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Erlebnisbericht eines Erstspenders bei einer Blutspende des Deutschen Roten Kreuzes Wie im Urlaub am Strand mit einem guten Buch

13.01.2011, 04:27

In Deutschland gibt es immer weniger Menschen, die regelmäßig Blut spenden gehen. Gerade junge Leute engagieren sich in diesem Bereich selten. Volksstimme-Volontär Christopher Kissmann fühlte sich durch eine Kollegin herausgefordert, als Erstspender beim Deutschen Roten Kreuz einen Blutspendeversuch zu wagen.

Salzlandkreis. Meine eigene Mutter ist Krankenschwester und spendet regelmäßig Blut – aber wieso sollte ich deswegen übers Blutspenden nachdenken? Es gibt ja genug Menschen, die das regelmäßig tun.

Mit dieser Vorstellung habe ich die letzten Jahre gelebt. Bis mich meine Redaktion zur Blutspende entsandte. Scherzhaft meinte eine Kollegin: "Du kannst ja auch selber den Arm hinhalten." In ihrem Unterton schwang latent die Aussage mit, dass ich das ja eh nie tun würde. Ich fühlte mich also herausgefordert, schnappte mir meine Kamera und ging zur Blutspende des Deutschen Roten Kreuzes in die Kreisvolkshochschule in Schönebeck.

Dort angekommen, werde ich freundlich von Rettungsassistent Björn Reimann begrüßt: "Sie wollen nicht nur berichten, sondern machen auch gleich mit?" Mir bleibt also gar keine Zeit, es mir noch einmal anders zu überlegen. Er begleitet mich an einen Tisch und erklärt mir vorab den folgenden Ablauf und bespricht mit mir ein Merkblatt, welches über Infektionskrankheiten und mögliche Risiken der Blutspende aufklärt. Meine Fragen werden mir alle kompetent beantwortet, ich fühle mich gut aufgehoben und begebe mich nach Ausfüllen eines Fragebogens zu meinem Gesundheitszustand zur ersten Station.

Ein weiterer Rettungsassistent wirft einen ersten Blick auf den ausgefüllten Bogen und führt eine Voruntersuchung durch. Er misst durch eine schmerzfreie Blutabnahme am Ohr den sogenannten HB-Wert (Hämoglobin). Dieser gibt an, wie hoch der Anteil sauerstofftransportierender Proteine in den roten Blutkörperchen (Erythrozyten) ist. Bei einem Mann muss der HB-Wert über 13,5 liegen. Mit 16,3 wird mir ein guter Wert bescheinigt und nachdem die Körpertemperatur mit 36,1 Grad ebenso in Ordnung ist, geht es gleich weiter zu Station zwei.

Vertrauliche Atmosphäre nimmt letzte Zweifel

Bei einem Arzt wird noch einmal der Fragebogen besprochen, erörtert ob ich ausreichend gegessen und getrunken habe und noch offene Fragen meinerseits beantwortet. Die vertrauliche Atmosphäre nimmt mir letzte Zweifel. Ich verabschiede mich also und gehe nun einen Raum weiter – zum eigentlichen Ziel der Aktion: zur Blutspende.

Ich werde freundlich vom medizinischen Personal begrüßt und darf mir aussuchen, ob die Blutabnahme vom linken oder vom rechten Arm erfolgen soll. Ich entscheide mich für den Linken. Bevor es aber dazu kommt, werden vier kleine Röhrchen mit einem Strichcode markiert, damit das abgenommene Blut eindeutig zugeordnet und untersucht werden kann. "Bei jeder Blutabnahme wird ihr Blut untersucht und geschaut, ob alles in Ordnung ist", erklärte mir Björn Reimann vorab. In Dessau wird die Untersuchung in einem Labor vorgenommen und die Ergebnisse werden dann anschließend jedem Blutspender schriftlich mitgeteilt.

Nachdem ich erneut über die nun folgenden Schritte aufgeklärt werde, mache ich es mir auf einem Liegestuhl bequem. Es folgt der kleine Einstich, die Nadel wird eingeführt und schon schießt mein Blut durch einen durchsichtigen Schlauch in einen Konservierungsbeutel. Es tut weder weh, noch merke ich überhaupt, dass mir gerade Blut abgenommen wird. Die Umstände sind entspannt, mir werden ein Glas Cola und Traubenzucker gereicht und es gleicht fast einer Urlaubssituation, in der man sich am Strand bedienen lässt. Fehlt eigentlich nur noch ein gutes Buch von John Grisham. In meiner Hand knete ich einen Sandball, damit das Blut kontinuierlich durch meinen Arm gepumpt wird. Unterbrochen werde ich in meiner Idylle nur von den sich wiederholenden Nachfragen der Rettungsassistentinnen, ob es mir gut gehe und alles in Ordnung sei.

Schönster Teil steht erst noch bevor

Gut gelaunt bejahe ich die Fragen und erstaune, als mir eine von ihnen nach nur sieben Minuten mitteilt, dass es geschafft ist. Wie bitte? Sieben Minuten für 500 Milliliter? Ich hätte nicht gedacht, dass es so schnell gehen würde.

Sie zieht die Nadel schmerzfrei heraus und ich drücke ein Taschentuch auf die Wunde. Anschließend bekomme ich ein Pflaster. Geschafft! Aber jetzt kommt erst der schönste Teil. Natürlich werden alle Spender belohnt. Im nächsten Raum wartet ein tolles Buffet auf mich und ich bringe meinen Blutzuckerspiegel durch ein paar Gläser Cola und viele leckere Speisen wieder nach oben. Körperlich geht es mir trotz des "Blutverlustes" hervorragend – nach der Stärkung erst recht. Dort fällt mir auf, dass das Durchschnittsalter der Spender scheinbar deutlich über 30 Jahren liegen muss. Ein Problem, wie mir Björn Reimann bestätigt: "Wir vom Deutschen Roten Kreuz suchen nach Wegen, wie wir den Nachwuchs ansprechen können. Blutspenden ist wichtiges gesellschaftliches Engagement und das wollen wir auch jungen Menschen gern vermitteln."

Fröhlich gestimmt und zufrieden verlasse ich die Kreisvolkshochschule. Was wohl mit meinem Blut geschehen wird? Vermutlich wird es nach der Untersuchung in seine einzelnen Bestandteile zerlegt werden, damit es besser weiterverarbeitet werden kann. Damit kann mit meinem Blut gleich drei oder vier Menschen geholfen werden. In meinem Arm halte ich ein überraschendes Dankeschön, welches ich für meine Blutspende noch erhalten habe.

Was das wohl sein mag? Gehen Sie doch mal Blut spenden – dann bekommen sie es bestimmt heraus.