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Vom CNC-Maschinist zum Farmer / Norman Schnitzendöbel baut eine Straußenfarm an der Saale auf Gevatter Strauß lebt jetzt in Klein Rosenburg

Von Thomas Linßner 20.05.2014, 03:18

Norman Schnitzendöbel (38) betreibt in Klein Rosenburg eine Straußenfarm. Auf zwei Hektar Weideland werden die afrikanischen Laufvögel gleich hinter dem Saaledeich artgerecht gehalten. Ihr Fleisch ist sehr fettarm und gilt daher als besonders gesund.

KleinRosenburg l "Wenn ich nicht aufpasse, machen die mir meine Schnürsenkel auf", zeigt Norman Schnitzendöbel belustigt auf die gerade mal zwei Wochen alten Straußenküken. Waren die anfangs noch ziemlich scheu in der neuen Umgebung, werden sie jetzt immer kecker. Neugierig zuppeln sie an allem herum, was sich bewegt und was nicht.

"Die waren ja neu und konnten mit den Körnern noch nichts anfangen."

Als sich der ehemalige CNC-Maschineneinrichter vor zwei Jahren die ersten Strauße anschaffte, musste er den Küken noch das Fressen beibringen. Was kein Züchterlatein ist. "Die waren ja neu und konnten mit den Körnern noch nichts anfangen", erinnert er sich. Soll heißen: Weil die gerade auf die Welt gekommenen Laufvögel nicht von älteren Artgenossen lernen konnten, musste der Mensch Norman ihnen vormachen, wie man frisst ... "Ich habe mich auf den Boden gesetzt und mit dem Finger immer wieder in das Getreide getippt. Wir hatten ja beide keine Ahnung", grinst der Klein Rosenburger. Irgendwann sei bei den neuen Hauptakteuren seiner Farm der Groschen gefallen. Heute regelt sich das Fressenlernen von selbst, weil mehrere Generationen Artgenossen die Farm bevölkern.

Seit Juni 2013 ist Norman Schnitzendöbel selbständig. Vor einem Jahr schaffte er sich zehn Küken an, baute hölzerne Unterstände, zäunte zwei Hektar Land ein. Vier sollen es am Ende sein, wenn der Laden richtig läuft. Die Flächen stehen bereit.

Bei den Arbeiten hilft ihm sein Vater Reiner (61), der beim Landesbetrieb für Hochwasserschutz seine Brötchen verdient. Der erbte das Klein Rosenburger Grundstück von seinem Vater Rudolf Schnitzendöbel, der Bauer war. Noch zu LPG-Zeiten hatte die Familie sechs Rinder, Schweine, Hühner und Enten im Stall. Obwohl Vater Reiner in DDR-Tagen beim Kreisbetrieb für Landtechnik schlosserte und Norman in dessen berufliche Fußstapfen trat, als er Industriemechaniker lernte, war das liebe Vieh stets prägend.

"Vor ein paar Jahren verdichtete sich immer mehr der Wunsch", erinnert sich Norman, "selbständig etwas mit Tieren zu machen." Schweine, Schafe, Ziegen oder Hühner? Nein. Er wollte in eine Nische. Und er fand sie.

Aber wird den Afrika-Vögeln im knackigen Rosenburg-Wintern nicht zu kalt? "Nein", winkt der Farmer ab, "sie passen sich unseren europäischen Klimabedingungen problemlos an, können bei Minusgraden in Offenstallhaltung leben."

"Zirka 30 Kilo Fleisch können von einem guten Tier verwertet werden."

Straußenfleisch ist etwas für Genießer, fettarm und hundert Prozent Bio. Die großen Vögel bekommen nur natürliches Futter: Gras, Grassilage, Heu sowie Gerste und Weizen. Der Geschmack des Fleisches erinnert an Rinderfilet, aber auch ein bisschen an Ente oder auch Pute. Die sehr dunkelrote Farbe ähnelt magerem Rind- oder Wildfleisch. Deshalb erwarten die Leute einen gewissen Biss. Doch sie täuschen sich. Straußenfleisch ist extrem mager und zart. Es zergeht auf der Zunge - vorausgesetzt, es wurde richtig zubereitet.

Die Schlachtung erfolgt in der Straußen- Damwildfarm Thurland zwischen Köthen und Bitterfeld, wo Schnitzendöbel auch die Küken kauft. Nach etwa einem Jahr ist der Strauß schlachtreif und bringt rund 90 Kilo auf die Waage. "Zirka 30 Kilo Fleisch können von einem guten Tier verwertet werden", sagt der Klein Rosenburger. Die Haut wird zur Lederherstellung verwendet.

Da die Vermarktung nicht einfach ist, soll im Oktober Norman Schnitzendöbels Hofladen in der Mittelstraße 24 fertig sein. Wenn die Farm in einigen Monaten komplett ausgebaut ist, werden sich dort ständig 100 ausgewachsene Strauße und ebensoviele Küken tummeln.

So ist der Plan.

Der 38-jährige Seiteneinsteiger weiß um seine idyllische, aber entlegene Lage im Elbe-Saale-Winkel. Was gut für den Gutenachtgruß von Hase und Fuchs ist, kann in Sachen Vermarktung ein Hindernis sein. Deswegen ist Schnitzendöbel klar, dass er Werbung machen muss. Dafür sorgt Annett Wolter aus Calbe, die auch die charmanten Orientierungsschildchen auf der Rosenburg gestaltete. Auf der Straußenfarm-Internetseite kann man sich davon überzeugen.

@066n TwitterCo.:www.straussenfarm-klein-rosenburg.de