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Personalnotstand vermeiden: In der Stadtverwaltung soll über den Bedarf ausgebildet werden "Altersstruktur ist unausgewogen"

Von Kathleen Radunsky-Neumann 29.08.2014, 03:11

Altersteilzeit, Rente mit 63 und Rente - in der Verwaltung wird Personal aus Kostengründen abgebaut. Bleibt die Arbeit künftig liegen oder wird sie auf andere Schultern verteilt? Für diese Fragen hat die Verwaltung ein Personalentwicklungskonzept erarbeitet.

Schönebeck l 272,163 Stellen gibt es in der Schönebecker Stadtverwaltung. Im Einzelnen sind das "56,250 Beamte, 206,913 Beschäftigte und neun Auszubildende", teilt Stadtsprecher Hans-Peter Wannewitz auf Volksstimme-Nachfrage mit. Diese Kommastellen kommen zustande aufgrund der unterschiedlichen Bewertung der Stellen. Bis 2025 sind 35,963 dieser Stellen mit einem Sperrvermerk versehen - das heißt sie sollen nach dem Ausscheiden von Mitarbeitern nicht neu besetzt werden, beziehungsweise werden einige vom Beamtenstatus in Beschäftigtenstellen umgewandelt. Das ist eine Sparmaßnahme der Stadt, um den Haushalt zu konsolidieren.

Soll Arbeit dann künftig liegen bleiben? Das ist nicht der Plan der Stadt. Vielmehr muss man dem Umstand begegnen, dass "die Altersstruktur der Beschäftigten sehr unausgewogen ist", heißt es im Personalentwicklungskonzept der Stadt, das Bestandteil des fortgeschriebenen Haushaltskonsolidierungskonzeptes ist. So ist der Großteil der Mitarbeiter älter als 50 Jahre. Dem Konzept nach werden 57 Arbeitnehmer allein im Jahr 2016 aus der Verwaltung ausscheiden.

Mit Stand Mai 2014 sind 227 Frauen und 85 Männer in der Stadtverwaltung beschäftigt. Gemäß dem Sozialgesetzbuch ist die Stadt zudem verpflichtet, fünf Prozent der eigenen Stellen mit schwerbehinderten Menschen zu besetzen, sonst müsste sie für jeden nicht besetzten Arbeitsplatz pro Monat eine Ausgleichsabgabe von 115 Euro zahlen. 20 Mitarbeiter fallen unter diese Vorgabe - "die Stadt hat die gesetzliche Maßgabe erfüllt", sagt der Sprecher.

Ein bestimmendes Thema ist die Besetzung von frei werdenden Stellen. So nehmen beispielsweise derzeit drei Mitarbeiter die Regelung der Rente mit 63 in Anspruch. Solche Stellen sollen durch ausgebildete Verwaltungsfachangestellte besetzt werden, informiert Hans-Peter Wannewitz.

Fortbildung für 211 Mitarbeiter

In der Verwaltung geht man aber davon aus, dass die Anzahl von "qualifizierten Arbeitskräften aufgrund des Bevölkerungsgückganges deutlich sinken wird", heißt es im Personalentwicklungskonzept. Und: "Damit geht die Zahl der voraussichtlichen Bewerber um einen Ausbildungsplatz zurück." Deshalb sei es notwendig, "jetzt überall über den aktuellen Bedarf hinaus auszubilden". Im Moment hat die Stadt Schönebeck sieben Auszubildende. "In der Regel werden zwei Auszubildende eingestellt", sagt Wannewitz auf Nachfrage. Über den Bedarf ausbilden bedeutet im Umkehrschluss Mehrkosten. Sind diese für die Stadt, die in der Konsolidierung steckt, tragbar? "Auf Grund der ausscheidenden Beschäftigten werden Personalkosten eingespart, dies ermöglicht somit auch einen zusätzlichen Ausbildungsplatz", erklärt Wannewitz.

Nicht nur zusätzliche Lehrstellen werden in der Verwaltung geschaffen. Es sei nun auch Ziel der Stadt, "mit den Auszubildenden nach erfolgreichem Abschluss einen unbefristeten Arbeitsvertrag zu schließen". In der Vergangenheit war das nicht immer der Fall: "Aufgrund der Haushaltskonsolidierung erhielten sie zunächst befristete Einstellungen", heißt im Personalentwicklungskonzept.

Nicht nur die Rente mit 63 sorgt für freie Stellen in der Schönebecker Verwaltung. "In der Stadt sind bis zum 31. Dezember 2013 29 Beschäftigte in Altersteilzeit", sagt der Stadtsprecher. Mit dieser Zahl ist die vom Tarifvertrag TV Flex vorgegebene Anzahl übererfüllt, so Wannewitz. Hintergrund ist, dass die Altersteilzeitverträge noch aus dem Vorgänger-Tarifvertrag rühren. Die Folge: Aufgrund der Übererfüllung "besteht zurzeit keine Möglichkeit, neue Altersteilzeitverträge mit den Beschäftigten abzuschließen".

Ob jung oder alt, die Gesundheit der Mitarbeiter spielt eine Rolle. So haben beispielsweise 2013 81 Mitarbeiter eine Bildschirmplatzuntersuchung in Anspruch genommen. Und auch den steigenden Arbeitsansprüche an die Beschäftigen will man gerecht werden. So wurde für 211 Mitarbeiter im vergangenen Jahr berufliche Fortbildungsmaßnahmen ermöglicht. 14 Mitarbeiter haben sich in Lehrgängen als Führungsperson qualifiziert.