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Jäger sehen in der Hege eine Notwendigkeit für artenreichen Wildbestand / Probleme macht das Rauwild Tobias Wostry ist neuer Vorsitzender des Hegerings

Von Thomas Linßner 15.04.2014, 03:21

Tobias Wostry (45) ist neuer Vorsitzender des Hegerings Barby. Er tritt die Nachfolge von Hartwig Dostal (75) an, der diese Funktion 15 Jahre lang ausübte und sich aus Altersgründen zurück zog.

Barby l Eine Beobachtung am Rande: Wenn Tobias Wostry durch sein Revier streift, hat er nicht nur das Gewehr dabei, sondern auch die Kamera. Damit wird "geschossen", wo man heute den Finger gerade lassen muss: Fasane oder Feldhasen. Sie sind in unserer "ausgeräumten" Landschaft so selten geworden, dass der verantwortungsvolle Weidmann sich auf stilles Entzücken beschränkt, wenn er sie sieht. Ganz zu schweigen von Rebhühnern, die auf der Roten Liste stehen. Ihr katastrophales Verschwinden wird auf die Zerstörung intakter Lebensräume durch die Umwandlung der Agrarlandschaft in flurbereinigte und dann intensiv mit Großmaschinen bewirtschaftete Flächen zurückgeführt. Daran änderte auch nichts, dass das Rebhuhn 1991 vom Nabu zum Vogel des Jahres gewählt wurde.

"Die Pflicht eines Jägers ist es, das Wild nicht nur zu jagen, sondern auch zu hegen und zu pflegen, damit ein artenreicher, kräftiger Wildbestand entsteht und erhalten bleibt", weiß Wostry. Was besonders nach der Flut 2013 wichtig sei, wo viel Niederwild verendete. Zählte man vor dem Hochwasser pro hundert Hektar sieben bis acht Rehe, sind es aktuell drei bis vier.

"Die Natur wird sich aber selbst helfen", ist Tobias Wostry zuversichtlich. Jedenfalls bei dieser Spezies. Hase Co. haben es da schon sehr viel schwerer. Was nützt die allerbeste Hege, wenn dem Langohr der Lebensraum genommen wird. So werden viele Feldraine, die für den Hasen Deckung und Kräuterapotheke gleichzeitig ist, von Landwirten annektiert, obwohl sie ihnen nicht gehören. Doch das wäre wieder eine andere Geschichte ...

Der Hegering Barby verfügt über eine Fläche von 4925 Hektar. Sie wird von 18 Jagdpächtern und 23 Jägern mit Begehungsschein betreut. Die häufigste Wildart sind Rehe gefolgt von Wildschweinen, die besonders im Spätsommer die Jäger auf den Plan rufen, wenn sie ihren "Hauptwohnsitz" für Wochen in Maisfelder verlegen. In solchen Fällen könnte der Landwirt den zuständigen Jagdpächter schadensersatzpflichtig machen. "Das ist aber noch nie passiert", beschreibt Tobias Wostry das gute Verhältnis zu den Bauern. Besonders der größte Flächennutzer, die Barbyer Agrar GmbH, sei tolerant.

Kampf ist verloren

Zunehmend Sorge bereitet den Jägern das Raubwild. Die bei uns neu auftretenden Tierarten wie Waschbär, Marderhund und Mink gelten als unerwünschte Neubürger und haben deswegen eine sehr lange Jagdperiode. Sie machen besonders den Bodenbrütern das Leben schwer. Damit die vom Menschen eingeschleppten Tiere nicht noch mehr das ökologische Gleichgewicht stören, gehen die Jäger auf Fallenjagd. Allein in den Revieren Monplaisir wurden im vergangenen Jahr 23, in den Eschen 65 Waschbären gefangen. "Eigentlich haben wir den Kampf verloren", winkt Wostry ab. "Auch wenn ein Großteil der Bevölkerung die Waschbären niedlich empfindet", sagt Werner Sinast, "das sind Killer."

So sind die Jäger seit Jahren immer wieder dabei, den Lebensraum für das Niederwild zu verbessern. Am Wespener Seehof wurden 50 Erlen gepflanzt, kamen 130 Weidenstecklinge in den Boden; am Tornitzer Schafstall werten 150 neue Bäume die Landschaft auf. Nächstes Projekt soll die "Bayerische Bierlache" sein, ein Altarmstummel im Saalemündungsgebiet.

Schon 1999 pflanzten Barbyer Jäger im Rahmen der Aktion "Wildhecken sichern Lebensraum" Bäume in die "Lache". Damals hoffte man auf einen nächsten Schritt, sah vor dem inneren Auge blühende Hecken, die wie bunte Bänder die eher eintönige Agrarlandschaft durchziehen. Doch nur wenige wuchsen an: trockene Sommer, ungeeignetes Pflanzgut. Finanziert wurden und werden diese Aktionen durch nicht abgeholte Pachtgelder, die die Jagdgenossenschaft zur Verfügung stellt.

Apropos, Geld. Dem aufmerksamen Autofahrer werden vielleicht rechts und links der Straßen nach Calbe oder Gnadau blaue Reflektoren aufgefallen sein, die an den Leitpfosten klemmen. Sie signalisieren den Wildtieren Gefahr, da dieses Funkelblau in der Natur praktisch nicht vorkommt. Auch sie wurden in Regie der Jäger montiert. "Die Zahl der Wildunfälle ist deutlich zurückgegangen", unterstreicht Hartwig Dostal. Das ließe sich an Fallzahlen klar nachweisen.