Sportplatz Barby Unterschiedliche Schuhe?

Im Mai gab es den Zuwendungsbescheid zur Hochwasser-Schadensbeseitigung des Barbyer Sportplatzes. Doch jetzt hakt die Realisierung schon wieder.

Von Thomas Linßner 11.07.2014, 16:21

Barby l "Der Ortsteil Barby erhält 891 097 Euro für die Sportanlage Gribehner Weg. Sie war während des Hochwassers 2013 stark beschädigt worden", hieß es vor drei Monaten in der Volksstimme. Eine gute Nachricht, damals. Jedenfalls auf den ersten Blick. Denn wie so oft steckt der Teufel im Detail. Und das ist 117 131,70 Euro groß und heißt "nicht förderwürdige Kosten". Dabei geht es um eine Flutlicht- und eine Beregnungsanlage, wie man sie nach der Flut auch in Breitenhagen installierte.

Die Investitionsbank erkennt diesen Barbyer Wunsch nicht an. "Die Kosten für die Sanierung der Flutlichtanlage ... kann die IB nicht als förderfähig anerkennen, da die Kausalität zum Hochwasserereignis nicht voll umfänglich gegeben ist", heißt es in dem Zuwendungsbescheid. Die Maste hätten gerade mal 20 Zentimeter im Wasser gestanden. Ebenso liege der Fall beim Antrag für die Beregnungsanlage. Sie sei vor dem Hochwasser nicht vorhanden gewesen. IB-Chef Manfred Maas sprach schon bei der Fördermittelübergabe im Mai in Bildern, als er den Barbyer Wunsch abschmetterte: "Wenn Sie einen Trabbi hatten, bekommen Sie als Ersatz keinen Golf. Hatten sie einen alten Golf, bekommen sie aber einen neuen."

Da nützt auch der Einwand von Steffen Grafe nichts. Der Vorsitzende der Barbyer Sportgemeinschaft SSV Blau-Weiß 04 hatte einen Erlass des Deutschen Fußballbundes ins Spiel gebracht. Danach müssen neue Plätze nach DIN-Norm mit Beregnungsanlagen ausgerüstet sein. "Eine entsprechende Vorschrift wurde uns nicht benannt", hält die IB lapidar dagegen. Steffen Grafe, wie auch Barbys Bauamtsleiter Holger Goldschmidt argumentieren in einem Atemzuge, dass infolge schrumpfender Ein-Euro-Jobber-Zahlen und nicht vorhandener Platzmeister kaum noch Möglichkeiten der effektiven Beregnung von Spielflächen auf altherbebrachte Weise bestehen.

Knackpunkt: 117131 Euro

Knackpunkt sind also 117 131 Euro, die fehlen und von der IB nicht übernommen werden. "Es gab verschiedene Gespräche in der Staatskanzlei, wie wir die Differenz aufbringen könnten", sagt Goldschmidt. Man wolle beispielsweise Kontakt zu den Rotariern aufnehmen und gucken, ob der Hochwasserfonds des Landes noch "Kapazitäten" hat. Auch die Barbyer Fußballer würden sich mit 10 000 Euro beteiligen. (Sie hatten vom DFB 50 000 Euro Hochwasserspenden bekommen.) Holger Goldschmidt klingt allerdings nicht allzu zuversichtlich, was das Aufbringen der Differenz betrifft.

Und der städtische Haushalt Barby? "Wir haben durch unsere Vernässungsprobleme und den präventiven Hochwasserschutz überhaupt kein Geld im Topf", so der Amtsleiter. Wenn alle Stränge reißen, müsste mit den Stadträten diskutiert werden, ob es "ein Opfer an anderer Stelle" geben könnte. Soll heißen: An einer anderen Haushaltsposition müsste etwas abgezwackt werden.

Geld vorgeschossen

SSV-Chef Grafe kommt zunehmen in Erklärungsnot bei seinen Sportfreunden, warum in Barby "nichts los geht". Die argumentieren mit dem Zustand des Breitenhagener Sportplatzes, der auch unter Wasser stand. Er wurde mit Rollrasen belegt, dass es heute eine Freude ist, darüber zu laufen. Eine Beregnungsanlage sorgt für gutes Anwachsen. "Knackpunkt hier ist, dass die Männerfußballmannschaft aufgelöst wurde und nur noch eine Frauenfußballmannschaft als Spielgemeinschaft mit einer anderen Ortschaft zusammen den Platz nutzt", zitiert Grafe das Argument seiner Spieler. Kein Vergleich zur Barbyer Sportplatz-Nutzung.

Warum ging in Breitenhagen, was in Barby nicht zu funktionieren scheint? Holger Goldschmidt: "Kurz nach der Katastrophe wollten wir 2013 in Breitenhagen ein Zeichen setzen und haben uns dabei auf die Versprechungen der Politik verlassen." Man interpretierte damals "schnell und unbürokratisch" etwas anders als heute. Etwas blauäugig ging die Stadt Barby bei der dortigen Sportplatzsanierung mit Eigenmitteln in finanzielle Vorleistung. "An irgendeinem Punkt haben wir mitbekommen, dass die beantragten Zuweisungen nicht so schnell kamen, wie wir das Geld ausgaben", gesteht Holger Goldschmidt. Auch dort wäre eigentlich keine neue Beregnungsanlage möglich gewesen, weil sie - wie in Barby - vor der Flut nicht existierte.

Und: Vermutlich wird Barby auf seiner finanziellen Vorleistung sitzen bleiben.