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Heimaträtsel: Das ehemalige Kino "Apollo" auf dem Salzer Markt war vielen Lesern ein Begriff Einen Floh gab es gratis dazu

Von Massimo Rogacki 06.12.2014, 01:08

Es war eines von vier Kinos in Schönebeck. Mit der Wende verschwand das Kino "Apollo" in der Pfännerstraße 38. Zur letzten Vorstellung kamen nur noch zwei Zuschauer. Heute ist das "Apollo" ein Café.

Bad Salzelmen l Das Heimat- rätsel gab auch in dieser Woche wieder zahlreichen Schönebeckern Anlass, sich zu einer Reise in ihre Erinnerung aufzumachen. Auf dem Bild zu erkennen war - für viele Leser relativ offensichtlich - das ehemalige Apollo-Kino am Markt in Bad Salzelmen.

Als besonderen Erinnerungs- ort beschreibt Wolfgang Stechert das Kino in Salze: Vier Kinder seien sie in der Familie gewesen, ein jedes habe am Sonntag 25 Pfennig von der Mutter erhalten. 20 Pfennig kostete der Kinobesuch, fünf Pfennig der obligatorische Schoko-Nappo danach. Kurt Faatz musste sich das Geld für den Kinobesuch selbst verdienen: "Flaschen oder Papier" habe er sammeln müssen, um Filme wie "Nanga Parbat", einen Dokumentarfilm über die Erstbesteigung des gleichnamigen Achttausenders durch Hermann Buhl, anschauen zu können.

Heinz Finke aus Schönebeck fertigte als Tischler verschiedene Arbeiten für den Besitzer des Kinos und durfte fortan kostenlos auf der kleinen Empore Platz nehmen. Ein ehedem unangenehmer Nebeneffekt: "Einen Floh unter der Kleidung gab`s häufig gratis dazu", so der Rentner. Trotzdem haben viele Schönebecker das "Apollo", das auch schon unter dem Namen "Kammerlichtspiele" und "Lichtspielhaus Groß Salze" firmierte, in guter Erinnerung.

Samtvorhänge, Klappsitze und knarzende Dielen

Brigitte Hausmann entsinnt sich an die schweren Samtvorhänge, an knarzende Dielen und an die Klappsitze aus Holz. "Klein und gemütlich" habe sie das Kino in Erinnerung. Einen besonders nachhaltigen Eindruck hat das "Apollo" auch bei Herta Köhler (99) hinterlassen.

Tochter Eva Koch berichtet, dass die Rentnerin bei Autofahrten vorbei am ehemaligen Kino noch immer nostalgisch zu erzählen beginne. Aus gutem Grund: schließlich ist die Rentnerin dort mehrere Jahre als Platzanweiserin tätig gewesen. Mit einem ganz besonderen Winkelzug war Inge Bringezu dereinst zu ihrem Gratis-Kinobesuch gekommen. Beim Hängen der Kinoplakate hatte sie einem Mitarbeiter des Kinos immer die Glaskästen aufgehalten.

Verknüpft sind zahlreiche Erinnerungen ans "Apollo" natürlich mit ganz persönlichen Filmmomenten. Rolf Becker aus Schönebeck erinnert sich an die "Dick und Doof"-Filme, Christel Altwasser ist insbesondere "Quax, der Bruchpilot" mit Heinz Rühmann im Gedächtnis haften geblieben.

Beim mehrstündigen Historienfilm "Cäsar" ist Margot Lindemann eingeschlafen und in einem dunklen nahezu verlassenen Kinosaal erwacht, Waldemar Kowalski war besonders von den Schießereien in "Die glorreichen Sieben" angetan.

Harald Bahr von Ehrenberg erinnert sich sogar noch an den letzten Film, der im "Apollo" zu erleben war: "Kuck` mal, wer da spricht!" hätten allerdings nur zwei Besucher - Ratskeller- Wirtin Monika Ziem und Tochter Steffi - sehen wollen.

Das es einst sogar vier Filmtheater in Schönebeck gegeben hat, das merken Sabine Adler und Werner Hilbrich an. Neben dem gesuchten Apollo-Theater seien auch das Astoria, das Theater der Freundschaft und das Theater des Volkes beliebte Ziele gewesen.

Der Gewinner des Heimaträtsels heißt in dieser Woche Edgar Heyde. Auch er erinnerte sich an die für Kinder legendären Sonntage im "Apollo". Vor Beginn der 15-Uhr-Vorstellung habe der Chef des Kinos die Filme für die nächste Woche bekanntgegeben, was in der Regel lauten Jubel zur Folge gehabt habe, so Heyde.

Das Heimaträtsel lösen konnten in dieser Woche außerdem Sabine Adler, Roland Wenzel, Ursula Steinhagen, Harald Wuhneburg, Klaus Seiler, Manfred Scholz, Margarete Wiegratz, Lisbeth Manke, Gunnar Heise, Angelika Block, Dieter Schmidt, Simone Held, Christine Göhre, Roswitha Schwabe, Margareta Kugust und Rudi Bause.

Zumindest der Name "Apollo" lebt weiter

Heute lebt der Name "Apollo" zumindest noch im Namen des nun an selber Stelle ansässigen Cafés weiter. Betritt man das Innere des Gebäudes an der Pfännerstraße 38, werden schöne Momente aus Kindheitstagen wieder lebendig, sagt Frank Mägdefessel. Nicht wenige Leser wünschen sich das Kino in Schönebeck zurück. Sollte es irgendwann wieder so weit sein, dann ist allerdings eines klar: Eintrittspreise von 20 Pfennig, wie in den Fünfziger Jahren, dürften für immer der Vergangenheit angehören.