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Stadträtin Gudrun Tulinski fordert schnellere Maßnahmen gegen das hohe Grundwasser "Das nächste Hochwasser kommt im Herbst"

Von Thomas Linßner 20.07.2013, 03:14

Die Hoch- und Drängwasserschäden betragen in der Einheitsgemeinde Barby rund 45 Millionen Euro. In der jüngsten Stadtratssitzung wurden Maßnahmen gegen den erhöhten Grundwasserstand gefordert.

Barby l Alles ist relativ. In Breitenhagen stand relativ viel Wasser, in Gnadau relativ wenig.

Relativ wenig ...

Dennoch leiden die Bürger Gnadaus und Wespens seit über zwei Jahren unter dem extrem hohen Grundwasserstand, der überirdisch gegenwärtig unsichtbar ist. Auch wie jetzt im Hochsommer steht Wasser in einigen Kellern. Die Bürgerinitiative Gnadau/Wespen macht immer wieder dagegen mobil. Mitte Juni gehörte sie zu den Mitunterzeichnern eines offenen Briefes an Bund, Land und Kreis. Ein Bündnis aus Bürgern forderte darin "unverzügliche Sofortmaßnahmen im Sinne einer Gefahrenabwehr gegen einen drohenden Grundwasseranstieg im Elbe-Saale-Winkel".

"Die Kiesseen brauchen einen Abfluss zur Elbe"

Dem verlieh Stadträtin Gudrun Tulinski (Freie Wähler, aus Wespen) in jüngster Ratssitzung mit Nachdruck eine Stimme: "Das nächste Hochwasser kommt im Herbst. Aber unter der Erde!" Deswegen seien dringend Sofortmaßnahmen nötig, über die eigentlich schon seit zwei Jahren geredet werde. "Die Kiesseen brauchen einen Abfluss zur Elbe", mahnte Tulinski. Die drei Kiesabbaue in Tornitz und Barby nehmen viel Drängwasser auf, dass aber jetzt abgeleitet werden müsse. So, wie man eine Talsperre im Gebirge vor Regenzeiten ja auch ablässt, damit sie Speicherkapazität aufbaut. Trotz extremer Trockenheit stehe das Grundwasser sehr hoch.

Auch Tornitz\' Ortsbürgermeisterin Regina Grube (CDU) schlug in diese Kerbe. Was ohne große Planungsverfahren gemacht werden könne, müsse jetzt geschehen: die Landgräben in Ordnung bringen.

Dazu passte, was Horst Fröhlich in der Bürgerfragestunde sagte: Im Ziegeleiweg gäbe es ein Grabenhindernis, das zu einem Stau führe. "Genauer kann ich das nicht beschreiben, weil dort ein Privatgrundstück ist", so Fröhlich. Der ehemalige Schiffer und Fährmann wiederholte, was er kürzlich zu Umweltminister Hermann Onko Aeikens gesagt hatte: Die Elbe muss "entsandet" werden, damit sie mehr Wasser aufnehmen kann. Auch Uta Jäger berichtete von einer Colphus-Verengung, die nach einem Wegebau entstanden war. Viele Grundstücke am Magdeburger Tor waren Mitte Juni abgesoffen.

"Es gilt, gigantische Umfänge zu bewältigen"

Die Einheitsgemeinde Barby hat sich zukünftig mit 130 Maßnahmen zu beschäftigen, die direkt und indirekt etwas mit dem Hochwasser zu tun haben.

Bauamtsleiter Holger Goldschmidt sprach von "gigantischen Umfängen", die es zu bewältigen gilt. Dazu gehöre auch die Ertüchtigung des Ringdeiches bei Breitenhagen, der nach dem Saaledeich brach. Die Hochwasserschutzanlage gehört zur Baulast der Stadt Barby. Weiterhin muss sich die Stadt mit der Aufrechterhaltung des Schulsports beschäftigen. Denn die Sporthallen Fries- und Gribehner Weg sind vom Drängwasser betroffen.

Als Ausweich soll die Glinder Elbesporthalle dienen, wofür einen Buspendelverkehr eingerichtet werden müsse. Entsprechende Absprachen mit dem Landkreis gebe es.

Insgesamt bezifferte Goldschmidt die kommunalen Schäden in der Einheitsgemeinde mit 45 Millionen Euro. 15 Straßen seien davon betroffen, der Rest könne der Infrastruktur zugeordnet werden.