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Wo am 9. Juni `13 zwischen Barby und Glinde der Deich zu brechen drohte, soll Anfang 2015 gebaut werden Angstpunkt "45er Bruch" wird gespundet

Von Thomas Linßner 12.06.2014, 03:22

Vor einem Jahr war das Schlimmste überstanden: Die Pegel von Elbe und Saale fielen langsam. Vorsichtiges Aufatmen auch in Barby und Glinde, denn hier drohte der "45er Bruch" zu brechen. Anfang 2015 soll die neuralgische Stelle nun mit Spundwänden gesichert werden.

Barby/Glinde l "So was habe ich noch nicht erlebt", sagt Bürgermeister Jens Strube. "Der Deich war wie Pudding unter meinen Füßen. Wirklich wie Pudding!" Der Ortschef bezeichnet dieses Erlebnis als eines der einschneidendsten seiner Dienstzeit. Und Strube saß schon in den 1980er Jahren auf diesem Stuhl.

Am 8. Juni lösten zwei aufmerksame Deichwachen gegen 22 Uhr Alarm aus. "Am 45er Bruch trat unnatürlich viel und trübes Wasser aus dem Deichfuß," hieß es. An jener Stelle, wo 168 Jahre zuvor der Damm schon mal gebrochen sein soll. Deswegen der Name. Im Oktober 2012 hatte die Volksstimme vom Einbau einer "Bibersperre" berichtet. Weil Meister Bockert dort den Deich angrub, wurde er auf einerBreite von 20 Metern mit Stahlgittermatten gesichert. Die wurden lotrecht 2,20 Meter tief im landseitigen Deichfuß versenkt.

Und ebenda trat am 8. Juni 2013 das Problem auf. Die Deichwachen waren mit Taschenlampen unterwegs, der Damm war nicht gemäht, hohes Gras minderte die Sicht.

Schubkarren nachts im Baumarkt geholt

Noch in der Nacht wurden Helfer organisiert, die Sandsäcke legen sollten. "Wir telefonierten einfach das Telefonbuch hoch und runter", erinnert sich der Bürgermeister. Am Ende waren es rund 500 Leute. Damit nicht jeder von ihnen individuell zum "45er Bruch" kam, organisierte die Stadt einen Fahrdienst. "Oder sie sprachen sich selbst untereinander ab. Das funktionierte gut über Facebook", so Strube.

Weil die Schubkarren nicht ausreichten, holte der Einsatzstab welche aus dem Calbenser Baumarkt. Und zwar mitten in der Nacht.

"Wir haben vor Ort gesehen, dass die Helfer bald zusammen klappten, weil die Schubkarrenwege einige hundert Meter lang waren", weiß Jens Strube noch genau. Also organisierte man zu den bereits pendelnden Sand-Lkw zwei schwere Landwirtschaftsfahrzeuge, die die Säcke über das bereits unter Wasser stehende Hinterland zum drohenden Deichbruch transportierten. "Ohne die hätten wir verloren", so der Bürgermeister, der vor einem Jahr die Warnweste zwei Wochen am Stück trug.

Wie er sagt, hatte der Fachberater des LHW damals den drohenden Deichbruch bestätigt. "Im Nachhinein sahen das Fachleute, die überhaupt nicht dabei waren, anders", so Strube verdrießlich.

Nun soll der Deich an dieser Stelle Anfang 2015 mit Spundwänden gesichert werden. Das bestätige gestern LHW-Chef Burkhard Henning gegenüber der Volksstimme.