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Am 2. März wird der Ranieser Rosenmontag gefeiert / Christel Perlberg gehört zu den Gründern "Ich dachte, der Umzug läuft sich tot"

Von Kathleen Radunsky-Neumann 26.02.2014, 02:21

Eine wunderschöne Tradition wird 60. Doch in den Ruhestand wird sich der Ranieser Rosenmontagsumzug nicht verabschieden. Anlässlich dieses Jubiläums erinnert sich Gründungsmitglied Christel Perlberg an die Anfänge des närrischen Treibens.

Ranies l Nach Karneval sieht es nicht aus im Haus von Christel Perlberg. Die 78-Jährige lebt in Ranies - vor 60 Jahren gehörte sie zu den Gründungsmitgliedern des Rosenmontagsumzuges, der heute mehrere tausend Besucher in den Schönebecker Ortsteil lockt. Als eine Frau der ersten Stunde müsste die Ranieserin noch eigentlich vernarrter Karnevalfan sein - sollte man meinen. Doch Christel Perlberg winkt ab.

"Das ist alles so gewachsen", sagt sie im Volksstimme-Gespräch. Nichtsdestotrotz lässt sich der Fakt nicht von der Hand weisen, dass die Ranieserin damals vor 60 Jahren die Idee für die Tradition mit geboren hat. "Damals habe ich im Gemendebüro gearbeitet und da kam immer ein Mann mit dem Namen Fritz vorbei", erinnert sich die 78-Jährige. Da sich beide gut verstanden, entstand schnell der Spruch über beide "Christel und Fritz machen einen Witz...". Und dann kam eines zum anderen. "Wegen eines Hochwassers musste der Ball des Deutschen Roten Kreuzes ausfallen", berichtet sie. Dieses Fest vom Sommer sollte nachgeholt werden - der Termin fiel zufällig auf die Karnevalszeit. Und das Thema war aufgrund der Naturkatstrophe schnell klar: "Hochwasserbadestrand".

"Damals war das Fest noch kein Umzug so wie er heute stattfindet", erklärt Christel Perlberg. Mehr eine Art Volkstanz, erklärt sie. Und der wurde klassisch montags zum Rosenmontag gefeiert. Die Organisation inne hatte Brunhilde Höpfner.

"Die Kostüme hat damals eine Schneiderin genäht."

"Ich bin nicht die Mutter des Rosenmontagsumzuges", betont die 78-Jährige in diesem Zusammenhang, "darum hat sich Brunhilde Höpfner gekümmert."

Christel Perlberg gibt die Ehre lieber an andere - mit fremden Federn will sie sich nicht schmücken. Dafür hat sie sich 20 Jahre lang mit den verschiedensten Kostümen geschmückt. "Etliche Male war ich bei der Prinzengarde dabei", sagt sie. Doch es gibt auch Beweisbilder, dass sich die Ranieserin auf Wagen postiert hat.

"Die Kostüme hat damals eine Schneiderin genäht, die am Theater arbeitete und in Ranies lebte", erinnert sie sich. Also gab es damit schon mal eine Sorge weniger. Später, als Christel Perlberg ihre aktive Karnevals-Zeit beendet hatte, gab es andere Sorgen. Nämlich: Von wo hat man den besten Blick auf den Umzug? "Früher waren alle unsere Fenster voll, weil so viele Bekannte zu uns kamen, um den Umzug von uns aus mitzuverfolgen", berichtet die 78-Jährige.

Heute noch würde Christel Perlberg liebend gern dem Umzug vom heimischen Fenster aus zusehen. Doch inzwischen wurde die Route etwas verändert - in ihrem Haus hat man nicht mehr den sprichwörtlichen Platz an der Sonne. Am kommenden Sonntag wird sie deshalb wohl den Spaziergang zur Straße machen - egal bei welchem Wetter. Denn ob Regen, Schnee oder Sonne, das ist den Karnevalisten in Ranies schon immer egal gewesen.

Heute ist der Ranieser Rosenmontagsumzug eine feste Tradition. Er zieht mehrere tausend Besucher an. "Ich hatte damals gedacht, dass sich das tot läuft", sagt sie. Doch sie sollte sich irren. Einerseits trug dem Dorffest positiv bei, dass der Termin irgendwann auf den Sonntag zuvor verlegt wurde. "Weil viele Besucher Urlaub am Montag nehmen mussten"; begründet sie. Andererseits: "Die Jugend fiebert auch immer auf den Umzug hin", berichtet sie aus dem Dorfleben. "Meine große Enkelin macht inzwischen ebenso bei der Prinzengarde mit", fügt sie hinzu. Das Rosenmontagsfieber liegt den Raniesern also mehr oder weniger im Blut - bereits seit 60 Jahren.

Der Ranieser Rosenmontagsumzug findet am Sonntag, 2. März, statt. Beginn: 14 Uhr.