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Sportler aus Fernost besichtigen frisch sanierte Schule / Schüler erklären Sprache und Zeichen Japanischunterricht im Gymnasium

Von Olaf Koch 28.08.2014, 03:11

Ein Hauch von Fernost weht dieser Tage durch die Elbestadt. Der Grund: Eine Kinder- und Jugendgruppe aus dem japanischen Oiso besucht Schönebeck. Die Sportler kamen auf Einladung des 1. Schönebecker Judoclubs und erlebten spannende Tage bei den "Langnasen".

Schönebeck l Die Situation hatte schon etwas Komisches. Als vorgestern die Kinder und Jugendlichen aus Japan das Schönebecker Gymnasium besuchten, waren Smartphone-Apps mit japanischen Wörterbüchern, Hände, Arme und Beine die wichtigsten Übersetzer. Der Grund: Die Sprachmittlerin, eine Studentin aus Japan, die derzeit in Magdeburg studiert, war krank. So waren die Japaner und Schönebecks Gymnasiumsleiter Ulrich Plaga etwas hilfslos: Während die Sportler aus dem Land der aufgehenden Sonne kein Deutsch und nur wenig Englisch verstanden und das Japanisch von Ulrich Plaga auch etwas dezimiert war, mutierte der Rundgang durch die Schule mit Erklärung zur Geschichte, zu Dr. Carl Hermann und zum deutschen Schulsystem zu einer lockeren Besichtigung.

Nichts ging mehr. Dennoch versuchten die Organisatoren zu retten, was noch zu retten war. Die zehn Kinder und Jugendlichen im Alter von 8 bis 15 Jahren sind bis heute auf Einladung des 1. Schönebecker Judoclubs in Deutschland (Volksstimme berichtete). Nach einigen Tagen in Düsseldorf und der Sportschule in Osterburg sind die Gäste aus Fernost nun bei Gastfamilien in Schönebeck zu Gast.

Dort müssen sich die Mädchen und Jungen an die Besonderheiten des deutschen Alltags und an die aus ihrer Sicht eigenartige Küche gewöhnen. Sushi und Reis auf dem Teller wurden gegen Graubrot und Leberwurst eingetauscht. Aber auch das gehört dazu, wenn man sich auf ein Abenteuer in ein fremdes Land begibt. "Ach, das ist total lustig", erzählt einer der deutschen Gastgeber, Markus Braumersreuther. Mit Händen und Füßen und viel Spaß wurde aber jede Sprachhürde genommen.

Einfacher war die Verständigung jedoch auf der Matte. Dort sprechen die Japaner und die Deutschen eine gleiche Sprache. So erlebten die Gäste und die Gastgeber gestern einen sportlichen Höhepunkt: Sie trainierten gemeinsam mit Claudia Malzahn aus Halle. Die Judosportlerin gehört mit zu den besten des Landes und Deutschlands, gewann Titel bei den Deutschen Meisterschaften, nahm an den Olympischen Spielen in Peking und London teil. Einen ausführlichen Bericht zu dem gemeinsam Training lesen Sie heute auf Seite 11.

Trotz der Sprachbarrieren war Schulleiter Ulrich Plaga stolz, den Besuchern aus Japan das renovierte Schulgebäude zu zeigen. 800 Schüler besuchen das Gymnasium in der Elbestadt, 60 Lehrer kümmern sich um die Bildung der Kinder und Jugendlichen. Für japanische Verhältnisse vielleicht keine riesengroße Schule. Doch mit der technischen Ausstattung hinken die neuen deutschen Bildungseinrichtungen den fernöstlichen nicht mehr hinterher: interaktive Tafeln, Computeranschlüsse in jedem Raum, fast überall Beamer und im gesamten Schulgebäude WLAN - gerade für die technikverspielten Japaner ein Muss.

Probleme gab es beim Übersetzen vom Deutschen übers Englische ins Japanische, als Ulrich Plaga mehr zum Namensgeber der Schule Carl Hermann berichtete, der mit einem anderen Wissenschaftler das chemische Element Cadmium entdeckte. Die neugierigen Gäste quittierten die Ausführungen des Schulleiters mit einem freundlichen "Hai", was eigentlich Danke meint. Aber im Japanischen kann es auch bedeuten, dass man nur aufmerksam zuhört. Egal: Auch das wird den Schulleiter schon gefreut haben.