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Belegschaft legte am Mittwoch für zwei Stunden die Arbeit nieder: Tarifangleichung gefordert Streik bei Thyssen Krupp Presta

Von Olaf Koch 30.05.2014, 03:21

Zu Arbeitsniederlegungen kam es am Mittwoch bei Thyssen Krupp Presta Schönebeck GmbH. Für zwei Stunden ruhte ein Großteil der Arbeit. Die Beschäftigten fordern eine Angleichung der Löhne an das Westniveau.

Schönebeck l Bei Thyssen Krupp Presta in Schönebeck ruhte am vergangenen Mittwoch für zwei Stunden zum Großteil die Abreit. Die Gewerkschaft Metall hatte die Belegschaft zu einem zweistündigen Streik aufgerufen: für eine Stunde in der Frühschicht und für eine Stunde in der Spätschicht. Gut 150 Frauen und Männer trafen sich in dieser Zeit im Vereinssaal des SV 1861 Schönebeck in der Barbarastraße.

"Jetzt reicht`s uns!" war der Aufruf der IG Metall überschrieben. Was die Angestellten im 25. Jahr nach der politischen Wende fordern, ist aus Sicht der Gewerkschaft eine Selbstverständlichkeit: Die Angleichung der Löhne an das Westniveau, so Detlev Kiel, 1. Bevollmächtigter der IG Metall Magdeburg-Schönebeck.

Er und die anderen Gewerkschafter waren von der überwältigen Resonanz im Saal des SSV überrascht. Nicht nur, dass die Sitzplätze nicht reichten, am Ende fand sich auch kein Stehplatz mehr. "Da wird von der Werksleitung immer gesagt, dass die Kollegen die Angleichung der Löhne gar nicht wollen. Aber wenn ich hier in den Saal schaue, sehe ich etwas anderes", monierte Detlev Kiel.

Hartmut Meine, Bezirksleiter der IG Metall Niedersachsen und Sachsen-Anhalt, machte in einer flammenden und kämpferischen Rede noch einmal deutlich, dass die Belegschaft von Thyssen Krupp nicht auf ihr Recht verzichten sollte. "Zurzeit haben die Kolleginnen und Kollegen 90 Prozent Lohn des sachsen-anhaltischen Metall- und Elektrotarifvertrages. Bezogen auf Leistungszulage, Urlaubs- und Weihnachtsgeld sind wir auch noch weit vom Tarifvertrag entfernt", erklärter er vor versammelter Belegschaft.

Seit dem 28. Februar dieses Jahres ist der Tarifvertrag ausgelaufen, und beide Parteien hätten sich demnach verpflichtet, zum 1. März 2014 einen Anschlusstarifvertrag abzuschließen. "Dieser Vertrag ist bis heute nicht zustande gekommen. Doch 100 Prozent muss mal langsam eine Normalität sein, denn ihr, liebe Kolleginnen und Kollegen, leistet seit Jahren ja auch schon 100 Prozent."

Unterstützung bekommen die Schönebecker Arbeiter vom Konzernbetriebsrat aus Essen. "In diesem Tarifverhandlungen geht es um euer Recht, nach dem Flächentarifvertrag bezahlt zu werden. Ihr habt zum Wohle des Unternehmens viele Jahre auf mehr als 10 Prozent Gehalt verzichtet. Damit habt ihr euren Beitrag geleistet", schreiben die Gewerkschafter aus Essen.

Sowohl IG-Metall-Bezirksleiter Hartmut Meine als auch der Konzernbetriebsrat wissen um die gegenwärtige wirtschaftliche Lage. "Nur weil man sein Recht einfordert, bedeutet das nicht, dass man die Augen vor der Realität verschließt. Natürlich ist euch das schwierige Marktumfeld bewusst", so die Essener. Meine machte unter anderem deutlich, dass ein zufriedener Arbeiter, der vernünftig bezahlt werde, auch ein guter Arbeiter ist, der entsprechende Qualität abliefert. Das aber scheint am Standort in Schönebeck derzeit nicht der Fall zu sein. Detlev Kiel nannte unter anderem einen Krankenstand von 9 Prozent und sprach von einer Belegschaft, die sich derzeit nicht wohl fühlt im Betrieb. Die Schönebecker Geschäftsführung des Thyssen-Krupp-Werkes lehnte eine Stellungnahme gegenüber der Volksstimme ab.

Schon jetzt machen einige Hundert Arbeiter die Differenz zum Tarifvertrag gegenüber dem Arbeitgeber deutlich. Die Juristen der Gewerkschaft arbeiten diese Forderungen nun auf und werden sie bei Gericht einklagen. Zudem soll die Thyssen-Krupp-Konzernleitung Essen um Hilfe bei der Vermittlung gebeten werden.