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  7. Im Schatten der Sandbank muss der Fährmann kräftig am Seil ziehen

Erhöhter Wasserpegel in Kombination mit Westwind bringt die Gierfähre zum Stehen Im Schatten der Sandbank muss der Fährmann kräftig am Seil ziehen

Von Thomas Linßner 04.06.2014, 03:24

Die Kombination von Westwind und einem bestimmten Pegelstand wirken sich ungünstig auf den Breitenhagener Fährbetrieb aus. Dann gibt es Probleme mit dem Anlegen auf der ostelbischen Seite.

Breitenhagen/Tochheim l Gerhard Lehmann aus Baalberge bei Bernburg ist Stammkunde auf der Fähre Breitenhagen. Regelmäßig fährt er nach Reuden, das an der Grenze zu Brandenburg liegt. Im Gegensatz zu anderen Fährkunden bleibt er gelassen, wenn dieses Debakel mal wieder zu beobachten ist: Die Fähre bleibt gut einen Meter vor dem Ufer stehen. Dann bleibt Betreiber Karl-Heinz Orlowski weiter nichts übrig, als den auf der Fährbuhne Wartenden ein dickes Hanftau zuzuwerfen mit einer Bitte: "Ziehen Sie mal dran."

Wenn der Schiffskörper dann nah genug am Ufer ist, zieht Orlowski den Rest selbst.

"Ich habe der Stadt als Verpächter den Vorschlag gemacht, einen Hilfsmotor an einem Gestell anzubauen"

"Das sind jedenfalls komische Verhältnisse", meint Gerhard Lehmann, der ein kräftiger Kerl ist. Wollen aber "schwache Frauen" über die Elbe, gibt es ein Problem. "Ich lasse die Leute, die mir geholfen haben, umsonst fahren", gesteht der Fährmann, der vom "Schatten der Sandbank" als Ursache spricht.

Alles in allem ein Zustand, der nicht so recht ins 21. Jahrhundert passt.

Zur Erklärung: Auf der ostelbischen Seite befindet sich eine Sandbank stromaufwärts. Sie mindert ab einem bestimmten Pegelstand den Strömungsdruck. Wenn gegen den Schiffskörper der (West-) Wind liegt, erzeugt es dieses Ungemach. Orlowski ist sicher, dass die Sandbank weg muss. Sie war schon immer da, aber seit dem Hochwasser 2013 sei sie besonders angewachsen.

Fährkunde Lehmann kennt dieses Problem schon seit Jahren. Damals hätten die Fährbetreiber einen Beikahn mit Hilfsmotor gehabt, der in solchen Fällen angeschmissen wurde und die Fähre ans Ufer drückte.

Doch dies sei eines Tages von der Wasserschutzpolizei untersagt worden. Karl-Heinz Orlowski erklärt: "Das wäre ein gekuppelter Schubverband, der bei Gierfähren unzulässig ist." Jedenfalls steht es so in den Papieren.

"Ich habe der Stadt als Verpächter den Vorschlag gemacht, einen Hilfsmotor an einem Gestell anzubauen", erzählt Orlowski. Dies sei zulässig, wurde aber vom Verpächter überhört.

Frank-Holger Heinrich von der Stadtverwaltung Barby kennt das Problem. Man hätte vor längerer Zeit das Wasser- und Schifffahrtsamt deswegen konsultiert. Doch eine brauchbare Lösung sehe man auch dort nicht. "Auch wenn die Sandbank für viel Geld weg gebaggert würde, wäre sie nach wenigen Wochen wieder da", so Heinrich.

Auch wegen des externen Antriebes per Hilfsmotor hätte man sich schlau gemacht. "Das würde funktionieren, ist aber erst bei der nächsten Landrevision ein Thema." Für die Umrüstung müsse die Fähre aus dem Wasser sein.

Und wann ist die nächste Revision? "2012/13 war sie. Alle fünf Jahre, also 2018", sagt Frank-Holger Heinrich.

Bis dahin dürfte das Problem der fatalen Ostufer-Anlandung bei Wind auch den nächsten Fährpächter beschäftigen. Denn Orlowskis Pachtvertrag läuft am 30. Juni 2014 aus.