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Heimatfreunde Zicken Zens geben in der nächsten Woche den neuen Teil der Chronik heraus Die Fliegerbombe im Misthaufen

Von Olaf Koch 24.09.2014, 03:07

Der nächste Teil der Zenser Chronik ist fertig recherchiert und gedruckt. Die Broschüre, auf die die Einwohner des Dorfes und der Region schon sehnsüchtig warten, soll in der nächsten Woche öffentlich vorgestellt werden.

Zens l Der alte Wilhelm Braune aus Zens wurde damals noch bestaunt. Der Landwirt, der schon zu damaliger Zeit keine Geldsorgen hatte, galt als vermögend. Er war es auch, der als erster Einwohner von Zens mit einem Auto durch das Dorf fuhr. In einer motorisierten Kutsche auf vier Rädern mit satten 12 PS tuckerte Braune gemächlich durch das Dorf - eine Sensation.

Ein Foto dazu gibt es auch. Dieses und noch viele anderen amüsante, spannende und historische Geschichten sind nun wieder im nächsten Teil der Zenser Chronik vereint, die die Heimatfreunde Zicken Zens in der nächsten Woche herausgeben wollen. So wird in dem Band auch berichtet, wer das erste Radio ins Zens besaß, oder das erste Telefon, wann der Strom in die dörfliche Landschaft kam und andere Dinge. Aufgearbeitet ist die Geschichte der Jahre 1901 bis 1945.

Der Kopf hinter dem Projekt ist wie schon bei Band 1 Matthias Wiese. Der inzwischen 65-Jährige recherchierte in den vergangen sechs Jahren in Archiven, durchforstete Unmengen an Büchern und Zeitungen, sichtete Papiere und Fotos. "Ja, es ist wirklich sehr aufwändig", berichtete er am Dienstagabend während eines Pressegespräches der Volksstimme. Und immer dann, wenn er das Wort "Zens" las, weckte das förmlich elektrisierend seine erhöhte Aufmerksamkeit.

Was Matthias Wiese fand, wird die Historiker nun nicht zwingen, die Geschichtsbücher umzuschreiben. Dennoch enthüllt Wiese viele Kleinigkeiten, die nun in der neuen Broschüre gedruckt sind. Beispielsweise das Ringreiten, das in dem kleinen Dörfchen eine feste Tradition hat. Die Organisatoren können den Blick schon mal sieben Jahre vorauswerfen. "Ich habe entdeckt, dass es das erste Ringreiten in Zens am 22. Mai 1921 gegeben hat", berichtet Matthias Wiese. Ergo: Das 100-jährige Jubiläum ist zum Greifen nah.

Dass nicht nur das Pferd beim Ringreiten in Zens eine Rolle spielte, sondern auch der Esel - oder genauer gesagt der Drahtesel - wird in der Chronik nun aus dem Jahr 1935 beschrieben. "Damals gab es ein Intermezzo eines Drahteselringreitens", so Matthias Wiese. Warum es sich am Ende nicht durchgesetzt hat, kann nicht belegt werden. Doch eine Neuauflage dieses historischen Wettkampfes ist bei den agilen Zensern durchaus denkbar.

Dass auch der zweite Weltkrieg im beschaulichen Dörfchen seine deutlichen Spuren hinterlassen hat, konnte Matthias Wiese ebenfalls aufarbeiten. Die Flugzeuge mussten ihre Schächte mit Bomben vor der Landung entsorgen. So wurden die Granaten über Äcker abgeworfen. Doch durch Zufall landete am 20. April 1941 in einer Stallung auf einem riesigen Mistberg eine Bombe. Der Mist flog dann durch den halben Ort. "Außer zwei kaputten Gebäuden ist kein weiterer Schaden entstanden", erzählt der Historiker.

Die neue Broschüre kostet 13 Euro und hat 118 Seiten. Das Heft wird am Freitag, 3. Oktober, ab 16 Uhr in der "Grünen Ecke" öffentlich präsentiert. In der ersten Auflage haben die Heimatfreunde 200 Exemplare drucken lassen. Diese werden dann verkauft.

Weitere Informationen im Internet: www.heimatfreunde-zicken-zens.de