunen alle Maßnahmen, die nach jetzigem Kenntnisstand möglich sind, ergriffen hat", sagt Ulrich Gerstner bei der Pressekonferenz Sonntagnachmittag in der Staßfurter Leitstelle.

Von hier ist der Kleine Krisenstab heute morgen in die Feuerwehrtechnische Zentrale (FTZ) in Staßfurt umgezogen, um genügend Platz zu haben. Im Stab sitzten nach Angaben des Landrates Mitarbeiter aus dem Katastrophenschutz, der Wasserbehörde, des Umweltamtes und des Straßenverkehrsamtes. "Wir können so alle Entscheidungen aufeinander abstimmen und Maßnahmen effektiv durchsetzen", sagt der Kreischef und erklärt so die Besetzung.

Als "beherrschbar" schätzt Ulrich Gerstner nach den ersten Beratungen und aufgrund der Expertenvorhersagen die Situation an den Flüssen ein, die aus dem Harz kommen. An der Wipper und der Eine seien die Pegel stabil. In Staßfurt könnte die Bode noch die Alarmstufe 2 erreichen. Die Stadt allerdings habe zusammen mit dem Land die Hochwasserschutzanlagen erneuert und erweitert. Besonders in der "Neuen Welt" schützt eine Mauer jetzt vor den Bodefluten. "Innerörtlich hat sich das in Staßfurt bereits bewährt", so der Kreischef.

In den kommenden Tagen wird es darum gehen, dass auch die Kommunen an den Flüssen weitere Maßnahmen gegen das Hochwasser in Angriff nehmen und alles im Stab koordiniert wird. Dabei geht es vor Ort besonders um Deichwachen und Begehungen.