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Unternehmer kann mangels Kredit keine Lebensmittel anbieten / In Atzendorf würde es nicht genug Kunden geben Banken sagen: Kein Bedarf für Kaufhalle

Von Franziska Richter 12.08.2014, 03:23

Torsten Zieprich erlebt gerade eine Farce. Der Unternehmer kündigte bereits an, in Atzendorf eine Kaufhalle eröffnen zu wollen. Banken geben ihm aber keinen Kredit. Begründung: In Atzendorf gibt es nicht genug Menschen, die Bedarf an Lebensmitteln haben.

Atzendorf l "Egal wo ich frage, wir bekommen einfach keinen Kredit", erklärt Torsten Zieprich. Bereits im November vergangenen Jahres hatte er angekündigt, im Sommer, also jetzt, eine Kaufhalle in Atzendorf zu eröffnen. "Die Banken sagen mir: In Atzendorf würde sich eine Kaufhalle nicht rentieren. Hier würde es keine Kaufkraft geben, keiner würde hierher einkaufen kommen", erklärt der Förderstedter und kann nur den Kopf schütteln. "Aber wenn hier mittwochs in Atzendorf der Lebensmittelwagen steht, strömen vor allem die älteren Menschen hierher und kaufen ein."

Den Banken gehe es nur um Rentabilität. Bei seinem Unternehmen, dem SLK Handel, liegt die Sache jedoch anders: Er würde die Kaufhalle als zusätzliche Sparte in sein Geschäft, das auch Internethandel und Paketdienst betreibt, integrieren. Torsten Zieprich ist nicht einmal darauf aus, aus der Kaufhalle eine Goldgrube zu machen. Er möchte den Einwohnern Lebensmittel und Dinge des täglichen Bedarfs anbieten, wenn er die Räume sowieso schon vorhält.

Unter anderem fragte Zieprich auch bei der Salzland-sparkasse nach einem Kredit. Er meinte zunächst, das Geldinstitut, das sich für regionale Belange einsetzt, würde ihm helfen. Doch auch hier kam eine Absage. Die Salzlandsparkasse teilte der Volksstimme dazu mit, dass aus rechtlichen Gründen keine Auskünfte zu einzelnen Kunden gegeben werden können, aber dass mit Zieprich "ausführliche Gespräche geführt" wurden.

Der junge Unternehmer hält weiter an seinem Vorhaben fest, in Atzendorf eine Kaufhalle zu eröffnen. "Ich kann im Moment nur absolut nicht sagen wann", erklärt er. Bisher habe er 50000 Euro in die Kaufhalle investiert. Jetzt fehlt ihm etwa noch einmal so viel Geld, um Waren des täglichen Bedarfs einkaufen und eröffnen zu können.

Die anderen Geschäfte laufen unterdessen in der Kaufhalle weiter. Im Paketshop können Pakete abgegeben und abgeholt werden. Dazu gibt es Zeitschriften, vor allem solche mit speziellen Fachgebieten, zum Beispiel die Feuerwehrzeitschrift oder geschichtliche Magazine, die es nicht überall gibt und die Kunden vereinzelt bestellen.

Beim Internethandel "läuft es mal so, mal so", sagt Zieprich. "Ich will nicht meckern, aber es könnte besser sein." Er verkauft zum einen Farben und Lacke, meist als Sprays, und zum anderen Schleifen und Streukörbchen, wie sie etwa Blumenkinder bei Hochzeiten tragen. Farbsprays und Streukörbchen liegen zwar in der Kaufhalle aus, das meiste wird aber im Internet vertrieben.

Dabei hat der SLK Handel seine Ware in der Vergangenheit auch über den Versandhandel "Amazon.de" verkauft, das stellte sich jedoch als schwierig heraus. Das Problem war die Bewertung, die der Nutzer bei Amazon über den Händler der Ware abgeben kann. "Wenn die Leute bewerten, dann bewerten sie negativ", erklärt Torsten Zieprich. Durch die Negativbewertung seien auch seine Produkte abgerutscht. Dabei spiele es keine Rolle, wie viel Prozent der Kunden eine Negativbewertung abgebe, so Zieprich. "Zum Beispiel haben 300 Menschen eines unserer Produkte gekauft. Zwei haben es negativ bewertet, die restlichen waren wohl zufrieden und haben keine Bewertung abgegeben." Dadurch sei das Produkt trotzdem auf die untersten Plätze im Ranking des Online-Handels gefallen.

Der SLK Handel muss sich zunächst davon erholen. Der Betrieb wird mit Steffi Ullmann in der Buchhaltung und Nadine Theile in der Floristik weitergeführt, bis das Geld reicht, um die Kaufhalle endlich zu eröffnen. Demnächst soll auch die Biberpost einziehen.