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Anja Tomma Nysalk verwirklicht in Welsleben ihren Traum / Reservierung im Restaurant ist nötig Schweiz-Österreich-Flair in Welsleben

Von Kathleen Radunsky-Neumann 02.09.2014, 03:18

Eine etwas andere Küche - und zwar geprägt von der Schweiz und Österreich - bietet Anja Tomma Nysalk. In Welsleben hat sich die 39-Jährige mit ihrem Restaurant selbständig gemacht. Ob als Barkeeper hinter dem Tresen, als Kellner für den Kunden oder Koch am Herd, die Chefin legt überall selbst Hand an.

Welsleben l "Ich habe gut zu tun", sagt Anja Tomma Nysalk. Mit dieser Aussage mag die 39-Jährige nicht etwa jammern. Im Gegenteil. Anja Nysalk stellt klar: "Dafür mache ich es auch." Gemeint ist ihr Restaurant. Vor knapp einem Jahr hat sich die 39-Jährige ihren Traum in Welsleben verwirklicht. Seither ist sie als Alleskönnerin im Einsatz. Denn in ihrem Restaurant gehören alle anfallenden Arbeitsschritte in ihren ureigenen Aufgabenbereich.

"Bis auf eine Putzhilfe kümmer ich mich um alles selbst", sagt die 39-Jährige, die das Kellnern genauso wie das Kochen übernimmt. Selbst ist die Frau. Für die Restaurantchefin hat das ganz klar einen Vorteil: "Ich kann auf die Wünsche meiner Kunden besser eingehen." Denn was am Tisch an Sonderwünschen geäußert wird, muss nicht per "stille Post" in die Küche getragen werden und umgekehrt, "kann ich den Kunden gleich sagen, was möglich ist und was nicht". Flexibilität werde bei ihr groß geschrieben, betont sie. Das ist aber nur möglich, weil das Restaurant mit seinen 16 Plätzen relativ klein ist. Für Anja Nysalk hat ihr kleines Reich genau die richtige Größe. Denn sie arbeitet lieber frei nach dem Motto "Klasse statt Masse".

"Die Geschichte fängt mit meinem Sohn an."

Das wird gerade in ihrer Küche deutlich. "Ich bereite alles frisch zu", sagt sie. Wichtig sei ihr dabei zudem, größtenteils Produkte aus der Region zu nutzen. Die bereits genannte Flexibilität zeigt sich übrigens auch bei der Speisekarte - denn diese variiert immer wieder. So steht im Sommer eher die leichte Küche an. Grundsätzlich neigen ihre Kreationen dazu, ein Flair der Ferne zu versprühen. "Die Karte ist angehaucht von Österreich, der Schweiz und Italien", sagt sie. "Dort habe ich mehrere Jahre gearbeitet", erklärt die Diplom-Hotel- und Restaurantfachfrau. Immerzu war sie für Leitungsaufgaben verantwortlich, jetzt ist sie ihr eigener Chef.

"Die Geschichte fängt mit meinem Sohn an", verrät sie kein Geheimnis. Als er vor drei Jahren geboren wurde, "habe ich mich entschieden, in meine Heimat zurückzukehren", sagt sie. Zwar stammt sie aus Magdeburg, doch ihre Eltern leben heute in Welsleben. Also liegt es nahe, in die Nähe der Großeltern zu ziehen.

"Erst hatte ich Business-Knigge-Kurse angeboten", erzählt die sympathische Frau, die selbst in Schönebeck wohnt. Doch das lief nicht wie gewünscht, gibt sie ohne Umschweife zu. Also besann sich Anja Nysalk auf das, was sie jahrelang in Leitungsfunktion getan hat. Und in dem kleinen Bördeland-Ort ist die 39-Jährige schnell in der ehemaligen Kneipe in der Lindenstraße fündig geworden.

"In den vergangenen 20 Jahren habe ich mir viel Fachwissen angeeignet", erzählt sie, dass der Schritt in diese Selbständigkeit für sie nur eine logische Konsequenz gewesen ist. Oft war sie freiberuflich tätig, doch ein Restaurant wie sie es heute in Welsleben führt, steht nun neu in ihrem Lebenslauf.

Darüber freuen sich auch Kollegen vom Bundesverband mittelständische Wirtschaft. "Es macht Mut, dass Leute zurück in die Region kehren", sagt Ingrid Rosenburg, die verantwortlich für den Bördekreis und einen Teil des Salzlandkreises ist.

"Momentan fühle ich mich hier wohl", sagt die einstige Weltenbummlerin. Dienstags bis sonnabends ist sie in ihrem Restaurant. Die freien Tage werden unter anderem für das Vorbereiten von Speisen genutzt. "Bei Reservierungen öffne ich auch sonntags oder montags", sagt sie.

Inzwischen hat sich die 39-Jährige einen kleinen Kreis von Stammkunden erarbeitet. Das sind Senioren, die ihren Kaffeetisch hier verbringen, genauso wie Abendgesellschaften. Über zu wenig Arbeit kann sich die Restaurantchefin also nicht beklagen. Das liegt wohl gerade an dem Fakt, "dass ich eine Nische besetze", spielt Anja Nysalk auf ihre Karte an.

Da stehen verschiedene Salatkreationen neben Flammkuchen. Aber auch Spezialitäten, die nur jenen etwas sagen dürften, die schon einmal in Österreich oder der Schweiz ihren Urlaub verbracht haben.

Damit will die 39-Jährige keinen verschrecken. Sie gibt zu, dass es "eine Gratwanderung ist das Original anzubieten und gleichzeitig etwas im Sortiment zu haben, das den Gästen schmeckt", sagt Anja Nysalk. Doch dieser Herausforderung stellt sie sich gern. Auch das sei ein Grund, warum sie gern selbst die Aufgaben des Kellners übernimmt. "Das Gespräch mit den Gästen", begründet sie kurz. Dabei könne sie die Gerichte vorstellen und die passenden Getränke empfehlen.

Während die junge Unternehmerin ihre Speisen selbst herstellt, muss sie sich bei den Getränken auf andere Produzenten verlassen. Doch über ihren Tresen geht nur etwas, das sie auch selbst gekostet hat - zum Beispiel Bier aus Österreich.

Service steht für Anja Nysalk ganz oben. Dabei orientiert sie sich ebenfalls an den anderen Ländern. So sei Österreich aus ihrer Sicht für sein familiäres Umfeld bekannt und "bei den Touristen beliebt", sagt sie. Ein Umstand, den sie in ihrem kleinen Reich ebenso umsetzen möchte. Deshalb sei es für die Gäste nicht verwunderlich, dass ihr Sohn ab und an im Restaurant seine Freizeit verbringt. Nur momentan steckt keine Lebendigkeit im Geschäft - denn es ist Urlaubszeit. Ab Sonnabend, 6. September, öffnet die Jungunternehmerin wieder ihre Pforten.