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Reisebericht über die Niederlande-Tournee / Orchester hat Stadt Schönebeck, Kreis und Land auf internationalem Parkett vertreten Mitteldeutsche Kammerphilharmonie: Auf in neue Lande

Von Bernhard Berger 01.10.2014, 01:06

Schönebeck l Eine Konzertreise ist immer eine höchst spannende Angelegenheit. Nicht nur die richtige Auswahl des Programms spielt eine wichtige Rolle für den Erfolg einer Tournee, auch auf dem "nicht-musikalischen" Sektor der Organisation muss viel bedacht werden.

Die Niederlande-Tournee der Mitteldeutschen Kammerphilharmonie aus Schönebeck beginnt nicht in Amsterdam, Den Haag oder einer anderen niederländischen Stadt, sondern in Aschersleben.

Das Publikum in der Kreisbibliothek bekommt die Premiere des Tourneeprogramms zu Gehör: Mozarts Divertimento in F-Dur, KV 138, Chopins Klavierkonzert Nr. 1 in e-moll und Tschaikowskis musikalisches Juwel "Souvenir de Florence". Ein Programm, das Musikern und Dirigenten alles abverlangt.

Als Klaviersolistin ist die junge Münchener Pianistin Valentina Babor zu erleben. Das Publikum ist begeistert und spendet lang anhaltenden Applaus. Nach dem Konzert heißt es schnell zurück nach Schönebeck, denn am nächsten Morgen will der Bus in Richtung Niederlande pünktlich ab Bad Salzelmen starten.

Nach der Ankunft im Hotel wird zunächst einmal der Konzertsaal inspiziert und alles vorbereitet: Pulte aufbauen, Stühle stellen, Klavier, Dirigentenpult und Podest positionieren.

Für Musikdirektor Gerard Oskamp ist diese Premiere, trotz seiner langjährigen musikalischen Laufbahn, ein besonderes Ereignis, kann er doch dieses Orchester in seinem Heimatland erstmalig präsentieren. Und auch hier ist das Publikum begeistert und spendet reichlich Applaus.

Am nächsten Morgen geht es weiter, zum zweiten Konzert nach Den Haag.

Die Fahrt zum Konzertsaal führt vorbei am Amtssitz des niederländischen Präsidenten, hinein in das Zentrum der Europa-Stadt. Dann plötzlich Ratlosigkeit beim Busfahrer: Die Zufahrt zum "Dr.-Anton-Philipszaal" erweist sich als unmöglich. Was nun? Glücklicherweise ist mit Gerard Oskamp ein Einheimischer an Bord. Er bringt schnell in Erfahrung, wie man zur Spielstätte gelangt.

Live-Sendung voller Hindernisse

Der Saal - Heimat des "Residentie Orkest Den Haag" - ist einer der bekanntesten Konzerträume der Niederlande.

Der große Konzertsaal ist gut gefüllt. Bereits nach dem mozart´schen Divertimento gibt es viel Applaus, nach dem Klavierkonzert Bravo-Rufe, und die Zuhörer erheben sich von ihren Sitzen. Valentina Babor gibt eine Zugabe, und nach der Pause sorgt "Souvenir de Florence" für Begeisterung beim Publikum, sodass auch das Orchester eine Zugabe bereithält.

Am darauffolgenden Tag steht ein weiterer Höhepunkt der Konzertreise auf dem Programm: Eine Live-Sendung im Niederländischen Rundfunk, aus dem ehrwürdigen "Concert Gebouw" in Amsterdam.

Bis kurz vor dem Konzertsaal läuft alles bestens. Selbst durch den Straßenverkher kommt der Bus problemlos. Aber dann: Straßensperrung auf unserer Route und keine Umleitung zu erkennen. Das Navigationsgerät im Bus nennt auch keine Alternativroute.

Nach kurzer "Irrfahrt" sind wir wieder auf dem richtigen Weg. Alle Damen und Herren des Orchesters sind rechtzeitig im Saal, aber wo bleibt die Klaviersolistin? Sie ist mit dem Privatauto unterwegs. Auch Valentina Babor ist mit der Straßensperre konfrontiert und findet den Weg nicht.

Die Verantwortlichen des Senders und Gerard Oskamp entscheiden, im Notfall ein anderes Stück zu spielen und beginnen die Mikroprobe mit zehnminütiger Verspätung. Unterdessen versucht der Tourmanager, die Pianistin per Handy zum "Concert Gebouw" zu lotsen. Zehn Minuten vor Beginn der Übertragung fährt sie vor.

Jetzt Ruhe bewahren, hinein in den Saal und ohne Anspielprobe auf Sendung. Die Übertragung beginnt pünktlich, und am Ende ist alles (fast) wie geplant gelaufen.

Nach etwas Freizeit in der niederländischen Metropole geht es zurück nach Schönebeck. Nach sieben Stunden Busfahrt erreichen alle wohlbehalten wieder die Heimat.

Die Konzertreise der Mitteldeutschen Kammerphilharmonie durch die Niederlande ist nun Geschichte. Das Resümee: Das Orchester aus Schönebeck hat seine Stadt, den Salzlandkreis und das Land Sachsen-Anhalt einmal mehr auf internationalen Parkett würdig vertreten.

"Leckerbissen" auch in Schönebeck

Da ein solcher "musikalischer Leckerbissen" auch den Musikfreunden im Salzlandkreis nicht vorenthalten werden sollte, wird das Programm am 9. Oktober im Salzlandtheater in Staßfurt und am 10. Oktober im Dr.-Tolberg-Saal in Bad Salzelmen präsentiert.