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Elbbrücke Barby "Es gibt vermutlich niemanden, der das widerspruchslos hinnimmt"

Wie zu erwarten war, erzeugte das Thema Verkauf und eventueller Abriss
der Barbyer Elbbrücke leidenschaftliche Reaktionen im Barbyer
Ortschaftsrat. Auch ein Volksstimme-Beitrag vom 6. Februar sorgte im
Sozialen Netzwerk Facebook für heftige Reaktionen.

Von Thomas Linßner 13.02.2014, 02:22

Barby l "Ich musste das Exposé vier Mal lesen, um es zu verstehen", gestand Ortschaftsrat Willi Kempa (Linke). Damit war er in guter Gesellschaft mit anderen Anwesenden der Sitzung. Auch Amtsleiter Holger Goldschmidt sprach vom "beabsichtigen Verkauf der Brücke". Seine Amtskollegin Karin Knopf hatte in ihrer Eigenschaft als Juristin das Papier offenbar besser verstanden. Sie stellte klar: "Die Brücke soll nicht verkauft werden ... sie ist es."

Was folgte, war eine leidenschaftliche Diskussion der Ortschaftsräte. "Für mich ist unklar, wo hier der Aufschrei bleibt", sagte Torsten Reinharz (SPD). Die Denkmalschutzbehörde "schreie bei jedem alten Fenster" und brauche Jahre, um den Abriss eines ruinösen Hauses zu genehmigen, aber in diesem Fall bleibe sie regungslos. "Das sind die Einzigen, die den Abriss verhindern könnten", so Reinharz.

Auch Klaus Strobel (CDU) sprach Tacheles: "Hier soll in unserer Nähe sehr viel Geld in den Aufbau einer Kreisgrabenanlage gesteckt werden, die für uns historisch völlig irrelevant ist. Aber um erhaltenswerte Bauwerke kümmert sich niemand." Strobel schlug vor, den Landesbauminister mit dem Thema zu konfrontieren.

Ohne Konzeption kein Erhalt der Brücke

Ortsbürgermeister Ernst Neugebauer (CDU): "Es gibt vermutlich in Barby niemanden, der das widerspruchslos hinnimmt." Auch ihm stieß die Haltung der Denkmalsbehörde auf: Wenn die Denkmalpflege das durchgehen lasse, könne man sie auch gleich auflösen. Neugebauer erinnerte an die Historie des technischen Einzeldenkmals, das vor 135 Jahren eingeweiht wurde.

"In der Geschichte der Stadt Barby wurde es immer schlimm empfunden, dass die Brücke 1945 gesprengt wurde. Jetzt machen wir das auf ganz andere Weise", so Ernst Neugebauer. Er unterstrich, dass für den Erhalt allerdings eine Nutzungskonzeption bestehen müsse, denn was nicht genutzt werde, habe schlechte Chancen.

Willi Kempa (Linke) regte die Gründung eines Fördervereins an. Er nannte als Beispiel den vormals geplanten Abriss des Schiffshebewerks Rothensee, der auf diese Weise verhindert werden konnte. "Vielleicht gibt es ja Leute, die eine ganz besondere Beziehung zur Barbyer Elbbrücke haben und sich engagieren." Holger Pakendorf (CDU) empfahl den Kontakt mit dem Käufer aufzunehmen, der bislang öffentlich nicht genannt wird.

Zerstörung eines Kulturdenkmals

Der Tagesordnungspunkt zum Thema Brücke war im Ortschaftsrat wie auch im Bauausschuss nicht mehr als eine "Meinungsbildung". In der Erläuterung des Bauamtes heißt es dazu: "Selbstverständlich handelt es sich beim geplanten Abbruch der Elbbrücke, zumindest aus Sicht der Verwaltung, um die Zerstörung eines Kulturdenkmals. Hier greifen die Regelungen des Denkmalschutzgesetzes Sachsen-Anhalt, nach denen eine solche Zerstörung nur unter sehr restriktiven Voraussetzungen möglich sein dürfte."

Erinnert wird an die "touristische Schlüsselrolle": Die direkte Verbindung zwischen der Stadt Barby und der östlichen Elbseite wird sowohl von Fußgängern als auch von Radwanderern sehr rege genutzt.