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Breitenhagens Christophoruskirche vor zehn Jahren wieder zum Gotteshaus gemacht Kirchenkronleuchter stammt vom Trödler, kunstvoller Grabstein einst Wegbefestigung

Von Thomas Linßner 30.06.2014, 03:32

Breitenhagen l Nach jahrelanger Sanierung gingen die Breitenhagener vor zehn Jahren an die "Möblierung" ihres Gotteshauses. Denn bis dahin erinnerte sein Inneres infolge langwieriger Sanierungsmaßnahmen eher an eine Werkhalle. Damals hätte es sich wohl niemand träumen lassen, dass Sanierungsarbeiten 2014 erneut ein Thema sein würden.

Derweil das hölzerne Mobiliar, Kanzel und Altar im Juni vor einem Jahr vom Hochwasser heimgesucht wurden, blieb ein Ausstattungsstück vollkommen unbeschädigt. Es ist ein Metallgussleuchter, der damals für 550 Euro von einem Dessauer Trödler erworben werden konnte. Er ist vermutlich 90, 100 Jahre alt und trägt elektrische Kerzen.

Grund für den Ankauf war die Tatsache, dass ein historisches Foto vom Kircheninneren einen ähnlichen Leuchter zeigt. Zuvor hatte der Gemeindekirchenrat den Beschluss gefasst, diese ungewöhnliche Investition vorzunehmen. Den Tipp gab ein Schmied aus Aken, der von der Kronleuchtersuche wusste.

Um den nicht gerade leichten Leuchter zum Zweck von Reinigungs- und Wartungsarbeiten von der Decke herablassen zu können, bauten die ehrenamtlich tätigen Männer eine Winde an, die - wie es sich für das Schifferdorf Breitenhagen gehört - natürlich von einem Motorgüterschiff stammt. In den Jahrzehnten zuvor wurde damit allerdings in Aken ein Fernsehmast umgelegt.

Kunstvoller Grabstein für die Wegbefestigung

Seit 2008 liegt am Westein- gang der Kirche ein riesiger Grabstein, den es vorher an dieser Stelle noch nicht gab. Er wurde bei Pflasterarbeiten gefunden und sichergestellt. Das barocke Grabmal diente vermutlich rund 150 Jahre als Wegbefestigung. Es lag un- scheinbar vor dem Westportal, wurde kaum wahrgenommen.

Zwar ist die Schrift schwer lesbar - die Ornamente sind dafür gut erhalten. Es muss sich um einen gut betuchten Breitenhagener gehandelt haben, dem dieser Stein gesetzt wurde.

Dass Grabsteine zur Weg- pflasterung "missbraucht" wurden, ist keine Seltenheit. Unsere Vorfahren waren in dieser Beziehung wenig zimperlich. Die kunstvollen Steine erfüllten nach jahrzehntelanger pietätvoller Aufgabe wenigstens noch einen praktischen Zweck: Die Schuhe brauchten nicht in den Matsch zu treten, bevor sie die Kirche betraten.

Auch in Zuchau geht man heute über Grabmale, wenn man das romanische Gotteshaus betritt.