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Zweiter Verhandlungstag im Schönebecker Amtsgericht nach Greenline-Überfall / Mehrere Zeugen nicht erschienen Richterin: "Bei CSI wäre der Fall schon gelöst"

10.12.2014, 01:12

Schönebeck l Auf der Anklagebank im Amtsgericht Schönebeck saßen mit Thomas R. (*) und Marcel L. zwei alte Bekannte, denn auch wegen des Überfalls auf das Dänische Bettenlager wurden sie bereits verurteilt. Ihnen wird nun vorgeworfen, am 20. September 2013 gegen 3.40 Uhr die Greenline-Tankstelle an der Magdeburger Straße überfallen zu haben. Sie sollen dabei eine Reizgaswaffe und ein Messer benutzt sowie 320 Euro erbeutet haben.

Bereits am ersten Verhandlungstag gaben beide über ihre Anwälte bekannt, dass sie zur Tatzeit nicht in der Tankstelle gewesen waren, sondern sich in einer anderen Tankstelle in der gleichen Straße Biermischgetränke gekauft hätten.

Zeuge Alfonso B. will jedoch beide gesehen haben, widersprach sich aber am ersten Verhandlungstag und erklärte, er habe als Polizeispitzel gearbeitet und so Informationen für die Behörden beschafft. Dafür habe er angeblich eine Gegenleistung bekommen. "Das entspricht nicht der Wahrheit", gibt nun Polizeibeamter Heinrich K. am zweiten Verhandlungstag zu Protokoll.

Vielmehr habe B. freiwillig seine Mitarbeit angeboten und bereits von sich aus auf den mutmaßlichen Täter Thomas R. hingewiesen. "Das allein hätte auch schon für eine zielgerichtete Ermittlung ausgereicht", ergänzt K.

Treffen sorgen für Verwirrung

Für Irritationen sorgen jedoch die Treffen zwischen dem Polizisten und dem Informanten. Einmal hätten sie sich informell nach Dienstschluss im Privatfahrzeug des Beamten getroffen, um sich für ein "spontanes Treffen" zu verabreden. So haben sich beide schließlich auch "spontan" an der Greenline-Tankstelle getroffen, um am Rande einer offiziellen allgemeinen Verkehrskontrolle über einen der Angeklagten zu reden.

Der Informant habe anschließend mit dem Angeklagten R. gesprochen und diese Unterhaltung aufgezeichnet. "Diese wiederum", sagt K., "habe ich von ihm als Whatsapp-Nachricht erhalten." Dort soll zu hören sein, dass R. mit der Tat prahlt und sie gesteht.

Eine weitere Zeugin, die Bewährungshelferin Monique P., wurde ebenfalls gehört. Sie gab an, dass der Schwager von Marcel L. in ihrem Büro "beiläufig" den Überfall erwähnt hatte. Sie könne aber nicht einordnen, ob es sich um Prahlerei oder wirklich die Wahrheit gehandelt habe. "Er erzählt immer sehr viel", berichtet die Bewährungshelferin, die auch einmal für kurze Zeit für den Angeklagten Thomas R. zuständig war.

Auch Mitarbeiter der Tankstelle vernommen

Neben dem Polizisten und Monique P. wurde auch der Tankstellenmitarbeiter Erich S. vernommen. Dabei verwickelte er sich in leichte Widersprüche, zeigten die Beweisfoto der Videoaufzeichnung doch nicht immer genau das, was er gesehen und mitbekommen haben will. Zudem sorgten die Verhörmethoden der Polizei bei den Anwälten für Befremden.

Die ermittelnden Beamten sollen dem Tatzeugen Fotos vorgelegt haben und ihn anschließend um eine Schilderung des Tathergangs gebeten haben. "Normalerweise ist es doch üblich, dass man die Tat aus dem Gedächtnis rekapituliert", gibt Thomas R`s Anwalt zu bedenken.

Auch ein laut Erich S. während des Überfalls auf den Boden gefallener Fünf-Euro-Schein fehlt in den Akten. "Mich würde sehr interessieren, was mit dem passiert ist", betont Richterin Sigrun Lehmann. Vor allem, weil ein Täter ihn bereits in der Hand gehabt haben soll und so DNA-Spuren daran zu finden sein könnten. "Bei CSI wäre dann der Fall schon lange gelöst", merkte Lehmann an.

Da der Fall aber nicht von TV-Machern verfasst worden ist, sondern tatsächlich passierte, wird am 23. Dezember weiter verhandelt. Dann sollen auch jene Zeugen gehört werden, die nicht erschienen sind. Darunter auch eine weitere, angeblich an der Tat beteiligte, Person.

* Alle Namen geändert