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Flurneuordnungsverfahren in Kleinmühlingen Bördeland sagt adé zu Schlammlawinen

Schlammlawinen bedrohen immer wieder die Orte in Bördeland. Dem soll
Abhilfe geschaffen werden. Das Zauberwort lautet
Flurneuordnungsverfahren. Über den Stand der Planung und die möglichen
Kosten für die Grundstücksbesitzer haben die Verantwortlichen am
Montagabend in Kleinmühlingen informiert.

Von Kathleen Radunsky-Neumann 26.11.2014, 02:08

Kleinmühlingen/Zens l Schlamm im Keller, Schlamm im Vorgarten und Schlamm auf den Dorfstraßen. Der Sommer 2011 ist vielen Kleinmühlingern und Zensern noch gut in Erinnerung. Starkregen hatte damals dafür gesorgt, dass Wassermassen das Erdreich mit sich zogen und die Orte im Bördeland mehr oder weniger überschwemmt haben. Zahlreiche Bürger waren stark betroffen und die Schäden an Hab und Gut enorm. Solche Schicksalsschläge sollen sich nicht wiederholen. Eine Lösung des Problems bietet ein Flurneuordnungsverfahren. Dieses wird von der Gemeinde Bördeland und dem Amt für Landwirtschaft, Flurneuordnung und Forsten (ALFF) angestrebt. Die Planungen sind bereits fortgeschritten. Über den derzeitigen Stand haben die Planer am Montagabend beim Erörterungstermin in der Sporthalle in Kleinmühlingen informiert.

"Flurbereinigung geht nicht von heute auf morgen", sagt Silke Wolff vom ALFF gleich zu Beginn und fügt hinzu: "Wir wollen aber auch langfristige Lösungen schaffen." Betrachtet wurde in einem ersten Schritt ein Untersuchungsraum von 10000 Hektar, der sich grob gesagt erstreckt über südlich von Schönebeck - Elbe - Saale - Calbe - Brumby und über die Autobahn zurück nach Schönebeck. Das Ergebnis: Im Bereich Schönebeck und Barby ist das Grundwasserproblem dominierend. "Und im Bereich Bördeland sind es vorherrschend Erosionsprobleme", informiert Silke Wolff die ungefähr 60 Bürger, die den Aufklärungstermin wahrnehmen.

"Der Regen trägt den Boden nicht nur ab, sondern dann auch in die Orte", umschreibt sie das Problem, das die Bördeland-Orte und im Speziellen Kleinmühlingen und Zens betrifft. Um diesen Umstand künftig zu unterbinden, haben die Planer vom ALFF in Zusammenarbeit mit einem beauftragten Planungsbüro aus Potsdam zahlreiche Maßnahmen erarbeitet. Diese betreffen drei Aufgabenfelder: Erosionsschutz, Wegebau, Gewässerbau. Sie werden im Folgenden näher erklärt:

1. Wegebau

"Hier haben wir erheblichen Bedarf bei der Instandsetzung", sagt Heiko Bech, der im Namen des Potsdamer Planungsbüros die einzelnen Maßnahmen vorstellt. Zur Veranschaulichung zeigt er dem Publikum Bilder unter anderem vom Rodweg in Richtung Calbe und dem Wirtschaftsweg zwischen Zens und Dreihöhenberg. Zum Einen sei bei diesen Verbindungen kein Begegnungsverkehr möglich und die Befestigung befinde sich im schlechten Zustand. Handlungsbedarf ist also gegeben.

Deshalb ist die Ver- besserung von drei Hauptverbindungswegen sowie von sechs Wirtschaftswegen und kleineren Querwegen vorgesehen. "Wir planen einen nachhaltigen Wegebau mit Betonspurbahnen in der Feldmark und Asphalt in den Ortslagen", sagt Heiko Bech.

Das betrifft Wege auf einer Länge von insgesamt 22,7 Kilometer. Geplante Kosten: 4,8 Millionen Euro. Bech betont hierbei, dass "alle Wege in der alten Trasse gebaut werden". Das sei eine wichtige Information für Landwirte, die dadurch den Verlust von Ackerfläche nicht befürchten müssen.

2. Erosion

Welche Voraussetzung bietet der Boden in der Gemeinde Bördeland? Zwar gibt es hier sehr gute landwirtschaftliche Böden, jedoch verfügen sie über wenige Strukturelemente, es herrscht keine ganzjährige Bodenbedeckung auf den Ackerflächen und die Ortslagen liegen in Senken, nennt Heiko Bech den Ist-Zustand.

Der Plan sieht vor, 15 Maßnahmen in und an den Ortslagen zu schaffen. Das heißt, es werden zum Einen mehrreihige Gehölzstreifen geschaffen, die das Wasser bremsen und den Schlamm sozusagen stoppen. "In der Regel sind diese Streifen sechs Meter breit und beinhalten eine dreireihige Bepflanzung", beschreibt Heiko Bech.

