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Jahreshauptversammlung der Ortswehr / Aussprache am 19. März Breitenhagens Kameraden fordern Auswertung der Flut-Ereignisse

Von Thomas Linßner 19.02.2014, 02:25

Warum vergingen Stunden, in denen nichts geschah? Die Auswertung der Hilfsmaßnahmen um den Deichbruch im Juni 2013 wurde bei der Jahreshauptversammlung der Freiwilligen Feuerwehr Breitenhagen gefordert.

Breitenhagen l So viel zustimmendes Kopfnicken hatte Ortswehrleiter Gerit List von seinen Kameraden wohl selten geerntet, als er in seinem Rechenschaftsbericht sagte: "Warum hat man es innerhalb eines dreiviertel Jahres nicht fertig gebracht, das Gesamtgeschehen mit uns auszuwerten?" Er vermisse besonders die Auswertung der Fehler. Und die seien offensichtlich gemacht worden.

Dazu zählte auch, dass zur Rettung des Ring- oder Sommerdeichs nicht ausreichend Jute-Sandsäcke zur Verfügung standen. Dort wurden zum Teil Kunststoffsäcke verbaut, die infolge des Wasserdrucks ins Rutschen kamen, woraufhin auch der Ringdeich brach. "Hätte er gehalten, wäre Breitenhagen vielleicht trocken geblieben", so List. Und er fügte an, was auch der Landesbetrieb für Hochwasserschutz (LHW) unterschreiben würde: Kunststoffsäcke kann man vor Türen und Toren verbauen, aber nicht am Deich.

"Um 13.15 Uhr stellte ich zusammen mit Peter Butz und Christian Jung vom LHW fest, dass die Bruchstelle etwa fünf Meter geöffnet war", zitierte Gerit List aus seinem Einsatzbuch. Er habe per Funk Hubschrauber bei der Technischen Einsatzleitung (TEL) in Zuchau angefordert. Zehn bis 15 Bigbags hätten ausgereicht, um diese Bruchstelle im Sommerdeich zu sichern. "Man hat mir dann gesagt, die Hubschrauber fliegen Richtung Magdeburg und sind nicht verfügbar", so List.

Er sprach weitere Dinge an, die der Wehr auf der Seele liegen. Ein Vertreter des Veterinäramtes hätte die Feuerwehrkameraden angewiesen, die Kadaver verendeter Tiere zu entsorgen. "Das habe ich abgelehnt, weil nicht alle Kameraden die Hepatitis-Impfung A und B haben", sagte Gerit List. Er habe im Vorfeld mehrfach darauf hingewiesen, dass diese Impfungen fehlen. Letztendlich hätten zwei Fluthelfer aus Stuttgart die toten Tiere in Breitenhagen beseitigt.

Der Kamerad Heinz Armin Sixdorf unterstrich, was auch List zuvor gesagt hatte: Außer der Feuerwehren Sachsendorf und Zuchau waren nur Zivilkräfte vor dem Deichbruch in Breitenhagen im Einsatz. Man habe weder Bundeswehr noch THW gesehen.

"Wenn wir den nicht selber erhöht hätten, wäre uns dort auch die Elbe ins Dorf gelaufen."

Gerit List ging auf einen weiteren Knackpunkt ein, der die Breitenhagener bis heute die Faust in der Hosentasche ballen lässt: der Zustand des zu niedrigen Elbdeiches hinter dem ehemaligen Kindergarten. "Wenn wir den nicht selber erhöht hätten, wäre uns dort auch die Elbe ins Dorf gelaufen", sagte List. Hier stand das Wasser 20 Zentimeter flussseitig vor den Sandsäcken. An dieser Stelle wisse man seit 2002 um den zu niedrigen Damm, dessen Erdmischungsverhältnis zudem nicht stimme. "Wenn hier der Deich auch noch gebrochen wäre, hätte es einige Häuser fort gespült", warf Heinz Armin Sixdorf ein, der jahrzehntelang beim LHW arbeitete.

Auch das kürzlich erfolgte "Draufschmieren von Erde", wie sich der Ortswehrleiter ausdrückte, sei witzlos. "Von der Zerbster Straße bis zur Russenwiese muss der Deich verspundet werden", forderte List vom LHW. Bei einem erneuten Extrem-Hochwasser stünde man anderenfalls wiederum vor diesem Problem.

"Das sind alles Dinge, die ausgewertet werden müssen und über die man sprechen muss. Das nächste Hochwasser kommt bestimmt", so List.

Laut Stadtwehrleiter Detlef August wird es am 19. März im Feuerwehrgerätehaus Groß Rosenburg einen solchen Termin geben. Im Vorfeld würden an die Führungskräfte Fragebögen verschickt, um die Ereignissen vom Juni 2013 zu rekapitulieren.

Detlef August ging unter anderem auf die von Gerit List angesprochenen Hepatitis-Impfungen ein: "Als wir zur Einheitsgemeinde wurden, habe ich dazu aufgerufen, dass alle Kameraden sich impfen lassen. Doch viele haben sich dagegen gesperrt."