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Landtagswahl Heute in einem Jahr soll der Landtag neu gewählt werden

Heute auf den Tag genau in einem Jahr soll die Wahl zum 7. Landtag
Sachsen-Anhalts stattfinden. Die Parteien und Wählergruppierungen wissen
das. Sie bringen ihre besten Frauen und Männer bereits in Position -
teilweise begleitet von leichten Komplikationen.

Von Olaf Koch 13.03.2015, 02:22

Schönebeck/Staßfurt | Im Grunde kommt es einem kleineren politischen Erdbeben gleich: CDU-Kreisvorsitzender Gunnar Schellenberger hat bei der Nominierung einen Gegenkandidaten und gewinnt das Kopf-an-Kopf-Rennen nur knapp, SPD-Kreisvorsitzender Seluan Al-Chakmakchi verliert in Bernburg gegen einen unbekannten Bewerber, und die politischen Schwergewichte der Partei Die Linke, Sabine Dirlich und Gudrun Tiedge, kandidieren für die Wahl zum Landtag im nächsten Jahr nicht mehr. Was passiert mit den Politikern im Salzlandkreis, und warum rebelliert die Parteibasis gegen einige Köpfe?

In der nächsten Woche wird der Ältestenrat im Landtag Magdeburg den Termin für die Wahl 2016 bestimmen. Es ist aber davon auszugehen, dass der Urnengang genau heute in einem Jahr - also am 13. März - stattfinden wird. Am gleichen Sonntag ist bereits die Landtagswahl in Baden-Württemberg angesetzt. Aufgrund der demografischen Entwicklung, Sachsen-Anhalt verliert immer mehr Einwohner, mussten auch die Wahlkreise angepasst werden. Zwei Wahlkreise wurden aufgelöst, eine Vielzahl neu angepasst.

Der Salzlandkreis ist erneut in sechs Wahlkreise (17 bis 22) zugeschnitten. Prägnanteste Änderung: Das Gebiet der Stadt Calbe gehört nun zum Schönebecker Wahlkreis. Zudem gibt es einige Änderungen im Süden des Landkreises.

Dass ein Jahr womöglich eine denkbar knappe Zeitspanne für einen Wahlkampf sein kann, hat einige Parteien und Ortsvereine zum Handeln gezwungen. Sie nominieren nun ihre Frauen und Männer und bringen sie in Startposition. Eine der ersten ist Petra-Grimm-Benne (SPD), die die Sozialdemokraten im Wahlkreis 19 ins Rennen schicken werden. Die Mitgliederversammlung hat sie einstimmig gewählt.

Von so einem Ergebnis hat auch Gunnar Schellenberger geträumt. Der CDU-Kreisvorsitzende, der vor fünf Jahren das Direktmandat des Schönebecker Wahlkreises gewinnt, hat auf der Nominierungsversammlung plötzlich einen Gegenkandidaten. Christdemokraten vor allem aus dem Barbyer Lager überreden Torsten Pillat, gegen Schellenberger anzutreten. Hinter vorgehaltener Hand wird erzählt, dass einigen blassen CDU-Mannen die Kinnladen nach unten klappten, als die Barbyer plötzlich Pillat gegen Schellenberger ausriefen - gelebte Basisdemokratie sieht eben anders aus. In der Kampfabstimmung geht Schellenberger mit 22 Stimmen heraus, Pillat mit frischen 15 Stimmen. Das Ergebnis kann durchaus als "haarscharf" bezeichnet werden.

Ähnliches muss auch ein anderer Kreisvorsitzender miterleben. Sozialdemokrat Seluan Al-Chakmakchi, der im Wahlkreis 21 einen Gegenkandidaten hat, rauscht erbarmungslos durch und schrumpft zur Fußnote seines eigenen Traumes.

Beide Partei-Führer des Salzlandkreises, Gunnar Schellenberger und Seluan Al-Chakmakchi, nehmen das Ergebnis äußerlich gelassen, doch die innerliche Gemütsfassung sieht anders aus, wie von Parteikollegen berichtet wird. Beide, Schellenberger und Al-Chakmakchi, genießen in ihren Ortsvereinen offenbar nicht die volle Rückendeckung. Beiden wird nachgesagt, dass sie teilweise bestimmend mit ihren Ortsvereinen umgehen würden. Der Bernburger Al-Chakmakchi gilt in seinem Ortsverband als so unbeliebt, dass er parteipolitisch nach Güsten wechselt. Und bei Gunnar Schellenberger zeigt sich, dass längst nicht alle Christdemokraten von seiner Politik so begeistert sind wie er selbst. Es knirscht gewaltig im roten und schwarzen Vorsitzenden-Gebälk.

Doch in einem Jahr wird kein Wähler hinterfragen, ob die Kandidaten einstimmig oder knapp nominiert wurden. Sie werden in einigen Bereichen sowieso gegen unbekannte Gesichter antreten. Vor allem bei der Linkspartei in den Wahlkreisen Schönebeck und Wanzleben wird das deutlich. Sabine Dirlich möchte nach mehr als 20 Jahren Landtag nicht mehr kandidieren. Gleiches trifft auf Gudrun Tiedge zu. Beide müssen nun Nachfolger in ihren Wahlkreisen finden, diese ihren Genossen vorstellen und am Ende auch überzeugen. Das wird spannend.

Die Bündnisgrünen werden das "Wahl"-Pferd nicht von hinten aufzäumen. "Wir wollen erst unser Programm verabschieden und danach geeignete Kandidaten suchen", berichtet Andreas Gernegroß, Kreisvorsitzender von Bündnis 90/Die Grünen. Der Fahrplan sieht vor, dass die Nominierungen erst Ende August bei einem Parteitag in Bernberg durchgeführt werden sollen.

In gleicher Wartestellung befindet sich die FDP: Die Liberalen mit der Margentafarbe wollen ebenfalls erst im Sommer Namen nennen. "Aber ich kann jetzt schon sagen, dass wir in allen Wahlkreisen gute und starke Kandidaten haben werden", so FDP-Kreisvorsitzender Johann Hauser angesprochen auf die zurückliegenden Wahldebakel in anderen Bundesländern.

Im Grunde lähmen derzeit laufende Bürger- und Oberbürgermeisterwahlen in Teilen des Kreises sowieso eine abschließende Kür. Deshalb sind erst einige Wahlkreise besetzt: Hier ein Überblick: Wahlkreis Staßfurt: CDU nominiert heute Abend; Wahlkreis Aschersleben: Detlef Gürth (CDU); Wahlkreis Schönebeck: Gunnar Schellenberger (CDU), Petra Grimm-Benne (SPD); Wahlkreis Wanzleben: CDU nominiert im April, SPD gestern Abend; Wahlkreis Bernburg: CDU gestern Abend, Hagen Neugebauer (SPD); Wahlkreis Köthen: Ronald Mormann (SPD).

Ebenfalls noch nicht positioniert sind die Wählergemeinschaften - genauso wie die AfD. Die Partei scheint nach den Wahlerfolgen des vergangenen Jahres in Sachsen, Thüringen und Brandenburg noch im Schampus-Freuden-Taumel zu sein. Denn wie sonst ist zu erklären, das eine Anfrage der Volksstimme bis gestern unbeantwortet bleibt?