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Erstmalig beschäftigt sich mit dem Sozialausschuss ein Gremium des Stadtrates mit dem Thema Das Freibad zu erhalten, ist möglich

Von Ulrich Meinhard 27.02.2015, 02:19

Die drohende Schließung des Freibades ist offenbar eines der gegenwärtig am meisten diskutierten Stadtthemen in der Öffentlichkeit. Mit der Problematik hat sich jetzt der Sozialausschuss als erstes Gremium der Stadträte befasst. Am 19. März soll der Stadtrat eine Entscheidung fällen.

Schönebeck l Die Schönebecker Stadträte stehen vor einer schwierigen Entscheidung. Sie müssen darüber befinden, ob das Freibad in der Barbarastraße geschlossen wird oder nicht. Für notwendige Reparaturen müssten schnell etwa 170 000 Euro locker gemacht werden (Volksstimme berichtete). Geld, das in dieser Höhe nicht eingeplant ist. Das Thema ist am Mittwochabend im Jugend-, Frauen- und Sozialausschuss diskutiert worden. Dieser Ausschuss war der erste der Stadtrat-Gremien, der sich mit dieser Problematik beschäftigte.

Dass die Stadtverwaltung das Freibad gerne schließen will, ist bereits mehrfach berichtet worden. Eine entsprechende Beschlussvorlage empfiehlt den Stadträten, kein Geld mehr in die Ertüchtigung der Anlage zu investieren. Demnach wird es also keine Lösungsvorschläge von Seiten der Verwaltung geben, will Thomas Mogge (Fraktion FDP/ Rettet die Altstadt), der die Sitzung leitet, im Sozialausschuss wissen. Die Antwort des zuständigen Dezernenten Joachim Schulke: "Nein."

Dabei lässt er durchaus seine persönliche Verbundenheit mit dem Freibad durchblicken: "Wenn es nur nach mir ginge, gerne - ich bin da aufgewachsen", sagt der Wassersport betreibende Verwaltungsmitarbeiter. Aber es gehe danach, was der Haushalt der Stadt hergebe - jedenfalls seien für 2015 die notwendigen Mittel nicht vorhanden.

Thomas Mogge hakt trotzdem nach: "Und was, wenn der Stadtrat `nein` zur Schließung sagt?" Die Antwort des Dezernenten: "Dann müsste festgesetzt werden, aus welchem anderen Bereich das Geld herausgenommen werden soll, welche Straße etwa nicht saniert werden soll." Er stellt auch klar, dass eine zeitweilige Außerbetriebnahme des Freibades unpraktikabel sei. Wenn keine Unterhaltungsmaßnahmen mehr stattfinden, sei das Aus besiegelt, es müsse vom Markt genommen werden. Ein Wiederhochfahren nach zwei oder drei Jahren sei nicht möglich.

Das Freibad ist 1995 über den zweiten Arbeitsmarkt und unter Anleitung von Fachfirmen umfänglich saniert worden. Vor 20 Jahren verfügte die Stadt also über ein modernes Bad, wie Schulke sagt. Seither sei dort nur das Notwendigste gemacht worden. Zwar sei auch die Chlorgasanlage auf "einem guten technischen Stand", aber Verschleißteile müssten ersetzt werden. Außerdem sind Leitungen an den Becken undicht.

Nein, Rücklagen seien in den vergangenen 20 Jahren nicht getätigt worden. "Das kann die Stadt Schönebeck nicht", sagt der Dezernent. Den Hinweis von Stadträtin Marlis Ekrutt (CDU) auf eine Quersubventionierung, beziehungsweise der Übernahme des Freibades durch die Stadtwerke (was auch der parteilose Stadtrat Mark Kowolik bereits vorgeschlagen hatte), konterte Schulke mit dem Hinweis, dass die Stadt seit Jahren mit den "Städtischen Sportstätten" über einen Betrieb gewerblicher Art verfüge, über dessen Gewinn- und Verlustrechnung Steuern an die Stadt zurückfließen. Diese Variante helfe Geld zu sparen und sei günstiger, als das Freibad durch die Stadtwerke betreiben zu lassen.

"Ich denke es macht nur Sinn, mit dem Auslaufen der Betriebserlaubnis für die Volksschwimmhalle beides neu zu errichten", schlägt Stadtrat Matthias Menzel (CDU) vor.

Dezernent Joachim Schulke sieht das ähnlich. "Muss ich jetzt Geld ausgeben für eine Notreparatur? Lieber einen Schnitt machen und schauen, ob wir den Neubau vorziehen können", argumentiert er. Zustimmung kommt von Stadträtin Ina Bühring (Die Linke). "Das wäre der richtige Weg", betont sie.

Marlis Ekrutt gibt in der Runde die Bürgermeinung wieder. Die Schönebecker seien der Ansicht, so habe sie es in mehreren Gesprächen erfahren, dass die Schließung des Freibades der Anfang von weiteren Einbrüchen in der Stadt sei. Was folge als nächste Sparmaßnahme, werde gefragt.

Matthias Menzel unterbreitet den Vorschlag, vom durch die Schließung eingesparten Geld in den Sommerferien einen Bus zu finanzieren, mit dem Kinder aus einkommensschwachen Familien etwa zum Freibad in Barby gefahren werden. Eine Idee, die auch Thomas Mogge und Ralf Arndt (Bündnis90/Grüne) reizvoll finden. Ganz im Gegensatz zu Joachim Schulke. Die Stadt könne keine Ferienfreizeiten anbieten, winkt er ab. Zudem wäre die Versicherungsfrage zu klären und, wer denn die Kinder betreut. "Ich kann keinen Stadtangestellten in eine andere Stadt zur Arbeit schicken."

Ein bisschen geht die Bemerkung von Matthias Menzel unter: "Mit gutem Willen kann man viel erreichen." Thomas Mogge lässt über die Beschlussvorlage zur Schließung nicht abstimmen, sie wird nur zur Kenntnis genommen: "Ich denke, darüber wird in den Ausschüssen noch beraten werden."