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Amtsgericht Schönebeck Mann greift Zeugen im Gericht an

30.03.2015, 15:41

Schönebeck (dw) Zu einem Zwischenfall ist es Montagmorgen im Schönebecker Amtsgericht gekommen. Der Besucher einer Verhandlung griff einen Zeugen an. Er warf mit einem Stuhl nach ihm. Der Zeuge wurde dabei verletzt. Beide sitzen nun eine Woche hinter Gittern. Als die Verhandlung gegen 9.30 Uhr eröffnet werden soll, passiert das Unfassbare.

Ein Mann erhebt sich aus den Besucherreihen und stürmt auf den Zeugen zu, der gerade zur Tür herinkommen will. Beide müssen sich kennen, heißt es später. Der Zuschauer greift einen Stuhl, wirft und trifft zuerst die Tür. Danach folgt er mit dem Stuhl in der Hand dem Zeugen, der in den Flur geflüchtet ist. Der Besucher wirft erneut. Der fliehende bekommt den Stuhl ab und wird dabei verletzt. Nach Aussagen von Einsatzkräften vor Ort soll er sich einen Unterarm gebrochen haben. Trotz des Tumults zeigt Richter Eike Bruns Nerven. Durch die sofort herbeigeeilten Wachleute des Hauses lässt er die beiden Männer, sie sind zwischen 30 und 40 Jahre alt, trennen und festhalten. Die Polizei wird gerufen. Auch der Notarzt. Der Richter unterbricht die Verhandlung.

Für das ungebührliche Verhalten bei Gericht spricht Eike Bruns gegen die Streitenden eine Ordnungshaft aus. Sie müssen für eine Woche hinter Gitter. Dagegen legen die Männer sofort Beschwerde ein. Diese wird derzeit vom Oberlandesgericht Naumburg geprüft. Sofort beginnt auch die Arbeit der Staatsanwaltschaft und der Polizei. Die Ordnungshüter vernehmen Zeugen. Sie untersuchen den Tatort. Der Stuhlwerfer wird sich wegen gefährlicher Körperverletzung verantworten müssen. Auch im Amtsgericht wird das Thema zur Sprache kommen. "Wir warten alle berichte ab und werden unser Vorgehen im Haus analysieren", sagt Direktorin Sigrun Lehmann. Grundsätzlich, so die Gerichtschefin, seien die Sicherheitsstandards sehr hoch. "Im Eingangsbereich sorgt der Wachtmeisterdienst dafür, dass keine Waffen oder andere gefährliche Gegenstände in das Haus gelangen. Jeder Besucher wird kontrolliert." Wenn ein Fall mit besonderer Brisanz verhandelt werden, hätten die leitenden Richter zudem die Möglichkeit Polizeibegleitung und mehr Wachschutz für den Saal anzufordern. Doch das sei im Fall der Strafrichteranklage am Montagmorgen, so die Erfahrung, nicht von Nöten gewesen, sagt Sigrun Lehmann. Auch Richter Eike Bruns sagt: "Dass es zu einer Milieuauseinandersetung kommt, war so nicht abzusehen." Das Amtsgericht erwägt, so die Leitung, die Sachbeschädigung zur Anzeige zu bringen. Ein Haufriedensbruch, so Sigrun Lehmann, liege nicht vor, weil die Verhandlung öffentlich gewesen sei und die Besucher ordnungsgemäß eingelassen wurde. Die eigentlich geplante Hauptverhandlung ist auf einen unbestimmten Termin vertagt. "Dann mit entsprechenden Sicherungsmaßnahmen und ausreichend Polizei", so Richter Bruns.