1. Startseite
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Schönebeck
  6. >
  7. Mit Biss: Calbenserin untersucht Vampir-Phänomen

Nancy Schumann (35) plant noch in diesem Jahr in der Saalestadt eine öffentliche Lesung aus ihrem Buch Mit Biss: Calbenserin untersucht Vampir-Phänomen

Von Andreas Pinkert 21.08.2013, 03:11

Seit einiger Zeit herrscht in den Medien ein wahrer Vampir-Boom und zieht vor allem Jugendliche in seinen Bann. Die gebürtige Calbenserin Nancy Schumann hat sich wissenschaftlich mit dem Phänomen beschäftigt. Seit Jahren lebt und arbeitet die 35-Jährige in London. Ihr Buch erscheint in Kürze auch in deutscher Sprache.

Calbe/London l "Twilight", "Vampire Diaries" oder "True Blood": Bei diesen und weiteren Titeln erfolgreicher Romane, Kinofilme und Fernsehserien schlagen die Herzen der Vampir-Fangemeinde höher. Nicht nur in der als "schwarzer Szene" bezeichneten Subkultur sind die Blutsauger beliebt. Die Kreaturen scheinen mitten in der Gesellschaft angekommen zu sein. "Vampire berühren uns tief im Herzen, durch die Tragik der geopferten Menschlichkeit, durch die immense Kraft die ihnen innewohnt, ihre immerwährende Schönheit, Liebe und Unsterblichkeit", sagt Nancy Schumann.

Doch während vor allem Jugendliche für jeden Film dieser Art vor dem Kino Schlange stünden, verstehe kaum noch jemand, wie und warum diese mystischen Wesen unsere Populärkultur eigentlich beherrschen, so die Autorin.

Die gebürtige Calbenserin hat nach ihrem Abitur am Friedrich-Schiller-Gymnasium in Leipzig Anglistik studiert. In ihrer Magisterarbeit hat sie vor allem die Rolle weiblicher Vampire in der Folklore verschiedener Länder und in der angloamerikanischen Literatur untersucht.

"Alle Vampire waren ursprünglich einmal weibliche Kreaturen."

Dabei ist Nancy Schumann auf ein Vampirbild gestoßen, dass wenig gemeinsam hat mit dem blutsaugenden Mantelträger, der nur mit Tageslicht, Holzpflöcken und Knoblauch bekämpft werden muss. "Mit dem berühmten Dracula hat das wenig zu tun. Doch Autor Bram Stoker hat mit seiner Romanfigur das Vampirbild nachhaltig geprägt", erklärt Nancy Schumann gegenüber der Volksstimme. Die Ergebnisse ihrer Arbeit hat sie in ihrem englischsprachigen Buch "Take a bite" zusammengefasst, das vor zwei Jahren erschien. Nun hat sie einen Leipziger Verlag gefunden, der es demnächst in deutscher Sprache herausbringen wird. Darin stellt sie für den Leser heraus, dass in Völkerstämmen in verschiedenen Teilen der Welt vampirähnliche Wesen vor allem dazu dienten, ungewöhnliche Geschehnisse bei Geburten oder Todesfällen zu erklären. So sei es nur logisch, dass die ersten Vampire in Legenden und Literatur weiblich waren.

Die gebürtige Calbenserin lebt seit rund zehn Jahren in London. In der britischen Metropole schreibt sie Gedichte, Kurzgeschichten und akademische Texte sowohl auf Deutsch als auch auf Englisch. Als Expertin auf dem Gebiet weiblicher Vampire in Folklore, Film und Literatur hält Nancy regelmäßig Vorträge auf akademischen Konferenzen und weiteren Veranstaltungen.

Den Kontakt zu ihrer Heimatstadt behält Nancy Schumann dennoch aufrecht, kommt gern einmal von der Themse an die Saale. Derzeit plant sie mit Heimatvereinsvorsitzenden Uwe Klamm daran, eine Lesung aus ihrem Buch noch in diesem Jahr in Calbe zu organisieren.