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Der aktuelle Entwurf der Regionalen Planungsgemeinschaft Magdeburg steht teilweise in der Kritik Wohin lässt sich der Salzlandkreis steuern?

Von Ulrich Meinhard 28.01.2014, 02:24

Mit dem sogenannten regionalen Entwicklungsplan gibt die Regionale Planungsgemeinschaft Magdeburg auch im Salzlandkreis die Marschrichtung vor. Drei Städte sollen in ihrer Bedeutung abgestuft werden. Dagegen regt sich Widerstand.

Schönebeck/Staßfurt l Es geht etwas vor im Salzlandkreis. Es geht um die Zukunft. Lässt die sich planen? Zumindest wird es versucht. Der sogenannte regionale Entwicklungsplan mag für Ottonormalbürger auf den ersten Blick abstrakt erscheinen. Und doch wird mit ihm ein Großteil Zukunft geschrieben. Die Auswirkungen reichen bis in das kleinste Dorf - und haben hier die größten Auswirkungen. Dieser Entwicklungsplan, ausgearbeitet von den Mitgliedern der Regionalen Planungsgemeinschaft Magdeburg, liegt derzeit auf dem Tisch. Und wird diskutiert.

Hoym, Nienburg und Alsleben sollen Status als Grundzentrum verlieren

So soll zum Beispiel Alsleben mit seinen aktuell noch 2550 Einwohnern den Status Grundzentrum verlieren. Was dann bleibt, ist die Definition "nicht zentraler Ort" (Volksstimme berichtete bereits). Ein Grundzentrum muss unter anderem mindestens 3000 Menschen zählen, muss für weitere 9000 Menschen im Umkreis öffentliche Einrichtungen wie Schulen, Einkaufsmöglichkeiten und Sportangebote vorhalten. Wegen des im Salzlandkreis seit Jahren andauernden Bevölkerungsschwundes (knapp 3000 Menschen jedes Jahr) fällt die Wahl auf das nahe gelegene Güsten, das den Status Grundzentrum behalten soll, weil hier die Verwaltung der Verbandsgemeinde sitzt. Alsleben verliert also. Und würde damit auch mögliche Zuweisungen, mögliche Fördermittel verlieren, die Grundzentren allgemein bekommen, etwa für Kindertagesstätten und ähnliches. Der weitere Abschwung scheint programmiert.

Das ist es, was auch den Nienburger Bürgermeister Markus Bauer (SPD) die Laune verdirbt. Neben Alsleben sollen Hoym und Nienburg künftig keine Grundzentren mehr sein. Dafür soll Nachterstedt Grundzentrum werden, obwohl hier nur 1783 Menschen leben. Darauf machte der in Biere lebende Landtagsabgeordnete Gunnar Schellenberger (CDU) aufmerksam. Obwohl er und Bauer im mehr oder minder bereits angelaufenen Wahlkampf Konkurrenten sind (beide wollen Landrat werden), eint sie doch die Kritik am Planungsentwurf, der übrigens, anders als vermeldet, noch nicht beschlossen ist.

Zuerst Schellenberger: "Für uns ist es sinnvoll, wenn die Grundzentren bleiben wie sie sind." Von Seiten der CDU kommt der Vorschlag, Nachterstedt und das unweit gelegene Hoym zusammenzuschließen als ein Grundzentrum. Zwar bliebe Schönebeck (neben Staßfurt, Bernburg und Aschersleben) ein Mittelzentrum, doch sei im Planungsentwurf Ostelbien mit den eingemeindeten Orten Pretzien, Plötzky und Ranies außen vor gelassen worden. "Das müssen wir ändern", betont Schellenberger im Gespräch mit der Volksstimme. Er hebt hervor: "Wir müssen alle Definitionen sauber klären."

Der Zweck der Planungen der Regionalen Planungsgemeinschaft Magdeburg ist durchaus sinnvoll: Die Entwicklung soll nicht sich selbst überlassen, sondern so gut es geht gesteuert werden, etwa um den Fortbestand von Schulen zu sichern. Auch der öffentliche Nahverkehr nimmt diese Regionalplanung als Orientierung. Betreiber von Supermärkten richten sich an der Ausweisung von Grundzentren aus.

Schlechte Karten also für Hoym, Alsleben und Nienburg. Deshalb wollen sich die Bürgermeister der drei kleinen Städte nach Volksstimme-Informationen am morgigen Mittwoch zusammensetzen und überlegen, wie sie weiter vorgehen. "Man haut uns die Entwicklungsmöglichkeiten weg", argumentiert Markus Bauer. Er meint: "Wenn einer raus ist, entwickelt sich die gesamte Region nicht mehr weiter." Stattdessen bräuchte der Salzlandkreis eine Willkommenskultur. Wer soll willkommen geheißen werden? "Auszubildende in Berufsschulen, Studenten an den Fachhochschulen", nennt der Bürgermeister Beispiele. Bauer verdeutlicht: "Jugendliche müssen die Chance erhalten, in der Region zu bleiben." Stimmen die Bildungsangebote, würden auch Unternehmen bleiben oder sich ansiedeln. Die Abwärtsspirale wäre beendet.

Plötzlich zwei Gebiete für Windlagen zusätzlich

Gunnar Schellenberger indessen stößt auch sauer auf, dass im Entwurf plötzlich zwei Ausweisungsgebiete für Windanlagen auftauchen und zwar bei Eggersdorf und bei Aschersleben. "Wir haben als CDU schon 2007 klargestellt, dass wir keine weiteren Ausweisungen wollen. Wir haben schon genug Spargel", macht der Christdemokrat auf die zahlreichen Windparks im Salzlandkreis aufmerksam. Es dürften zudem keine landwirtschaftlichen Flächen für das Aufstellen großer Photovoltaik-Anlagen verwendet werden, sagt Schellenberger.

Das Thema regionaler Entwicklungsplan soll am Mittwoch im Wirtschaftsausschuss des Salzlandkreises behandelt werden. Eine Stellungnahme der Kreisverwaltung ist bis zum 31. Januar vorgesehen. Dann kommt der Plan voraussichtlich Anfang März in den Kreistag. Mit einem Beschluss ist aber frühestens Ende des Jahres zu rechnen. "Wir müssen aber rechtzeitig die Weichen stellen", befindet Gunnar Schellenberger.