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Fluss für mehrere Stunden gesperrt / Fähre ab heute wieder in Betrieb Havarie: Alter Anker im Flussbett der Elbe legt die Breitenhagener Gierfähre lahm

Von Thomas Linßner 22.07.2013, 03:25

Breitenhagen l Die Gierfähre Breitenhagen scheint aus den Schlagzeilen nicht herauszukommen. Nach Seilriss und dauerkaputter Winde waren am Sonnabend zeitweise 20 Personen, Autos, etliche Fahrräder und Motorräder auf dem Fluss gefangen. Der Grund: Ein alter Anker hatte sich im Fährseil verfangen.

"Es war genau 13.09 Uhr", tippt Matthias Hoffmann auf seine Uhr. "Da ging hier nichts mehr." Der junge Mann wollte mit einem Kumpel und seinem vierjährigen Sohn Max zu den "German Stunt Days" am Zerbster Flugplatz. Doch daraus wurde nichts. Erst 16.14 Uhr können der Nienburger und weitere Auto- und Motorradfahrer die Fähre wieder verlassen. Und zwar in jene Richtung, aus der sie gekommen waren. Zwischenzeitlich hatte die Feuerwehr alle Passagiere mit dem Schlauchboot ans ostelbische Ufer evakuiert.

Fährmann setzt Notruf ab

Kurz nach 13 Uhr geschieht es. Fährpächter Karl-Heinz Orlowski legt auf der Breitenhagener Seite ab. An Bord sind drei Biker aus dem Mansfelder Land und ein Dutzend Radler aus Bremen. In der Flussmitte vor dem ostelbischen Ufer gibt es einen Ruck: Die Fähre kommt nicht mehr voran.

Weil es in den vergangenen Tagen permanent an dieser Stelle Probleme gab - hier hat das Hochwasser eine Sandbank aufgetürmt, die die Strömung mindert - fährt Orlowski an die Breitenhagener Seite zurück. Er bittet die wartenden Pkw aufzufahren, um "mehr Last" zu erzeugen.

Doch das Debakel wiederholt sich. Ihm bleibt nichts weiter übrig, als per Funk ein Notsignal abzusetzen, die Wasserschutzpolizei zu verständigen und den Notanker zu werfen. Eine richtige Entscheidung, da aus Richtung Aken ein Flusskreuzfahrtschiff, dahinter ein Containerschiff auf die Stelle zuhalten. Sie stoppen etwa 500 Meter vor der Unglücksstelle.

"Ich habe gedacht, alle Fährseile sind gerissen", sagt Karl-Heinz Orlowski später. Der flache Schiffskörper hing manövrierunfähig 30 Meter vor dem Ufer fest.

Das volle Programm der Rettungsmaschinerie läuft an: Feuerwehr, Wasserschutz, Polizei, Wasserwehr, Rettungsdienst ... Vom Wasser- und Schifffahrtsamt wird das Bugsierschiff "Amsel" angefordert, das mit Feuerwehrleuten an Bord anrückt. Gegen 15.30 Uhr macht der Bugsier an der Fähre fest, drückt sie ans Breitenhagener Ufer zurück.

Nach einigen Manövern können die Fährgäste endlich herunter. Darunter auch Peter Zorn aus Werkleitz, der nach Berlin will. "Soll ich jetzt über die Fähre Aken fahren?", fragt er unsicher, weil noch immer bei Lödderitz eine Landesstraße gesperrt ist. Matthias Hoffmann will zurück nach Nienburg. Nach Zerbst fahren lohne sich nicht mehr.

Nachdem alle von der Fähre runter sind, kontrolliert Orlowski im Beisein der Wasserschutzpolizei das Scherseil. Ist es wirklich gerissen? Die Winde läuft an, das Seil strafft sich. Es fällt auf, dass eine Boje, die das Hauptseil markiert, unter Wasser bleibt. Nach wenigen Minuten steht fest: Das Seil ist nicht gerissen, wird aber von irgendwas auf dem Grund fest gehalten.

Doch wie heran kommen? Seit Monaten fordert Karl-Heinz Orlowski vom Eigentümer Stadt Barby ein Beiboot, das zur Aufrechterhaltung des Fährbetriebes unverzichtbar sei. Bisher ohne Erfolg. Bürgermeister Strube stellte so ein Boot schon vor Wochen in Aussicht, doch dabei blieb es.

Wie lange noch?

Am Sonntagvormittag stellte sich heraus, dass ein 130 Kilogramm schwerer Stockanker das Fährseil auf dem Flussgrund festhielt. Breitenhagens Feuerwehrchef Gerrit List hatte Technik besorgt, die das ganze Geschirr anhob. Um den Anker ans Ufer zu bekommen, zog sich Fährmann Orlowski die Badehose an, legte einen Schlupp um das Corpus Delicti, das ein Bagger schließlich barg.

Stellt sich die Frage, wie lange die Stadt Barby ihrem Pächter derartige Aktionen noch zumuten will und endlich ein Beiboot zur Verfügung stellt.