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Enorme Schäden am Heger-Schwimmbad sind mit Fördergeldern frühestens im kommenden Jahr behoben Hochwasser lässt Calbenser nicht baden

Von Andreas Pinkert 11.06.2014, 03:23

Vor einem Jahr war vom Heger-Schwimmbad nicht viel zu sehen. Die Saale hatte Schwimmbecken und Liegeflächen überspült, Gebäude standen mehr als einen Meter tief im Wasser. 1,6 Millionen Euro hat die Stadt für den Wiederaufbau beim Land beantragt. In diesem Sommer müssen Wasserratten auf dem Trockenen sitzen.

Calbe l Das Quecksilber erreicht die 30-Grad-Marke. Klärchen strahlt unablässig vom stahlblauen Himmel. Ideales Wetter für einen Sprung ins Wasser. Doch der Eingang des Schwimmbades auf dem Heger ist verschlossen - und bleibt es in diesem Jahr auch. Nur wenig Restwasser ist in den blau gestrichenen Becken verblieben. Gras und Unkraut sprießen empor. Ein Anblick, bei dem treuen Gästen des Schwimmbades das Herz schmerzt.

Sanierungsende frühestens im kommenden Jahr

Bärbel Dittbrenner, Christa Kirchhoff, Margot Böhlmann und ihre Schwimmgruppe drehen gern in der warmen Jahreszeit am Vormittag ihre Runden im Schwimmbecken. "Sehr schade, dass wir in diesem Jahr ausweichen müssen", sagt Bärbel Dittbrenner. Gestern fuhren sie mit dem Bus zum Albertinsee ins benachbarte Üllnitz. "Dort ist es schön, aber der Weg ist schon sehr umständlich. Sonst fahren wir mit dem Rad fünf Minuten bis zum Heger-Schwimmbad" Auch das Nienburger Freibad dient der Gruppe als Ausweich.

Schuld an der Misere ist das Hochwasser 2013, bei dem mehr als zwei Wochen das Saalewasser auf dem Heger stand. Danach ging das Wasser wieder, der Schlamm blieb weitaus länger. "Das Schwimmbad ist ein wirtschaftlicher Totalschaden", bringt es Kämmerin Burglind Fedkte auf den Punkt. Gutachter schätzten neben weiteren Objekten in der Stadt und den Ortsteilen allein den Schaden im Schwimmbad auf knapp 1,6 Millionen Euro (Volksstimme berichtete).

Betroffen sind neben den Schwimmbecken und der großen Freifläche auch die Umkleide-, Sanitär-, Unterstell- und Technikräume sowie die Maschinen zur Wasseraufbereitung. "Die Fördermittel zum Wiederaufbau sind beim Land beantragt", sagt Burglind Fedtke. Selbst wenn schon demnächst das Geld fließen sollte, könne nach dem Ausschreibungsverfahren für die unterschiedlichen Maßnahmen erst im kommenden Jahr mit dem Anfang - und wenn alles gut läuft - auch mit dem Abschluss der Sanierung gerechnet werden.

Doch schon vor dem jüngsten Hochwasser stand das Schwimmbad immer wieder als freiwillige Aufgabe der klammen Stadt im Visier der Kommunalaufsicht. Zwar springen in guten Jahren weit über 10 000 Wasserratten in die kühlen Fluten, doch für Calbe und viele weitere Kommunen bleibt der Betrieb einer solchen Einrichtung bei Eintrittspreisen von 2 Euro pro Tag für Erwachsene stets ein Zuschussgeschäft.

Ein hoher Kostenfaktor war bislang beispielsweise die Befüllung der Becken mit Leitungswasser. Die städtische Bauverwaltung und ein Calbenser Ingenieurbüro prüfen nun die Möglichkeit der Entnahme und Aufbereitung von Brunnenwasser, um langfristig deutliche Kosteneinsparungen realisieren zu können.

Immer wieder positionierte sich in der Vergangenheit der Stadtrat mit deutlicher Mehrheit für den Erhalt des Calbenser Schwimmbades. Einerseits sei es als Ort der Erholung und Freizeitgestaltung ein wichtiger sogenannter weicher Standortfaktor, der das Leben in der Stadt aufwerte. Andererseits sei der dort angebotene Schwimmunterricht und Abnahme der Schwimmstufen für Kinder besonders wichtig.

Bärbel Dittbrenner und ihre eifrige Schwimmgruppe jedenfalls sehnen eine Wiederöffnung ihres Schwimmbades möglichst bald herbei. "Es gehört für uns einfach zum Leben in Calbe dazu."