1. Startseite
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Schönebeck
  6. >
  7. Mehr als 5300 Helfer retten Schönebeck

Stadtverwaltung gibt erste Einschätzung nach dem Jahrhunderthochwasser im Juni Mehr als 5300 Helfer retten Schönebeck

Von Olaf Koch 06.07.2013, 03:14

Eine erste Einschätzung nach der Hochwasserkatastrophe vor drei Wochen hat während der Ratssitzung am Donnerstagabend die Stadtverwaltung gegeben. Als wichtigstes Ergebnis nannte Amtsleiter Joachim Schulke die Überarbeitung des Hochwassergefahrenplanes.

Schönebeck l Dass das Extremhochwasser nicht nur einen hohen Pegelstand verursachte, sondern auch enorm viel Papier, das stellte Joachim Schulke fest. Der Amtsleiter unter anderem für Ordnung und Sicherheit in der Stadtverwaltung Schönebeck berichtete während der Stadtratssitzung am Donnerstagabend, dass in der Verwaltung insgesamt 17 Ordner gefüllt mit Protokollen und Papieren angefallen sind. 17 Ordner, die das schwerste Hochwasser, das die Schönebeck jemals erlebt hat, verwalten werden.

"Ich kann Ihnen heute nur eine erste Einschätzung geben. Für eine Analyse ist es noch zu früh", entschuldigte sich Schulke. Eine Bilanz zog der Amtsleiter am Donnerstagabend dennoch: Mit einem Höchststand der Elbe am Pegel Barby von 7,61 Metern wird es sich erforderlich machen, den Hochwassergefahrenplan der Stadt neu aufzustellen.

Chronologisch berichtete Joachim Schulke über die Lagen an den einzelnen Tagen. Dass das Hochwasser ähnliche Werte wie das Jahrhunderthochwasser 2002 erreichen würde, konnte früh abgeschätzt werden. Dass das Wasser aber am Ende nochmals 60 Zentimeter höher stehen sollte, daran habe keiner gedacht.

"Deshalb ist eine Vorbereitung auch nicht möglich gewesen", sagte Schulke. Alle theoretischen Einsatzunterlagen und Pläne endeten mit einem Höchstpegel des Jahres 2002. "Jetzt wissen wir, dass wir damit nicht richtig aufgestellt waren."

Insgesamt hatte die Technische Einsatzleitung der Stadt fast 28 Kilometer Deiche zu kontrollieren. Dafür wurden 459 Freiwillige und Mitarbeiter der Verwaltung eingesetzt. "Insgesamt", so Schulke, "waren in diesen Tagen in der Stadt 5326 Kräfte unterwegs." Wobei die "Dunkelziffer" - im positiven Sinne - durchaus höher sein kann: Viele habe sich nicht in die Helferlisten der Stadt eingeschrieben, sondern begannen einfach zu helfen.

Nach Auskunft des Dezernenten musste 1387 Menschen evakuiert werden.

Insgesamt wurden rund 8000 Tonnen Sand verbaut.

Es gab 13 Verletzte.

Wie wichtig die ständige Information der Bevölkerung ist, wurde deutlich, als die Internetseite der Stadtverwaltung aufgrund der hohen Zugriffszahlen zusammenbrach. Schnell wich die Stadt auf andere Anbieter aus. Besonders dankte Schulke den Stadtwerken. Das Presseamt im Rathaus verfasste in der Zeit des Hochwasser rund um die Uhr 82 Pressemitteilungen mit hunderten Einzelinformationen.

Konkrete Zahlen konnte die Stadt nun auch erstmals zu den Helfern geben, die von außerhalb angereist waren und der Stadt Unterstützung gaben. Es waren 474 Kräfte der Deutschen Lebensrettungsgesellschaft, 499 vom Technischen Hilfswerk (THW), 259 Soldaten der Bundeswehr, 970 Feuerwehrleute, 80 Helfer vom Deutschen Roten Kreuz, 12 von der Wasserwehr und 10 Kameraden der Wasserrettung.

Dass ein Jahrhunderthochwasser nicht unbedingt nur einmal im Jahrhundert eine Region heimsucht, mussten alle Beteiligten mit Erschrecken feststellen. "Das kann schneller kommen, als wir denken", so Joachim Schulke. Er forderte, der Natur ihrem Raum zu geben, damit Flächen kontrolliert überflutet werden können.

Gisela Schröder, Stellvertreterin des Oberbürgermeisters, oblag es an diesem Abend, die Dankesworte zu sprechen. "Ich möchte mich bei allen bedanken, die in diesen schwierigen Tagen im Einsatz waren", sagte sie. An erster Stelle nannte sie vor allem die vielen freiwilligen Helfer, die Bürger, Unternehmen und Stadträte, außerdem alle Hilfsorganisationen wie Bundeswehr, Feuerwehr, THW und andere. "Wir hatten gutes Fachpersonal, deshalb sind wir mit einem blauen Auge davongekommen", so Schröder.

Insbesondere bedankte sich die Stellvertreterin auch bei den Medien für ihre Arbeit: beim Elbekanal, bei Radio SAW und bei Radio Brocken. Die Volksstimme wurde nicht genannt.