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Mitarbeiter einer Spezialfirma beheben Sturmschäden an der Stadtkirche / Schwierige Arbeiten in 55 Metern Höhe Neue Schindeln für Jakobi-Turm-Kronen

Von Daniel Wrüske 18.09.2014, 03:08

Im Herbst hat ein Sturm mächtig um die Kirchturmspitzen von St. Jakobi in Schönebecks Altstadt geweht. Jetzt hat eine Spezialfirma die Schäden beseitigt. Die Mitarbeiter wagten sich dazu in luftige Höhe.

Schönebeck l Das sind wohl die ungewöhnlichsten "Patienten" in dieser Woche in Schönebeck: Die Türme der Stadtkirche St. Jakobi am Breiteweg. 55 Meter messen die beiden wuchtigen Zwillinge bis an ihre Spitzen. Da oben kann es zuweilen schon einmal recht ungemütlich werden. Dann nämlich, wenn der Sturm um die Hauben zieht. Im Herbst des vergangenen Jahres war das so, Schäden an der Schieferabdeckung der Turmhelme blieben zurück. Im Frühjahr wollten Gemeinde und Bauleute die Reparatur angehen, doch wieder durchkreuzte die Witterung diese Pläne.

Jetzt haben sich Heiko Bornkeßel und Henry Brösel die beiden "Zeigefinger in den Himmel" einmal genauer angesehen. Die Dachdecker des Denkmalpflegefachbetriebs Franke Bau Schönebeck reparierten die Schieferschindeln an den auffälligen Stellen.

Die Behandlung der beiden Turmpatienten erforderte ungewöhnliche Maßnahmen. Denn Heiko Bornkeßel und Henry Brösel bewegten sich in einer Gondel fort, die ganz oben am äußersten Ausleger eines 100-Tonnen-Spezialkrans befestigt gewesen ist. Ein 40-Tonnen-Kran musste am Morgen dieses sogenannte Teleskop noch an den Ausleger seines großen Bruders montieren. "Sonst hätten wir die erforderliche Höhe nicht erreicht", sagt Hans Joachim Franke, Senior-Chef des Restaurierungsunternehmens. Seine Firma arbeite in diesem technischen Bereich mit vertrauten Partnern zusammen.

So erreichten die Dachdecker die schadhaften Stellen in luftiger Höhe. Einer von ihnen hatte immer den Abstand der Gondel zu den Türmen im Blick. Der andere ersetzte die vom Sturm heruntergeholten oder beschädigten Schindeln durch neue. Oben im Korb bearbeiteten die Dachdecker die Schieferplatten passgenau für die entsprechenden Stellen. Den Kontakt zum Kranfahrer unten, der sie an die richtigen Stellen chauffiert, halten Heiko Bornkeßel und Henry Brösel über Funkgeräte und Telefon. "Am Anfang ist es ungewohnt, in der freischwebenden Gondel. Aber man gewöhnt sich schnell daran", sagt Heiko Bornkeßel zu seinem ungewöhnlichen Arbeitsplatz. Und: Ein Dachdecker müsse die Höhe abkönnen, sonst habe er den falschen Beruf gewählt.

Ist es denn normal, dass das Wetter so auf das Bauwerk wirkt? Die Experten bejahen das und weisen auf die Kräfte in der Luft hin. 1993, so Hans Joachim Franke, sind die Jakobi-Türme saniert worden. Die Schieferdeckung stamme allerdings bereits aus den 1950er Jahren. "Man sagt immer, dass so etwas gut und gerne 80 Jahre hält, aber Schäden durch den Wind bleiben eben nicht aus", berichtet Hans Joachim Franke. Wenn die Schäden auftreten würden, könne man punktuell eingreifen und die Stellen in Ordnung bringen. Einige Turmpartien ereichen die Bauleute über die Galerien auf den Türmen. An andere Stellen kämen sie allerdings nicht so ohne weiteres. Zwar sei das Aufbauen der Krantechnik mit zwei Stunden sehr aufwendig, aber immer noch kostengünstiger als die komplette Einrüstung der Türme, nennt Hans Joachim Franke die einzige Alternative.

Im Fall von St. Jakobi haben die Arbeiten rund 8000 bis 10 000 Euro gekostet. Allein 3000 Euro fielen auf die Krantechnik, so Hans Joachim Franke. Für die Gemeinde ist das eine ganze Menge Geld. Doch im Fall der Sturmschäden springe die Versicherung ein und übernehme die Kosten, sagt Pfarrer Johannes Beyer. Aus diesem Grund müssten die Dachdecker auch die schadhaften stellen und die Reparaturen genau dokumentieren um hinterher einen Nachweis für die Finanziers zu haben.

Weil die Technik da war, sind Heiko Bornkeßel und Henry Brösel in ihrer Gondel die beiden Türme auch einmal komplett abgefahren. "Das ist noch einmal eine Konzen- trationssache, um Schäden zu erkennen", sagt Heiko Bornkeßel. In diesem Zusammenhangt haben sie auch gelöste Blitzableiter wieder in ihren Halterungen befestigt und die Walzblechabdeckungen der Laternen kontrolliert. Vor den Arbeiten in St. Jakob hat Franke Bau bereits die Sturmschäden an der Brumbyer Petri-Autobahnkirche repariert.