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Festempfang des Allgemeinen Behindertenverbandes in Sachsen-Anhalt / Vergabe von Ehrenpreisen Vom Wachsen und Werden in 25 Jahren

Von Heike Liensdorf 24.03.2014, 02:29

Barrierefrei soll es sein, das Leben in Sachsen-Anhalt - damit Behinderte daran immer und überall teilnehmen können. Das hat sich der Allgemeine Behindertenverband in Sachsen-Anhalt auf die Fahnen geschrieben. Seit 25 Jahren.

Schönebeck l Seit fast 25 Jahren - ein Vierteljahrhundert ist ganz genau erst am 14. September erreicht - begleitet der Allgemeine Behindertenverband in Sachsen-Anhalt, kurz Abisa, das Wachsen und Werden des barrierefreien Lebens im Land. Vieles ist initiiert, vieles ist bewegt, vieles ist umgesetzt worden. Auf das Erreichte ist am Sonnabend während des Festempfangs im "Haus Luise" in Schönebeck Jürgen Hildebrand eingegangen. Der Vorsitzende des Abisa blickte nicht nur zurück, sondern sagte auch, was "in Arbeit" ist. "Derzeit wenden wir uns Fragen zur Barrierefreiheit in Gesundheitseinrichtungen zu", erläuterte er. Zudem werden vor den Ende Mai anstehenden Europa- und Kommunalwahlen die Wahlunterlagen und -lokale auf ihre Behindertengerechtigkeit überprüft.

Die vergangenen 25 Jahre seien "ein Wachsen und Werden" gewesen. Viele haben sich engagiert. "Ich möchte gern jedem Einzelnen Danke sagen und die Hand drücken", so Hildebrand. Doch ihm sei klar, dass gehe nicht. Deshalb vergebe der Abisa Ehrenpreise und Ehrenurkunden an Menschen, die sich besonders engagieren - stellvertretend für die vielen Mitstreiter.

Hella Richter

Die erste Laudatio hielt Ingrid Frank - auf Hella Richter. Das Tätigkeitsfeld der Leiterin der Parkinson-Regionalgruppe in der Elbestadt sei mit wenigen Worten nicht zu fassen. Deshalb holte Ingrid Frank etwas aus und schilderte eindrucksvoll, was die Schönebeckerin alles für die Gruppe leistet. "Hella Richter betreut die Gruppe mit sehr großem persönlichen Einsatz", hob die Laudatorin hervor. "Sie ist eine Frau, die alles genau und gewissenhaft erledigt haben möchte."

Ulrike Matthies

"Aufgaben können dazu führen, dass Menschen daran wachsen. So ein Mensch ist Ulrike." So begann Marcus Graubner seine Laudatio auf Ulrike Matthies vom Allgemeinen Behindertenverband Stendal. Sie sei in eine Aufgabe gewachsen, vor der sie anfangs Angst hatte und die sie jetzt mit Bravour meistert. Jeden Donnerstag berät sie in Stendal selbständig Klienten. Mittwochs sind sie zu zweit, merkte Marcus Graubner an und fügte hinzu: "Ich sage euch, dass sind teilweise harte Nüsse, die wir knacken müssen." Was Ulrike Matthies auszeichne, sei, dass sie zuhören und Menschen in Not und Krisen auffangen könne. "Wir brauchen keine Schulungen. Durch unsere eigenen Befindlichkeiten wissen wir, was die Leute brauchen", sagt Marcus Graubner.

Phil Hubbe

Phil Hubbe aus Magdeburg zeichnet Cartoons zum Thema Behinderte. Der Illustrator, der an Multiple Sklerose erkrankt ist, "bringt zu Papier, was ihm wichtig ist", sagt Jürgen Hildebrand in seiner Rede auf den Zeichner. "Er bekämpft seine Krankheit auf seine Art, mit Zeichnen. Die Cartoons sollen auf den, der sie betrachtet, wirken und ihn aber auch zum Lachen bringen." Doch da sei immer noch die Schranke im Kopf. Während Betroffene mit Behindertencartoons offen umgehen, sei das bei Nicht-Betroffenen ganz anders. Doch Behinderte wollen wie jeder andere behandelt werden, deshalb könne man auch lachen.

Klinik Martha-Maria

Auf das Krankenhaus Martha-Maria Halle-Dölau hielt Lolita Graubner eine Lobrede. Dass ein Ehrenpreis an diese Einrichtung geht, dafür gebe es aus ihrer Sicht drei gute Gründe: Die Räumlichkeiten sind weitgehend barrierefrei gestaltet. Die Patientenbetreuung sei "exzellent, ich habe mich dort sehr gut aufgehoben gefühlt", so die Laudatorin. Zudem werden dort Menschen mit Behinderung nicht nur ausgebildet, sondern finden auch in der Klinik Arbeit. Am Sonnabend war kein Vertreter vom Krankenhaus anwesend, der Preis soll nun vor Ort übergeben werden.

Stadt Nienburg

Denkmalschutz und Barrierefreiheit können zusammenfinden. Ein Beispiel dafür sei die Stadt Nienburg, sagte Laudator Frank Schiwek. So sei das denkmalgeschützte Rathaus umgebaut worden, um allen Bürgern einen barrierefreien Zugang zu ermöglichen. "Die Nienburger Stadtverwaltung ist ein großes Stück bürgerfreundlicher geworden. Für die vorbildliche Gemeinde gibt es den Sonder-Ehrenpreis des Abisa", so Frank Schiwek und überreichte diesen an Nienburgs Bürgermeister Markus Bauer.