Des Weiteren sollen Grabenmulden mit Grasstreifen zum Rückhalt und zur Versickerung von Regenwasser verhelfen. Diese vier Mulden sind südlich von Zens und südlich von Kleinmühlingen vorgesehen.

Und als dritte Erosionsschutzmaßnahme benennt der Planer eine Kombination aus Gehölz- und Grasstreifen sowie Mulden. "Das sind die meisten Maßnahmen mit dem besten Effekt", erklärt er. Sie sollen südlich von Kleinmühlingen und rund um Zens angelegt werden.

Insgesamt haben die Fachleute diese Elemente auf einer Länge von 7,8 Kilometer vorgesehen. Kostenpunkt: 560000 Euro.

3. Gewässerbau

"Die Durchlässe sind teilweise in unzureichendem Zustand", nennt Heiko Bech bei diesem Thema einen Fakt. Deshalb sollen einzelne Gräben ausgebaut werden, "damit wir die Vorflut verbessen und damit ein gezieltes Ablaufen erreichen".

Als Lösung schlägt er zwei Rückhaltebecken vor, die sich südlich der beiden Ortslagen befinden sollen. Das bei Kleinmühlingen soll 6600 Quadratmeter und das bei Zens 2100 Quadratmeter groß sein.

Weiterhin sollen wegbegleitende Gräben komplett neu gebaut werden. Sie sind an der Gärtnerei an der Schönebecker Straße sowie Unter den Linden in Kleinmühlingen vorgesehen. Hinzu kommen außerdem der Ausbau beziehungsweise die Wiederherstellung von bestehenden Gräben.

Geplante Kosten: 680000 Euro.

Im Anschluss an die Vorstellung der Maßnahmen informiert Heiko Bech über die nun genau geplante Verfahrensfläche. Diese erstreckt sich über 2351 Hektar. Daran sind drei Gemeinden beteiligt: Bördeland mit Klein- und Großmühlingen sowie Zens, Staßfurt mit Brumby und Calbe.

Der wohl mit am meisten Spannung erwartete Informationsteil folgte danach - nämlich das Geld. Wer übernimmt welche Kosten und mit welchem Betrag sitzen die Grundstücksbesitzer mit im Boot?

Das Gute zuerst: Alle Maßnahmen im gesamten Flurneuordnungsgebiet werden mit 78 Prozent gefördert. Silke Wolff rechnet vor, dass alles insgesamt 6,29 Millionen Euro kosten. Davon werden 4,9 Millionen Euro durch den Fördermittelgeber abgedeckt. Bleiben noch 1,3 Millionen Euro, die die sogenannte Teilnehmergemeinschaft übernehmen muss. In dieser Gemeinschaft sind alle Grundstückseigentümer und Erbbauberechtigten vereint.

Ihr Eigenanteil verringert sich sogar noch um 165000 Euro. Diese Summe übernimmt die Gemeinde Bördeland. Das bedeutet, dass nach jetzigem Planungsstand für die Teilnehmergemeinschaft 1,21 Millionen Euro verbleiben.

Doch dieser Kostenanteil ist noch nicht fix. Sollten sich die Baukosten schließlich teurer gestalten, was derzeit noch nicht absehbar ist, werden sich demzufolge die Gesamtkosten und damit auch der Anteil eines jeden Grundstückseigentümers ändern. Einzig eine Zahl ist fix: die Förderung in Höhe von 78 Prozent, das betont Silke Wolff aufgrund von Nachfragen aus dem Publikum.

Eine weitere Frage betrifft die Flurstücke selbst. Hier kann die ALFF-Mitarbeiterin beruhigen. "Die betroffenen Eigentümer erhalten Ausgleichsflächen", sagt sie.

Die Skepsis der Teilnehmer des Aufklärungstermins hält sich ansonsten in Grenzen. Einzelne Nachfragen und Hinweise werden gestellt.

Letztlich ergreift zum Ende hin Bördelands Bürgermeister Bernd Nimmich das Wort. "Ich freue mich, dass das so reibungslos funktioniert", sagt er hinsichtlich des Gesamtverfahrens. Er habe damit auch positive Erfahrungen gemacht und nennt das Flurneuordnungsverfahren Eickendorf/Biere. "Dadurch haben wir jetzt saubere Ortsteile", schlussfolgert er und wirbt gleichzeitig für dieses Verfahren. Positiv bewertet er zudem die Förderung, die letztlich allen zugute komme. Er bittet die Planer: "Den Ausbau der Straße "Am Anger" in Zens ins Verfahren mit aufzunehmen." Weitere Hinweise aus dem Publikum wurden von den Mitarbeitern des ALFF entgegengenommen und werden geprüft.

Mit der Umsetzung der ersten Maßnahmen ist im Jahr 2016 zu rechnen.